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Nie mehr Sex!
über die Konstruktion von Geschlecht und Sexualität
Elisabeth Kittl
Art der Arbeit
Diplomarbeit
Universität
Universität Wien
Fakultät
Fakultät für Sozialwissenschaften
Betreuer*in
Bernhard Hadolt
DOI
10.25365/thesis.21833
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-30053.12745.684066-9
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(Print-Exemplar eventuell in Bibliothek verfügbar)
Abstracts
Abstract
(Deutsch)
Die der Arbeit zugrundeliegende Forschungsfrage lautete: Ist Begehren, gerichtet auf den körperlich intimen Kontakt mit anderen Personen – derzeit „Sex“ genannt - ohne den Motor von Geschlecht, Geschlechterrollen oder -identitäten vorstellbar? Diese Frage steht am Beginn einer ausführlichen Betrachtung von Geschlecht, Geschlechtsidentität, Lust und Begehren sowie Sex und sexuellem Verhalten bzw. Nicht-Verhalten.
Den Anfang macht eine Analyse von Geschlecht und Geschlechtsidentität und ihrer scheinbar naturgemäßen Verbindung zur arterhaltenden Heterosexualität. Die Kategorie Geschlecht wird hinterfragt und erschüttern, um zu einem Verständnis als politische, sozio-kulturelle und damit wandelbare Kategorie und nicht als natürliche Gegebenheit zu gelangen.
Die weitere Auseinandersetzung mit Geschlecht und Sexualität wird sich mit historischen, gesellschaftlichen und wissenschaftlichen Diskursen über die „Befruchtung“ bis zur Geschlechts-identität und gelebten Sexualität beschäftigen. Dafür werden Themen, wie die medizinische Beschreibung von Ei- und Samenzellen sowie deren Vereinigung, Diskussionen über uneindeutige Geschlechter bei der Geburt (Intersexualität), Studien zu Geschlechtsidentitätsentwicklung von Kleinkindern (dynamische Systemtheorie) und Pubertierenden (Sexual Script Theorie), anthropologisch und künstlerisch dargestellte Diver¬sitäten von Geschlechts- und Sexualitätsbetrachtungen, Normativitäten von Geschlecht und Geschlechtsbeziehungen, Ansätze aus der chinesischen Philosophie, Konstruktionen weiblichen Nicht-Begehrens, Fragen über den Sexualtrieb, das Genitalprimat und den Orgasmus, Meinungen über die Objektisierung des weiblichen Körpers sowie die Objektbeziehungstheorie, die schließlich den Sexualtrieb durch die Sehnsucht nach dem Wiedererleben der ersten Objektbeziehung ersetzt, kontestiert und in den Raum der Diskussion gestellt. Formal verfolgt die Arbeit die Strategie ausschließlich das generische Feminin zu verwenden, in der Annahme, dass die männliche Leserin wissen wird, wie sie sich in das Geschehen hineinzulesen hat.
Das vorläufige Ziel ist, durch die erotische Lust der Frau die Geschlechterasymmetrie im Bereich der Sexualität aufzuheben. Als Werkzeug und Technologie soll die Rolle der Frau im erotischen Spiel analysiert, rekonstruiert und ermächtigt werden. Es will nach einem neuen Drehbuch für lustvolles Begehren gesucht werden, ein solches, in dem alle Akteurinnen lustvoll begehrlich ihre Positionen verhandeln.
Schließlich wird mit Hilfe der Objektbeziehungstheorie gefragt, ob die Geschlechterdifferenz bzw. der Fokus auf die Geschlechtsorgane im Sinne des Genitalprimats Motor für ein körperliches Begehren der Menschen aneinander ist oder, es etwas anderes ist, das körperliches Begehren erzeugt. Die Argumentation will dazu führen, dass ein Beharren auf einer dichotomen Geschlechterdifferenz als Basis der Heteronormativität zur Erhaltung der Art endlich durchbrochen werden kann, um schließlich mit Hilfe von „Sex“ die Geschlechterkategorien an sich
ad absurdum zu führen.
Abstract
(Englisch)
At the beginning of an elaborate examination of sex, gender identity, lust and desire and sexual behaviour or non-behaviour stands the question: “Is desire, which aims at intimate bodily contact with other persons – actual named ‘sex’ – without the energy of sex (the biological gender), gender role and gender identity conceivable?”
At first heterosexuality and their apparently natural coherence with (anatomic and social) gender identity for species conserving will be tested. The categories of the anatomic gender will be questioned and shattered to understand categorisation as a political, socio-cultural and transformable issue instead of a natural and given fact.
Than historical, cultural and academic discourses from the egg and the sperm (Martin 1991) to gender identity and lived sexuality will be investigated. The concrete treated subjects are: the conjunction of egg and sperm, the ambiguous sex at birth (intersexuality), the development of gender identity from childhood on (dynamic systems theory and sexual script theory),
the normativity of gender and gender relationships, Chinese philosophical approaches of definition and transformation, the construction of the lack of female sexual desire, the actuality of the sexual drive and the genital primacy, the orgasm, the objectification of the female body, anthropological and socio-artistic views on sex and gender diversity and the object relations theory, which replaces the sex drive by the desire to relive the first object relations. Formally the paper will use solely the generic feminine form, “assuming that the male reader will know to read himself into the scene” (Della Grace 1993).
The temporary aim is to annihilate the gender asymmetry in the field of sexuality through the active lust of women. The role of women in the erotic game will be analysed, reconstructed and empowered as a tool and a technology. It is intended to search for a new script full of relish and desire, one that gives room for all actors to negotiate their positions.
Finally it will be questioned, if gender difference or the focus on the genital primacy is the necessary energy to create bodily desire to one another or, if it is something different that generates physical desire to one another.
The overall aim is breaking up the insisting on dualistic gender and gender difference as a basis of reproductionalist heteronormativity and to cause the categories of gender to be obsolete and reduced to the absurd in the long run with the help of “sex”.
Schlagwörter
Schlagwörter
(Englisch)
construction sex gender sexual desire queer
Schlagwörter
(Deutsch)
Konstruktion Geschlecht Sexualität Gender Begehren Queer
Autor*innen
Elisabeth Kittl
Haupttitel (Deutsch)
Nie mehr Sex!
Hauptuntertitel (Deutsch)
über die Konstruktion von Geschlecht und Sexualität
Paralleltitel (Englisch)
No more Sex! ; about the construction of sex
Publikationsjahr
2012
Umfangsangabe
119 S.
Sprache
Deutsch
Beurteiler*in
Bernhard Hadolt
Klassifikationen
71 Soziologie > 71.25 Sexualität ,
73 Ethnologie > 73.44 Sexualität, Geschlecht
AC Nummer
AC09561104
Utheses ID
19504
Studienkennzahl
UA | 307 | | |