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Politischer Islam
zur Ideologie des Dschihadismus
Thomas Kamleitner
Art der Arbeit
Diplomarbeit
Universität
Universität Wien
Fakultät
Fakultät für Sozialwissenschaften
Betreuer*in
Johann Wimmer
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Alle Rechte vorbehalten / All rights reserved
DOI
10.25365/thesis.9737
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-30342.68458.944669-3
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Abstracts

Abstract
(Deutsch)
Ziel der vorliegenden Diplomarbeit ist es, das Phänomen »Dschihadismus« nach den dafür relevantesten Aspekten zu durchleuchten. Eine Ausgangsbasis stellt dabei die Frage dar, wieso der religiöse Fundamentalismus und seine politischen Implikationen, die zusammenfassend als »politischer Islam« bezeichnet werden, im islamischen Raum zu einer einzigartigen Ideologisierung tendierten und letztlich zur religiösen Legitimation politischer Gewalt führten. Die Analyse des islamischen Sonderweges geschieht zunächst über die klassische Religionssoziologie, wodurch die wichtigsten Impulse zur Deutung religiöser Ideologien gegeben werden. Die Kombination religionssoziologischer Theorien mit der islamischen Geschichte liefert anschließend daran eine brauchbare Definition des politischen Islam. Auf dieser theoretischen Vorarbeit aufbauend können zunehmend religiöse und weltpolitische Faktoren berücksichtigt werden, die im Zusammenhang mit dem Aufstieg des Dschihadismus stehen. Dabei stellt sich heraus, dass der Dschihadismus das Ergebnis des Verknüpfens einer politischen Ideologie mit äußerst selektiven religiösen Elementen darstellt, die ihrerseits wiederum besonders geeignet für die weitere Radikalisierung sind. Konkret waren es historisch gesehen vor allem die Ideologen und Aktivisten aus dem Umfeld der Muslimbruderschaft, die aus dem Dschihadkonzept eine religiöse Ideologie mit starkem Hang zu Antisemitismus und Selbstopferung für eine aus ihrer Sicht gerechten Sache schafften. In großem Ausmaß wurde der Dschihadismus in diesem Sinne schließlich erstmals im »arabischen Aufstand« von 1936-1939 erprobt. Wenngleich der Aufstand vorerst scheiterte, steht der »palästinensische Widerstand« selbst heute noch in dessen Tradition. Während der vor und nach dem Zweiten Weltkrieg vorherrschenden Dominanz des arabischen Nationalismus befand sich der politische Islam zunächst noch weitgehend in der Opposition. Brutale Unterdrückung und Misserfolge der Nationalisten führten schließlich zu einer weiteren Radikalisierung dschihadistischer Ideen. Die Rezeption des Dschihadbegriffs in dieser Zeit verweist auf das Gewaltpotential im Islam. Als schlussendlich die weltpolitische Konstellation durch Zufälle die Anliegen der Dschihadisten begünstigte, kam es zur Internationalisierung des Dschihadismus und damit zur Entstehung des transnationalen Terrorismus, der heute vor allem vom Terrornetzwerk Al-Qaida getragen wird. Schlussendlich dreht sich der islamische Sonderweg zumindest in gewisser Hinsicht um die Frage der Organisation des Staates, die gemäß dem Dogma, dass Religion und Politik eine untrennbare Einheit darstellen müssen, mit der Abschaffung des Kalifats an Brisanz gewonnen hat. Unterzieht man die damit in Verbindung stehenden Problemfelder Säkularisierung und Konstitutionalismus einer historischen und theologischen Analyse, kommt man zu dem Schluss, dass Maßnahmen der politischen Modernisierung dringend notwendig sind.

Schlagwörter

Schlagwörter
(Deutsch)
politischer Islam Dschihadismus Fundamentalismus Islamismus Terrorismus religiöser Terrorismus Religion und Politik
Autor*innen
Thomas Kamleitner
Haupttitel (Deutsch)
Politischer Islam
Hauptuntertitel (Deutsch)
zur Ideologie des Dschihadismus
Publikationsjahr
2010
Umfangsangabe
133 S. : graph. Darst.
Sprache
Deutsch
Beurteiler*in
Johann Wimmer
Klassifikationen
08 Philosophie > 08.45 Politische Philosophie ,
11 Theologie > 11.84 Islam: Sonstiges ,
89 Politologie > 89.05 Politische Theorie
AC Nummer
AC08173876
Utheses ID
8787
Studienkennzahl
UA | 300 | | |
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