Detailansicht
Die frühen Porträts von Oskar Kokoschka
Studien zu den Einzelbildnissen von 1906 bis 1925 ; ein bisher unbekanntes Porträt
Else Lowitzer-Hönig
Art der Arbeit
Diplomarbeit
Universität
Universität Wien
Fakultät
Historisch-Kulturwissenschaftliche Fakultät
Betreuer*in
Friedrich Teja Bach
DOI
10.25365/thesis.2300
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-29734.99033.734465-4
Link zu u:search
(Print-Exemplar eventuell in Bibliothek verfügbar)
Abstracts
Abstract
(Deutsch)
ABBILDUNGEN: nur in PRINTAUSGABE! --
In der umfangreichen Literatur über Oskar Kokoschka wurden aus der großen Gruppe
der Porträts als geschlossene Gruppe bisher nur die Selbstporträts und teilweise die
Landschafts- und Städteporträts behandelt. Meine Untersuchung beinhaltet erstmals die
gemalten frühen Einzelporträts von OK als vollständige Gruppe, beginnend mit den
ersten Bildnissen von 1906 bis Feber 1925. In diesem Zeitraum malte OK nicht nur die
größte Anzahl seiner Porträts, sondern es finden sich darunter auch die psychologisch
ausdruckstärksten Porträts.
Als bedeutender inhaltlicher Schwerpunkt folgt die Präsentation eines bisher „unbekannten
männlichen Porträts“ von 1906. Es handelt sich dabei um das erste von OK
gemalte Porträt eines Mannes. Das Bild ist bis heute in keinem Werkverzeichnis enthalten
und war nie öffentlich ausgestellt. Die Provenienzen sind seit der Entstehungszeit
lückenlos belegt. Das Bild ist mit OK signiert und auf der Rückseite mit Somer 1906
datiert. Eine Stil-Analyse bestätigt die am Bild befindliche Datierung. Die stilistische
Einordnung, Signierung und Datierung und die Bildgeschichte werden eingehend dokumentiert.
Mit dem Auffinden dieses Bildes kann das Oeuvre OKs um ein Bild aus
seiner Anfangszeit erweitert werden.
Es werden auch „Grundsätzliche Fragen zum Porträt“ behandelt, wie die Entwicklung
des Begriffs Porträt, sowie die einzelnen Porträt-Typen. Die Entwicklung der Porträt-
Typen wird anhand von bildlichen Beispielen dokumentiert und der Bogen zu den von
OK verwendeten Porträttypen aufgezeigt. Das Leben und Werk eines Malers ist in das
jeweilige Zeit- und Geistesgeschehen eingebunden. Der „Zeitgeschichtliche Hintergrund“,
die Situation von Wien um 1900, reflektiert die OK beeinflussende Geisteshaltung
während seiner Ausbildungs- und frühen Schaffenszeit. Die künstlerischen Protagonisten
und die kulturelle Entwicklung hatten maßgeblichen Einfluss, einschließlich
richtungsbestimmender Institutionen wie Kunstgewerbeschule und Wiener Werkstätte.
Sie bildeten für den jungen OK das künstlerische Umfeld. Entscheidenden Einfluss auf
den jungen OK hatten zu Beginn Professor Schober, sein Zeichenlehrer an der Realschule
in Wien-Währing, der sein Talent erkannte und ihm ein Stipendium an der
Kunstgewerbeschule verschaffte, und Professor Carl Otto Czeschka, der ihn in seine
Klasse an der Kunstgewerbeschule aufnahm. Entscheidend war die Begegnung OKs mit
Adolf Loos, der das Genie in OK erkannte und zu seinem ersten Förderer wurde. Er
führte OK in den Kreis der führenden Wiener Intellektuellen ein, wie Karl Kraus, dem
Herausgeber der „Fackel“, und Peter Altenberg. Durch Vermittlung von Adolf Loos
kam OK zu Herwarth Walden, dem Galeristen und Herausgeber der Zeitschrift „Der
Sturm“ in Berlin; eine weitere entscheidende Begegnung. Durch die von Walden veranstalteten
Ausstellungen kam OK mit der führenden Avantgarde Europas in Kontakt. Im
Schaffen von OK spielen die Porträts der Frühzeit bis Anfang 1925 eine auch zahlenmäßig
herausragende Rolle. Allein in den Jahren 1906 - 1912 schuf OK 63 Einzelbildnisse,
in den folgenden 12 Jahren, bis Anfang 1925, sind es nur mehr 34 Bildnisse. Von
den im Werkverzeichnis von Winkler/Erling von 1906 bis Feber 1925 angeführten 185
Gemälden sind 128, mehr als zwei Drittel, Porträts. Die behandelten Einzelporträts umfassen
95 Bildnisse. Im Vergleich dazu gibt es 26 Landschafts- und Städteporträts und
31 Gemälde mit verschiedener Themenstellung. Um den Zugang zu OKs Werken zu
erleichtern wird „OKs Arbeitsweise“ untersucht und auch seine Art der Signierung und
Datierung, sowie die verwendeten Bildformate. Die Hintergrundgestaltung der Porträts,
meist eine indifferente, malerische Farbfolie, auch mit psychischem Ausdruckswerten,
wird analysiert. Die von OK verwendeten Porträt-Typen werden bildlich dokumentiert.
