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Verfassungsrechtliche Grenzen der europäischen Integration
nationale Verfassungsrealität und Verfassungsrechtsprechung zwischen Integration und Abgrenzung
Brigitte Begrich
Art der Arbeit
Dissertation
Universität
Universität Wien
Fakultät
Rechtswissenschaftliche Fakultät
Betreuer*innen
Theodor Öhlinger ,
Peter Fischer
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Alle Rechte vorbehalten / All rights reserved
DOI
10.25365/thesis.15131
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-29145.20573.822455-8
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(Print-Exemplar eventuell in Bibliothek verfügbar)

Abstracts

Abstract
(Deutsch)
Der europäische Integrationsweg hat mit dem Vertrag von Lissabon seinen bisherigen Höhepunkt erfahren. Doch das Ringen um ein Verfassungsvertragswerk, das von der ersten Ratifizierung des gescheiterten Vertrags über eine Verfassung für Europa (VVE) im November 2004 bis hin zur gerichtlich erzwungenen Unterschrift des tschechischen Präsidenten Václav Klaus im November 2009 fünf Jahre in Anspruch nahm, hinterlässt Zweifel an einer möglichen weiteren Vertiefung der europäischen Integration. Diese Arbeit hat sich das Ziel gesetzt, aus dem Blickwinkel der eindrücklichen konstitutionellen Divergenz in den einzelnen Mitgliedstaaten die verfassungsrechtlichen Hintergründe, Hürden und Hindernisse der Integrationsfähigkeit darzustellen, aber auch die Möglichkeiten aufzuzeigen, die den nationalen Verfassungsgerichten in den einzelnen Mitgliedstaaten eröffnet werden, auf die Gestaltung der europäischen Integration Einfluss zu nehmen. Vor diesem Hintergrund wird die Arbeit von folgenden Thesen getragen: 1. Die nationalen Verfassungen der Mitgliedstaaten sind durch ihre jeweilige Souveränitätsgeschichte bedingt. 2. Der Fortgang der europäischen Integration hängt stark von den nationalen Verfassungen und damit von der Souveränitätsgeschichte der Mitgliedstaaten ab und ist nur im Rahmen der jeweiligen nationalen Verfassungsstrukturen möglich. 3. Die divergierenden Anforderungen und systemimmanenten Integrationshemmnisse der nationalen Verfassungen führen zu verfassungsrechtlichen Hürden und Schranken im Rahmen der europäischen Integration. 4. Die nationalen Verfassungsgerichte können im Rahmen ihrer nationalen Kompetenzen zu gewichtigen Vetospielern in Bezug auf die europäische Integration werden. 5. Je fortgeschrittener die europäische Integration sein wird, desto eindeutiger werden die Eingriffe in die Souveränität und damit in die Verfassungen der Mitgliedstaaten und desto gewichtiger wird die Rolle der entscheidungsberufenen nationalen Verfassungs¬gerichte als Vetospieler im Rahmen der Europäischen Integration sein. Im ersten Teil wird die Verfassungsgeschichte in Europa als Geschichte der Souveränität der einzelnen Staaten dargestellt. Es werden Unterschiede und Gemeinsamkeiten in der jeweiligen nationalen Verfassungskultur herausgearbeitet, um die aktuellen Verfassungskonzeptionen verständlich zu machen. Im zweiten Teil werden exemplarisch die unterschiedlichen Voraussetzungen und Schutzmechanismen aufgezeigt, welche die jeweiligen Verfassungen zur Sicherung ihrer Kompetenzen vorsehen. Hier geht es va um die Frage, inwiefern nationale Verfassungen überhaupt eine Integration zulassen, bzw an welche verfassungsrechtlichen Grenzen die fortschreitende Integration stoßen kann. Daran anschließend werden die unterschiedlichen Sichtweisen der Mitgliedstaaten auf das EU-Recht dargestellt, um daraus Schlussfolgerungen auf die Integrationsgesetzgebung der Länder ziehen zu können. Schließlich werden anhand der Systeme nationaler Verfassungsgerichtsbarkeit die divergierenden nationalen Möglichkeiten einer gerichtlichen Geltendmachung von möglichen Verfassungsverstößen dargestellt, um die Haltungen der Höchstgerichte in Bezug auf die Vorrangdebatte zu verstehen. Im dritten Teil wird mit Bezug auf den gescheiterten VVE und auf den in Kraft getretenen Vertrag von Lissabon anhand der Rechtsprechung der höchsten nationalen Gerichte Spaniens, Deutschlands und der Tschechischen Republik die aktuelle Diskussion zum Verhältnis von nationalem Recht und Unionsrecht dargestellt. Durch die Erläuterung der Souveränitätsgeschichte der Staaten der EU in ihrer heutigen Form, durch die Darstellung einer eindrücklichen Divergenz in den Verfassungsstrukturen der Mitgliedstaaten im Rahmen eines Vergleichs dieser Verfassungsstrukturen – in bewusst exemplarischer Weise – und schließlich durch die Darstellung der nationalen Verfassungsrechtsprechung dreier ausgewählter Mitgliedstaaten mit aktuellstem Bezug, wird anhand der oben dargestellten fünf Thesen einerseits die unterschiedliche konzeptionelle Sicht- und Vorgehensweise der einzelnen Staaten in Bezug auf die europäische Integration verdeutlicht, andererseits wird ein Erklärungsversuch unternommen, warum einzelne EU-Mitgliedstaaten im Rahmen ihrer Integrationsrechtsprechung eine hervorgehobene Stellung einnehmen können und diese auch einnehmen. In einer abschließenden Betrachtung wird am Ende der Arbeit auf Grundlage der dargestellten Erwägungen auch die Frage beantwortet, ob der zu beschreitende Integrationsweg politisch getragen ist oder primär verfassungsrechtlichen Vorgaben folgt.
Abstract
(Englisch)
The European path of integration has experienced its present peak with the Treaty of Lisbon. The struggle for a constitutional agreement took five years from the first ratification of the failed Treaty establishing a Constitution for Europe (TCE) in November 2004 to the judicially forced signature of the Czech president Václav Klaus in November 2009 of the Treaty of Lisbon. The challenging process of signing the agreement leaves doubts about a possible and further deepening of European integration. This paper aims at explaining both, the constitutional setting, hurdles and obstacles of the ability to integrate from the perspective of meaningful constitutional divergences between Member States and the demonstration of possibilities for the national constitutional courts in the Member States to exert influence on the design of European integration. Against this background, the paper is supported by the following theses: 1. The national constitutions of the Member States are conditioned by their respective history of sovereignty. 2. The progress of European integration intensely depends on the national constitutions, and thus on the history of sovereignty of the Member States and is only possible within the respective national constitutional structures. 3. Internal integration obstructions and divergent requirements in national constitutions lead to constitutional obstacles and barriers within European integration. 4. Within their national competence the national constitutional courts can become important veto players with regard to European integration. 5. In the course of the further European integration, the sovereignty and thus the constitutions of the Member States will be affected more severely and therewith the role of national constitutional courts as veto players in the context of European integration will become more important. In the first part Europe’s constitutional history is described as the history of sovereignty of the individual states. Differences and similarities in the respective national constitutional culture are being identified in order to explain the current concepts of constitutions. The second part exemplarily shows the respective constitutions’ different requirements and safeguards in order to secure their authority. This mainly concerns the question of whether or not and to what extent national constitutions allow integration at all and which constitutional limits can be encountered by an advancing integration. Subsequently, the different views of the Member States on EU law are being presented to draw conclusions on the countries’ integration legislation. Finally and in order to understand the attitudes of the highest courts on the primacy debate the divergent national possibilities of a judicial enforcement of possible constitutional violations are being explained on the basis of national constitutional jurisdiction. Taking into view the case-law of the highest national courts of Spain, Germany and the Czech Republic and considering the failed TCE as well as the Lisbon Treaty being in effect the third part explains the current debate on the relationship between national and EU law. By explaining the history of sovereignty of the EU Member States in its current form, by presenting a meaningful divergence in the constitutional structures of Member States in a comparison of these constitutional structures – in a deliberately exemplary way –, and finally by showing the latest national constitutional jurisdiction of three selected Member States two achievements are accomplished: on the one hand, the different conceptual views and approaches of the individual states on European integration are being clarified on the basis of the five theses presented above. On the other hand an approach is made as to why certain EU Member States are able to have and in fact do assume an emphasized position within their integration jurisdiction. In a final viewing that is based on the foregoing considerations, the question is answered as to whether the path of integration is of political nature or primarily follows conditions under constitutional law.

