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Die Gesellenordnungen des spätmittelalterlichen Wiener Handwerksordnungsbuches
Analyse und Edition
Markus Gneiß
Art der Arbeit
Masterarbeit
Universität
Universität Wien
Fakultät
Historisch-Kulturwissenschaftliche Fakultät
Betreuer*in
Andreas Zajic
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Alle Rechte vorbehalten / All rights reserved
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-29202.08144.313459-2
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Abstracts

Abstract
(Deutsch)
Die vorliegende Masterarbeit beschäftigt sich mit Wiener Gesellenordnungen des 15. und der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts und macht diese in kommentierter Edition zugänglich. Editionsgrundlage ist das heute im Wiener Stadt- und Landesarchiv befindliche sogenannte „Wiener Handwerksordnungsbuch“, eine Sammlung von Handwerksordnungen, Bürger- und Amtseiden und sonstigen Rechtstexten, die im Jahre 1430 durch den Wiener Stadtschreiber Ulrich Hirssauer angelegt wurde, und deren Texte einen Zeitraum von 1364 bis 1555 (mit einzelnen Nachträgen aus dem 17. Jahrhundert) umfassen. Die die Gesellen betreffenden Bestimmungen setzen vermehrt mit dem beginnenden 15. Jahrhundert ein und nehmen besonders um und nach 1430 in ihrer Anzahl stark zu. Anfänglich betrafen die Ordnungen vor allem arbeitsrechtliche Fragen, offenbar herrschten zwischen den Wiener Handwerksmeistern und ihren Gesellen ab den 1410er Jahren Differenzen bezüglich des richtigen Verhältnisses von Arbeits- und Freizeit und um die Frage von Nebenverdiensten. In dieser Zeit werden auch erstmals Interessensvereinigungen von Gesellen – sogenannte Gesellenschaften – fassbar, deren Vorstände die Forderungen ihrer Kollegen vor den Meistern vertraten. Die Auseinandersetzungen wurden im Jahre 1439 vorerst durch den Wiener Rat mit dem Erlass einer allgemeinen Gesellenordnung beendet, die die meisten Konfliktpunkte der vorigen Jahrzehnte aufgriff. Diese Gesellenordnung legte auch den Grundstein für die endgültige Durchsetzung der Gesellenschaften in Wien, wobei ihre Bedeutung hierbei nicht überbewertet werden darf; für das Jahr 1442 ist jedenfalls die erste selbstständige, bruderschaftlich-religiös und sozial–karitativ orientierte Gesellenschaftsordnung im Handwerksordnungsbuch überliefert. Neben der Vertretung der wirtschaftlichen bzw. arbeitsrechtlichen Interessen ihrer Mitglieder in Lohn- und Arbeitszeitfragen sorgten die Gesellenschaften unter anderem für die regelmäßige Organisation von Messen, für die Unterstützung von kranken Gesellen durch Darlehen, die Abhaltung von Bestattungen im Todesfall und die jährliche Teilnahme bei der Fronleichnamsprozession. Finanziert wurden diese Aktivitäten vor allem durch regelmäßige Mitgliedsbeiträge und durch Strafzahlungen bei Nichteinhaltung der Normen in eine zentrale, oft in der Herberge, dem sozialen Zentrum der Gesellenschaften, befindlichen Kassa (puchsen). Die Gesellenschaften kümmerten sich so um eine soziale und spirituelle Absicherung ihrer Mitglieder, die in der Regel kein Bürgerrecht besaßen und als Stadtfremde meist nur kurze Zeit – zwischen einem Viertel- bzw. einem halben Jahr – in Wien verblieben. Auch ein ansprechendes Verhalten der Gesellen in der Öffentlichkeit war den Zechen und den Gesellenschaften wichtig: Ein Geselle sollte sich nicht betrinken, keine Streitigkeiten anfangen, Glücksspiele weitgehend vermeiden, sich Frauen gegenüber ordentlich verhalten und keinen Umgang mit Prostituierten pflegen. Besonders im 15. Jahrhundert finden sich auch immer wieder Hinweise auf die Pflicht der Gesellen, der Stadt zu Verteidigung und Schutz zu dienen und Nachtwachen zu übernehmen. Die vorliegende Arbeit versammelt erstmals alle die Gesellen betreffenden Bestimmungen und Ordnungen in edierter Form, interpretiert sie und stellt sie somit in einen größeren Kontext. Gleichzeitig liefert sie einen Beitrag zur Wiener Handwerksgeschichte des 15. und 16. Jahrhunderts und soll einen Anstoß zur erneuten tieferen Beschäftigung mit diesem Themengebiet geben.
Abstract
(Englisch)
This master’s thesis presents the edition of journeymen’s ordinances contained in the so-called „Wiener Handwerksordnungsbuch“, a collection of mostly craft ordinances and other statutes compiled in the year 1430 by Ulrich Hirssauer, town clerk of Vienna, and continued until 1555 (with a few supplements until the 17th century). The texts deal with three major topics thus regulating the main aspects of life of the journeymen. Firstly, economic questions like the right way of recruiting a new journeyman, the relation between working hours and spare time or the amount of wages are addressed. Secondly, the ordinances comprise regulations concerning the joint celebration of the Holy Mass, the financial support of journeymen who fell ill, the organisation of funerals and the regular participation in the Corpus Christi procession, thus giving hints about the ongoing establishment of Viennese journeymen’s fraternities and organisations (Gesellenschaften). The increase of statutes with an emphasis on religious and caritative aspects appears to be the result of a general ordinance for all Viennese journeymen issued by the city council in 1439. Thirdly, the edited texts focus on the decent behaviour of journeymen in public: They shouldn’t drink too much, they had to avoid disputes and gambling and they were not allowed to consort with prostitutes. Especially in the 15th century, journeymen also had to contribute to the defence and safeguard of the city. With the edition of the late medieval and early modern journeymen’s ordinances contained in the „Wiener Handwerksordnungsbuch“, these texts are assembled in one sole volume for the first time. This master’s thesis does not only provide the texts for a wider audience but also wants to encourage further in-depth research, particularly in comparison with other Austrian regions or on a Central European scale.

Schlagwörter

Schlagwörter
(Englisch)
Late Middle Ages Early Modern Age History oft Craftsmanship Journeymen Edition
Schlagwörter
(Deutsch)
Spätmittelalter Frühe Neuzeit Handwerksgeschichte Wien Gesellen Edition
Autor*innen
Markus Gneiß
Haupttitel (Deutsch)
Die Gesellenordnungen des spätmittelalterlichen Wiener Handwerksordnungsbuches
Hauptuntertitel (Deutsch)
Analyse und Edition
Paralleltitel (Englisch)
The journeymen's ordinances of the late medieval "Wiener Handwerksordnungsbuch" ; analysis and edition
Publikationsjahr
2014
Umfangsangabe
219 S.
Sprache
Deutsch
Beurteiler*in
Andreas Zajic
Klassifikationen
15 Geschichte > 15.08 Sozialgeschichte ,
15 Geschichte > 15.09 Wirtschaftsgeschichte ,
15 Geschichte > 15.10 Historische Hilfswissenschaften ,
15 Geschichte > 15.33 Hoch- und Spätmittelalter
AC Nummer
AC12032529
Utheses ID
30380
Studienkennzahl
UA | 066 | 804 | |
Universität Wien, Universitätsbibliothek, 1010 Wien, Universitätsring 1