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Inszenierte Erinnerung
Theater als Ort der Verhandlung und Vergegenwärtigung der NS-Vergangenheit in Wien 1965
Eva Waibel
Art der Arbeit
Dissertation
Universität
Universität Wien
Fakultät
Philologisch-Kulturwissenschaftliche Fakultät
Studiumsbezeichnung bzw. Universitätlehrgang (ULG)
Dr.-Studium der Philosophie (Dissertationsgebiet: Theater-, Film- und Medienwissenschaft)
Betreuer*in
Stefan Hulfeld
DOI
10.25365/thesis.75300
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-31112.38661.935238-5
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(Print-Exemplar eventuell in Bibliothek verfügbar)
Abstracts
Abstract
(Deutsch)
Die theaterhistoriografische Forschungsarbeit beleuchtet Theater als Ort der Verhandlung und Vergegenwärtigung der NS-Vergangenheit 20 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs. Im Kontext identitätsstiftender Jubiläen – u. a. zehn Jahre österreichischer Staatsvertrag, 20 Jahre österreichische Unabhängigkeitserklärung – wird die Beschäftigung mit historischen Narrativen in der theatralen Praxis untersucht. Vor dem Hintergrund dieser Jahrestage geht die Dissertation den Fragen nach, in welchen historischen Zusammenhängen im Theater Mitte der 1960er Jahre in Wien Bezugnahmen auf die NS-Vergangenheit hergestellt oder bewusst ausgeklammert wurden sowie welche Akteurinnen und Akteure in diese Prozesse involviert waren bzw. diese zu steuern versuchten. Zu diesem Zweck werden personelle, strukturelle und inhaltliche Entwicklungen der Wiener Theaterlandschaft der ersten 20 Nachkriegsjahre skizziert sowie ausgewählte Institutionen und Ensembles – Burgtheater, Theater der Courage, Theater in der Josefstadt, Volkstheater, Wiener Festwochen – beleuchtet. Mittels Spielplananalysen sowie unter Berücksichtigung von zeitgenössischen Produktions- und Rezeptionsprozessen werden Einblicke in die theatrale Praxis der, bisher diesbezüglich wenig erforschten, 1960er Jahre gegeben. Ein Schwerpunkt der Forschungsarbeit liegt auf der Analyse von inhaltlichen, sprachlichen und szenischen Verhandlungen der Topoi Nationalsozialismus, Krieg und Holocaust im Jahr 1965 in Wien. Anhand von acht Inszenierungen, die hinsichtlich dieses Themenfeldes eruiert werden konnten, wird beleuchtet, wie dominante Geschichtsnarrationen re-/produziert wurden bzw. inwiefern sich De-/Konstruktionsversuche derselben äußerten. Ein Fokus der Analysen liegt dabei auf dem Umgang mit kontroversen – den Mythos von Österreich als erstem Opfer der NS-Aggressionspolitik beeinspruchenden – Aspekten wie Antisemitismus und Mittäterschaft. Die Untersuchungen dieser Fallbeispiele und die diesen vorangestellten Kontextanalysen gliedern sich in drei Kapitel: ‚Dialogisches Vergessen und Erinnern‘, ‚Erinnern, um nicht zu vergessen‘ sowie ‚Erinnern, um zu vergessen‘. Diese übergeordneten – auf einem Konzept von Aleida Assmann basierenden – Erinnerungsmodelle markieren Formen des Umgangs mit der NS-Vergangenheit und eröffnen neue Perspektiven auf die Beschäftigung mit historischen Narrativen in der Theaterpraxis.
Abstract
(Englisch)
The research project examines theatre as a site of negotiation and presentation of the National Socialist past in Vienna twenty years after the end of WWII. In the context of identity-establishing anniversaries – such as the 10th anniversary of the Austrian State Treaty and the 20th anniversary of the Austrian Declaration of Independence – it explores the engagement with historical narratives in the theatrical practice in the 1960s. The dissertation analyzes in which contexts and to which extent references to the Nazi past were made or consciously excluded. Furthermore, it studies the involvement of actors and stakeholders influencing these processes. By analyzing various theatre institutions – Burgtheater, Theater der Courage, Theater in der Josefstadt, Volkstheater, Vienna Festival – and their programs, outlining personnel and structural developments and taking production and reception processes into account, the study provides insights into the theatrical practice of the 1960s – a time period which has been little researched so far in this regard. The focus of the research project is in particular on the negotiations of the topics National Socialism, WWII and the Holocaust in 1965 in terms of content, language and scenery. On the basis of eight significant theatre productions, the study illuminates how dominant historical narratives were re-/produced or de-/constructed, or to what extent and in what form their deconstruction was attempted. Hence, a focus of the analyses lies on the approach to controversial aspects at the time, such as anti-Semitism and complicity, which undermined the myth of Austria as the first victim of the Nazi aggression. The examination of these productions and their contextual analyzes are sectioned into three main chapters, based on a theoretical concept by Aleida Assmann: ‘Dialogic forgetting and remembering’, ‘Remembering, in order not to forget’ and ‘Remembering, in order to forget’. These overarching models of remembrance describe different ways of dealing with the Nazi past and stimulate new perspectives on the engagement with historical narratives in the theatrical practice.
Schlagwörter
Schlagwörter
(Deutsch)
Theatergeschichte Faschismus Nationalsozialismus Holocaust Postnazismus Erinnerungskultur Geschichtsnarrative Remigration Entnazifizierung 1965
Schlagwörter
(Englisch)
Theater history fascism National Socialism Holocaust post-Nazism culture of remembrance historical narratives remigration denazification 1965
Autor*innen
Eva Waibel
Haupttitel (Deutsch)
Inszenierte Erinnerung
Hauptuntertitel (Deutsch)
Theater als Ort der Verhandlung und Vergegenwärtigung der NS-Vergangenheit in Wien 1965
Paralleltitel (Englisch)
Staged memory theatre as a site of negotiation and presentation of the National Socialist past in Vienna in 1965
Publikationsjahr
2023
Umfangsangabe
302 Seiten
Sprache
Deutsch
Beurteiler*innen
Beate Hochholdinger-Reiterer ,
Peter Roessler
AC Nummer
AC17088965
Utheses ID
69482
Studienkennzahl
UA | 792 | 317 | |