Schlagwörter

Schlagwörter
(Englisch)
constitution EU Europe integration constitutional jurisdiction comparitive law Treaty of Lisbon Treaty establishing a Constitution for Europe constitutional history sovereignty
Schlagwörter
(Deutsch)
Verfassung EU Europa Integration Verfassungsrechtsprechung Verfassungsvergleich Rechtsvergleich Vertrag von Lissabon Vertrags über eine Verfassung für Europa Verfassungsgeschichte Souveränität
Autor*innen
Brigitte Begrich
Haupttitel (Deutsch)
Verfassungsrechtliche Grenzen der europäischen Integration
Hauptuntertitel (Deutsch)
nationale Verfassungsrealität und Verfassungsrechtsprechung zwischen Integration und Abgrenzung
Paralleltitel (Englisch)
Constitutional limitations of European integration ; national constitutional reality and constitutional jurisdiction between integration and differentiation
Publikationsjahr
2010
Umfangsangabe
IX, 237, A1 - A6 S.
Sprache
Deutsch
Beurteiler*innen
Theodor Öhlinger ,
Peter Fischer
Klassifikationen
86 Recht > 86.06 Rechtsvergleichung, Rechtsvereinheitlichung ,
86 Recht > 86.44 Staatsrecht, Verfassungsrecht: Allgemeines ,
86 Recht > 86.86 Europarecht: Allgemeines
AC Nummer
AC08723744
Utheses ID
13575
Studienkennzahl
UA | 083 | 101 | |
Universität Wien, Universitätsbibliothek, 1010 Wien, Universitätsring 1