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Erziehung zur Religion
Bilderbücher und Unterrichtsprogramme für jüdische Kinder aus evangelischer Perspektive
Susanne Lechner-Masser
Art der Arbeit
Dissertation
Universität
Universität Wien
Fakultät
Evangelisch-Theologische Fakultät
Betreuer*in
Gottfried Adam
Alle Rechte vorbehalten / All rights reserved
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-29966.93219.511262-5
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(Print-Exemplar eventuell in Bibliothek verfügbar)

Abstracts

Abstract
(Deutsch)
Erziehung zur Religion. Bilderbücher und Unterrichtsprogramme für jüdische Kinder aus evangelischer Perspektive. Die vorliegende Arbeit fragt aus evangelisch - christlicher Perspektive anhand ausgewählter Bilderbücher und Unterrichtsprogramme für jüdische Kinder nach dem religiösen Selbstverständnis, zu dem diese erzogen werden sollen. Dieses Vorhaben ließ die vorliegende Arbeit schnell zu einem grenzüberschreitenden, interreligiösen Projekt werden. Einblick in Bilderbücher und Unterrichtsmaterialien zu nehmen machte eine intensivere Beschäftigung sowohl mit gelebter jüdischer Religion, als auch eine Intensivierung jüdischer Studien erforderlich. Als ein Schwerpunkt der Untersuchung wurde deshalb das Augenmerk auf den Umgang mit biblischem Text gelegt, der Grundlage beider Religionen ist und hierin eine Möglichkeit bietet, Zugänge und Interpretationen zu vergleichen. Von diesem nicht zu trennen ist Strukturierung von Zeit, die das Gefüge einer Religion sehr wesentlich prägt. Die Bücher, die dieser Arbeit zu Grunde gelegt werden sollten, mussten der eingangs formulierten Fragestellung Anhaltspunkte bieten können und die Möglichkeit bieten, folgende während der Arbeit an diesem Projekt auftauchende Fragen zu beantworten, die dann auch während ihrer Analyse die Zugangsweise bestimmten: Was für ein grundsätzlicher Zugang der AutorInnen zu biblischem Text kann beobachtet werden und wie wird dieser im jeweiligen Buch fruchtbar gemacht? Wie werden wohlbekannte biblische Figuren dargestellt? Woher nehmen die AutorInnen Traditionen, die in christlichen Interpretationen nicht zu finden sind? Wie werden Brücken zwischen antiken Texten und modernem Leben geschlagen? Wie werden Texte im Leben der Kinder lebendig umgesetzt und welche Schwerpunkte werden dabei gesetzt? Welches grundlegende Verhältnis zu Gott wird den Kindern vermitteln? Welche Haltungen zu sich selbst und zu ihren Mitmenschen soll in den Kindern hervorgerufen werden und welches Verhalten wird erwartet? Wie wird ihr Selbstverständnis als Teil der weltweiten jüdischen Gemeinschaft aufgebaut? Letztendlich wurden der Untersuchung folgende Bilderbücher und Unterrichtsprogramme zu Grunde gelegt: Zwei Bilderbücher der Autorin Dina Rosenfeld, A Little Boy named Avram und Kind Little Rivka in den deutschen Fassungen Von einem kleinen Jungen, der Avram hiess (1989) und Liebe kleine Rivka (1998), und zwei Unterrichtsprogramme, My Weekly Sidrah (engl.) der AutorInnen Joel Grishaver und Melanie Berman, und J.E.L.E.D. (Jewish European Learning Experience DotNet), dt. Lehrmittel für den jüischen Unterricht, ein niederländisches Programm von Henny van het Hoofd/ Marchien Meyer, für den deutschen Sprachraum adaptiert von Eva Pruschy, Zürich. Diese wurden unter Berücksichtigung ihrer Grundstruktur wie folgt besprochen: Autorenschaft, Verlag, Text, Aufbau, Verstehenshorizont, Inhalt, einfließende jüdische Tradition, bildliche Darstellung und Aspekte der Didaktik. Es konnte gezeigt werden, dass sowohl Übereinstimmungen als auch Unterschiede zwischen jüdischem und christlichem religiösen Selbstverständnis sich durch alle Ebenen von Religion ziehen. Diese wurden weniger an Lehrinhalten (die sehr wohl unterschiedlich oder ähnlich formuliert werden mögen) festgemacht, als vielmehr an gelebter und erlebter Religion, wie sie sich im Denken, Fühlen und Handeln ausdrückt. Besonders anhand der Erzählungen über die biblischen Figuren in den Bilderbüchern konnten spezifische jüdische Zugänge zu biblischem Text dargestellt werden, die die beobachtete, den biblischen Text erweiternde und inerpretierende Tradition ermöglichen. An den Unterrichstsprogrammen wiederum konnte dargestellt werden, wie biblische Texte, die aus evangelisch- christlicher Perspektive kaum Bedeutung zu haben scheinen, für jüdische Kinder interpretiert und umgesetzt werden, und wie das Selbstverständnis der Kinder als jüdische Kinder im religiös strukturierten Alltag gefestigt wird. Beide Unterrichtsprogramme verankern fundamentale religiöse Werte wie Verhalten zu Gott und den Mitmenschen, Umgang mit Schuld, Regeln als lebensfördernde Basis gegenüber Gott und gegenüber den Mitmenschen, Vergebung, Nächstenliebe oder Vertrauen zu Gott; dies gerade in jenen Texten, die aus evangelisch - christlicher Perspektive oft als Gesetz im Gegensatz zu neutestamentlicher Liebe betrachtet werden und dadurch unberücksichtigt bleiben. Jüdische Interpretation zu kennen bedeutet daher, Unterschiede und Übereinstimmungen zu erkennen und damit umzugehen. Es bedeutet wahrzunehmen, dass viele der entdeckten Umsetzungen bibllischen Textes in aktuelle, für die Kinder relevante Themen durchaus für christliche Kinder fruchtbar gemacht werden können. Es bedeutet umgekehrt auch, Grenzen der Übernahme jüdischer Auslegungstradition anzuerkennen. Nicht um die unreflektierte Übernahme bestimmter Traditionen geht es, sondern um respektvolle Anerkenntnis jüdischer Zugänge zu biblischem Text und der aus diesem und aus der jüdischen Geschichte erwachsenen jüdischen Tradition und Lebensweise. Dies kann dazu führen, von dem spezifischen Umgang mit biblischen Text zu lernen, praktisch vernachlässigte biblische Texte neu zu entdecken und für eigene Interpretation fruchtbar zu machen, sowie christliche Identität neu zu überdenken.
Abstract
(Englisch)
Religious Education. Storybooks and Educational Programmes for Jewish Children as seen from a Lutheran - Christian Perspective. This research takes a closer look at the Jewish religious consciousness as seen from a Lutheran - Christian perspective. Storybooks and teaching materials used to guiding Jewish children to their religion have been selected. Once I started, my research developed into a cross-boarder inter-religious project. Taking a closer look at Jewish literature meant taking a closer look at Jewish religious practice, the Jewish tradition with its specific method of interpretation of the Hebrew Bible and enhancing my studies in Jewish culture and rabbinic literature. Therefore one of the focal points of this research was a closer look at Jewish approach to biblical texts, which both religions are based on, and a closer look at Jewish religious approach to time, which ist characterizes religious life. The books I decided to take as a basis for this research were to reveal answers to the question at the beginning of the project as well as to the following questions that arose during this research and determined my own approach: How does Jewish interpretation treat biblical text in general, and how are those texts both religions are based on, then transposed into religious education? How does Jewish religious education speak of biblical figures well known to both religions? Where do Jewish interpretations take their stories from, that are different to Christian traditions? How do the authors establish ties between antique texts and present day life? How is the biblical text to be transferred into a meaningful and relevant context for today, and which focal points are used? How is the relationship to God described to Jewish children? What kind of attitude towards the world is given? How are children expected to behave towards themselves and their fellow human beings? How are children educated to see themselves as members of a special Jewish worldwide community? Eventually I decided to base this dissertation on: Two storybooks written by Dina Rosenfeld, A little boy named Avram and Kind little Rivka in their German editions Ein kleiner Junge, der Avram hiess und Liebe kleine Rivka, two religious educational programmes, My Weekly Sidrah by Joel Grishaver and Melanie Berman, and J.E.L.E.D. (Jewish Educational Learning Experience DotNet) by Henny van het Hoofd, a Dutch production translated (and adapted) into German by Eva Pruschy, edited in Switzerland. These storybooks and religious educational programmes are discussed as follows: author, publisher, text, structure, background, content, Jewish tradition, illustration and didactic aspects. Answers were found in the various approaches to biblical texts in the Jewish tradition mainly in the selected storybooks, and furthermore in a profound interpretation and transportation of biblical texts widely unknown to Christian children. I realised that similarities go through all levels of religious consciousness, as do the diversities. Diversities and similarities are not found (although they do indeed exist) between whether the one side believes in the same or a different doctrine as the other, but more in their feelings, attitudes, customs and attitude towards the world and human beings. It could be seen that both educational programmes anchor fundamental values, such as loving kindness, trust in God, dealing with guilt, forgiveness, to follow rules as the peace-making foundation in all human and God-human relationships, responsibility towards oneself, towards fellow human beings and towards the world; it is these texts in particular, that Christians often reject as law and regard them as contradicting New Testament love. Knowing these interpretations means to recognise diversities and similarities and to work with them. It also means to recognise that many of these interpretations found in the selected books can easily be adapted to Christian religious education. This does not mean that the Jewish tradition necessarily has to overide the Christian one. Merely that a a living Jewish tradition should be acknowledged and respected. Learning about the Jewish approach to biblical texts leads to redefining Christian identity and gaining new meanings in practically unknown texts.