Der Untersuchung der „Expressionistischen Gestaltungselemente“ bei OK wird OKs
eigene Einstellung zum Expressionismus vorangestellt. OK wollte nicht als expressionistischer
Maler bezeichnet werden. Nach eigener Aussage interessierte er sich auch
nicht für die Formprobleme oder die moralischen Ideen der expressionistischen Maler.
An Porträt-Beispielen Deutscher Expressionisten wird OKs differenzierte Sicht, auch
hinsichtlich einer Einordnung in den Expressionismus, erkennbar. OKs Bilder zeigen
weder den großflächigen Farbauftrag mit komplementären Farbkontrasten, noch dicke
Konturen oder das Negieren der Lokalfarbe. OKs Auffassung vom Porträt ist auf Erfassung
der Psyche, auf Sichtbarmachung des inneren Zustandes seiner Modelle ausgerichtet.
Die psychologische Befindlichkeit war in dieser Art kein Charakteristikum der expressionistischen
Maler. In OKs Porträts sind die formalen Unterschiede nicht besonders
groß. Eine Analyse zeigt, dass OK das „Büstenporträt“ und besonders häufig das
„Halbfiguren-Porträt“ verwendet hat, wobei durch die Gestik der Hände eine zusätzliche
Charakterisierung erfolgte. Die Darstellung der Hände, und somit die Darstellung
der Gestik, hatte eine besondere Bedeutung. Anhand repräsentativer Beispiele werden
OKs diesbezügliche Darstellungsformen vorgestellt. Um OKs Porträtdarstellungen besser
zu verstehen wurden Bildanalysen durchgeführt. Chronologisch unterteilt wurden
signifikante Bildnisse ausgewählt, um OKs Porträt-Auffassung, die Entwicklung seiner
Malweise und Farbpalette sowie seine Kompositionsweisen zu untersuchen.
OKs Frühwerk wurde zur Entstehungszeit fast ausnahmslos negativ beurteilt und verletzend
kritisiert. Diese „Kritik“ erfolgte überwiegend anlässlich von Ausstellungen, wie
der Kunstschau Wien 1908, der Internationalen Kunstschau Wien 1909 oder der Hagenbund-
Ausstellung Wien 1911. Erfolge brachten erst die Internationalen Ausstellungen
von 1910 bis 1924. Nach allen Erfolgen wurde OKs Werk gemeinsam mit der gesamten
damaligen Avantgarde in der Ausstellung „Entartete Kunst“, München 1937 als entartet
abqualifiziert und verboten. Von OK, der bereits international anerkannt war, und auch
in fast allen deutschen Museen mit Gemälden, Aquarellen, Graphiken und Lithographen
vertreten war, wurden 184 Werke beschlagnahmt, die teilweise in der Ausstellung „Entartete
Kunst“ zu sehen waren. Aufgrund der politischen Situation verließ OK bereits im
Spätsommer 1934 Wien. Um künstlerisch und physisch zu überleben, musste OK in die
äußere Emigration gehen, zuerst nach Prag und im Herbst 1938 nach England.
Schlagwörter
Schlagwörter
(Deutsch)
Einzelbildnisse Analysen
Autor*innen
Else Lowitzer-Hönig
Haupttitel (Deutsch)
Die frühen Porträts von Oskar Kokoschka
Hauptuntertitel (Deutsch)
Studien zu den Einzelbildnissen von 1906 bis 1925 ; ein bisher unbekanntes Porträt
Publikationsjahr
2008
Umfangsangabe
100 S., [ca. 50] Bl. : zahlr. Ill.
Sprache
Deutsch
Beurteiler*in
Friedrich Teja Bach
Klassifikation
20 Kunstwissenschaften > 20.01 Geschichte der Kunstwissenschaften
AC Nummer
AC07090692
Utheses ID
1948
Studienkennzahl
UA | 315 | | |