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Straßenumbenennungen in Wien als Medien von Vergangenheitspolitik
1910-2010 ; mit besonderer Berücksichtigung der Gender- Problematik
Birgit Nemec
Art der Arbeit
Diplomarbeit
Universität
Universität Wien
Fakultät
Historisch-Kulturwissenschaftliche Fakultät
Betreuer*in
Siegfried Mattl
Alle Rechte vorbehalten / All rights reserved
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-29903.60905.167561-8
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(Print-Exemplar eventuell in Bibliothek verfügbar)

Abstracts

Abstract
(Deutsch)
Zu Straßenbenennungen und –umbenennungen sind aus historisch- kulturwissenschaftlicher Sicht einige Arbeiten publiziert worden. Nicht untersucht wurden unter diesem Gesichtspunkt jedoch Straßenumbenennungen in Wien, was den Ausgangspunkt meiner Diplomarbeit darstellt. In meiner Arbeit gehe ich von einem kulturwissenschaftlichen Vergangenheitsbegriff aus und verstehe Vergangenheit demnach als wesentliche Komponente der offiziellen Kultur und - in Form einer nationalen oder kollektiven Vergangenheit - als ein höchst bedeutungsvolles kulturelles Konstrukt. Straßenumbenennungen werden in der vorliegenden Arbeit als Medien von Vergangenheitspolitiken betrachtet. Ein zentraler Punkt meiner Analyse sind weiters die Akteure der vergangenheitspolitischen Prozesse und Maßnahmen, welche einen Eingriff in den Gedächtnisspeicher einer Stadt darstellen. Diese Akteure sind vom aktuellen Regime dazu befugt am Konstruktionsprozess der Vergangenheit aktiv mitzuwirken und sie definieren jene kausalen Verkettungen, die zu der als natürlich empfundenen Gegenwart führen. Ich gehe in meiner Arbeit von einer weiteren zentralen Rolle dieser Akteure aus: Sie wählen die Heldinnen und Helden der Vergangenheit aus, auf die eine Gemeinschaft stolz zurückblickt und die wesentlich zur kollektiven Identität einer Gesellschaft oder eines Nationalstaates beitragen. Die Erinnerung an diese Heldinnen und Helden und die Manifestation ihrer Ehrwürdigkeit geschieht unter anderem im öffentlichen Raum. Dies äußert sich beispielsweise durch die Benennung von Straßen, Plätzen, Denkmälern und Gedenktafeln. In meiner Arbeit beobachte ich, dass hier eine offizielle Version der Vergangenheit in den Bereich der Zeichen - in die Semiosphäre – überführt wird. Doch die Bedeutung und die Bewertung der zuvor genannten Heldinnen und Helden können variieren. In der Semiosphäre der Stadt schlagen sich diese Veränderungen nieder: es kommt zu Umbenennungen von Straßen und Plätzen und die Vergangenheit wird umgeschrieben. Straßennamen, die auch als „Stadt- Texte“ bezeichnet werden können, sind gemäß meiner Prämisse Teil des städtischen Alltags. Sie werden von den Bewohnern der Stadt meist als alltäglich empfunden und unbewusst „erlebt“. Weiters gehe ich in der vorliegenden Arbeit davon aus, dass ein Wechselspiel aus Konsens und Konflikt auf den Entscheidungsebenen zu vergangenheitspolitischen Maßnahmen führt. Daher sind jene Prozesse und Politiken, die zu Umbenennungen führen, ein wichtiger Aspekt meiner Untersuchung. Der Diskurs um Umbenennungen soll in meiner Arbeit analysiert und dekonstruiert werden. Ich verstehe Straßennamen als Medien des Gedächtnisspeichers einer Stadt. Die Zielsetzung der Arbeit ist daher die Funktionsweise dieses Speichers zu analysieren. Ich beziehe mich im theoretischen Teil der Arbeit vor allem auf kulturwissenschaftliche Ansätze aus dem Bereich der Semiotik, der Gedächtnistheorien und der Untersuchung des urbanen Raumes. In der vorliegenden Arbeit gebe ich einen Abriss über die Entwicklung der Straßenbenennung in Wien. Anschließend werden die Ergebnisse meiner empirischen Arbeit mit Quellen zu Straßenumbenennungen in Wien von 1910-2008 thematisch und chronologisch aufgearbeitet. In der Form von Mikro- Histoires werden einzelne Fallbeispiele mit den zuvor entwickelten Analyseinstrumenten bearbeitet. Im letzten Kapitel der Arbeit widme ich mich der Verortung von Frauen in der wiener Straßenbenennung. Meine Untersuchung ergab, dass Frauen in der Wiener Straßenbenennung unterrepräsentiert sind. Dieser Diagnose wurde daher im Detail nachgegangen und die Politiken, die zu diesem Ergebnis in der Benennungspolitik geführt haben, wurden untersucht. In einem Ausblick werden die Möglichkeiten, die eine anschließende serielle Auswertung des Materials bieten würde, so wie die Aussicht auf eine Gender- sensiblere Benennungspolitik in der Zukunft besprochen.

Schlagwörter

Schlagwörter
(Englisch)
renaming names streets Vienna gender
Schlagwörter
(Deutsch)
Straßenumbenennungen Wien Vergangenheitspolitik Frauen Gender Stadt
Autor*innen
Birgit Nemec
Haupttitel (Deutsch)
Straßenumbenennungen in Wien als Medien von Vergangenheitspolitik
Hauptuntertitel (Deutsch)
1910-2010 ; mit besonderer Berücksichtigung der Gender- Problematik
Publikationsjahr
2008
Umfangsangabe
166 S. : Ill., graph. Darst.
Sprache
Deutsch
Beurteiler*in
Siegfried Mattl
Klassifikation
15 Geschichte > 15.07 Kulturgeschichte
AC Nummer
AC07098137
Utheses ID
1587
Studienkennzahl
UA | 312 | | |
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