Schlagwörter

Schlagwörter
(Englisch)
Religious Education Judaism christian - jewish Dialog interreligious project Hebrew Bible Old Testament
Schlagwörter
(Deutsch)
Erziehung zur Religion Judentum christlich - jüdischer Dialog interreligiöses Projekt Hebräische Bibel Altes Testament Religionspädagogik
Autor*innen
Susanne Lechner-Masser
Haupttitel (Deutsch)
Erziehung zur Religion
Hauptuntertitel (Deutsch)
Bilderbücher und Unterrichtsprogramme für jüdische Kinder aus evangelischer Perspektive
Paralleltitel (Englisch)
Religious Education. Storybooks and Educational Programmes for Jewish Children as seen from a Lutheran - Christian Perspective
Publikationsjahr
2013
Umfangsangabe
400 S. : Ill.
Sprache
Deutsch
Beurteiler*innen
Gottfried Adam ,
Gerhard Langer
Klassifikationen
11 Theologie > 11.07 Interreligiöse Beziehungen ,
11 Theologie > 11.20 Judentum: Allgemeines ,
11 Theologie > 11.34 Exegese, Hermeneutik ,
11 Theologie > 11.38 Altes Testament ,
11 Theologie > 11.77 Religionspädagogik
AC Nummer
AC11164476
Utheses ID
25767
Studienkennzahl
UA | 082 | 041 | |
Universität Wien, Universitätsbibliothek, 1010 Wien, Universitätsring 1