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Die Krisen der Mittelmächte im Frühjahr 1915
Harald Fiedler
Art der Arbeit
Diplomarbeit
Universität
Universität Wien
Fakultät
Historisch-Kulturwissenschaftliche Fakultät
Betreuer*in
Lothar Höbelt
DOI
10.25365/thesis.11120
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-29987.56607.884161-3
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(Print-Exemplar eventuell in Bibliothek verfügbar)
Abstracts
Abstract
(Deutsch)
Spätestens über den Spätherbst 1914 mussten sich die Führer der Mittelmächte von einem leitenden Gedanken, der noch zu Kriegsausbruch tönte, verabschieden: Die Hoffnung auf ein rasches Kriegsende. Über den Winter 1914/1915 waren die zu Beginn des Krieges bereitgestellten Ressourcen weitgehend erschöpft. Der Ring der Feinde schloss sich immer enger um die Zentralmächte. Die prekäre Kriegslage, besonders die Österreich-Ungarns, schien jedoch zumindest an einer Front einen lokalen Sieg erforderlich zu machen. Ein solcher, schien nicht nur geeignet, die militärische Bredouille aufzusprengen, sondern vor allem die auf Kriegsbeute lauernden Neutralen vorerst ruhig zu halten, damit sie nicht über die vermeintlich Schwächeren herfielen.
Während eben dieser Weg durch die Karpatenschlachten auf k.u.k. Seite eingeschlagen wurde, wäre es seinem deutschen Verbündeten lieber gewesen, die Neutralität der für die Zentralmächte unsichersten „Partner“ – Italien und Rumänien – durch territoriale Kompensationen der Habsburgermonarchie zu erkaufen. So sehr auch das Werkzeug „Heer“ bei der Doppelmonarchie nicht die erhofften Leistungen einfuhr, so unbeirrt konsequent widersetzte sich die politische Führung erfolgreich der Abtretung von Gebietschaften. Dabei bediente sich die Diplomatie der Donaumonarchie einer hinhaltenden Taktik – permanent dem Druck des deutschen Bündnispartners ausgesetzt und fast schon täglich auf erlösende Erfolgsmeldungen aus dem Osten wartend.
Diese Zuversicht erfüllte sich nicht. Gegenüber Italien geriet man immer mehr ins Hintertreffen. Gleichzeitig machte die Entente bei den ihnen zugeneigten Italienern Boden gut. Über den März 1915 steuerte die Krise schließlich ihrem Höhepunkt entgegen. Die Karpatenoffensive blieb blutig im winterlichen Schneetreiben liegen und zehrte enorme Kräfte. Der Entsatz der österreichisch-ungarischen Karpatenfestung Przemyśl misslang. Ihr Fall war in erster Linie politisch eine Katastrophe. Während die Doppelmonarchie dadurch eine Festungsbesatzung in der Größe einer Armee verlor, durften die Russen mit den freiwerdenden Belagerungstruppen den Druck auf die Karpatenfront steigern um den Versuch zu starten über die Pässe nach Oberungarn einzudringen. Die Karpatenfront begann zu Wanken und bedurfte immer öfter der Stützung durch deutsche Verbände.
Aber auch die Deutschen vermochten das Blatt nicht zu wenden. In den Winterschlachten in Masuren schafften sie „nur“ einen taktischen Erfolg. Die Sorgen über die militärische Zwangslage in Kombination mit der, fast allen anderen Generälen zuwider laufenden taktischen Auffassung der deutschen 2.OHL, den Aktionsschwerpunkt im Westen aufrecht zu erhalten, führte sogar um den Jahreswechsel 1914/1915 zu einer regelrechten Führungskrise mit einem Intrgiegenspiel gegen den deutsche Generalstabschef.
In ihrer Sorge über den seit November 1914 neugewonnenen Bündnispartner – das Osmanische Reich –, der durch die militärischen Rückschläge im Kaukasus und die Angriffe der Alliierten auf die Dardanellen in Not geraten war, präferierte die deutsche Politik einen Feldzug gegen Serbien, der geeignet schien, die Landverbindung nach Konstantinopel gewaltsam zu öffnen und dem bedrängten Österreich-Ungarn die Neutralen vom Hals zu schaffen.
Anfang April wurde der Kriegseintritt Italiens auf Seiten der Entente immer wahrscheinlicher. Die Karpatenfront verlangte aber nach einem militärischen Erfolg. Conrad bezeichnete Gorlice-Tarnów als Ort für einen Durchbruchsversuch. Falkenhayn sorgte für die notwendigen Truppen und wandte sich von der von ihm als Einzigen favorisierten Westfront, ab. Das Unternehmen wurde zum größten militärischen Sieg der Mittelmächte in diesem Krieg. Es befreite aus einer schweren Zwangslage und überwand letzten Endes die Krise des Frühjahres 1915!
Schlagwörter
Schlagwörter
(Deutsch)
Erster Weltkrieg Italien Balkan Serbien Rumänien Bulgarien Diplomatie Verhandlungen 1914 1915 Trentino Führungskrise Generalstab Conrad Falkenhayn Winter 1914/1915 Frühjahr 1915 Winterschlacht in den Karpaten Winterschlacht in Masuren Separat Frieden Gorlice Tarnów AOK OHL
Autor*innen
Harald Fiedler
Haupttitel (Deutsch)
Die Krisen der Mittelmächte im Frühjahr 1915
Publikationsjahr
2010
Umfangsangabe
202 S. : graph. Darst.
Sprache
Deutsch
Beurteiler*in
Lothar Höbelt
Klassifikation
15 Geschichte > 15.23 Erster Weltkrieg
AC Nummer
AC08245787
Utheses ID
10032
Studienkennzahl
UA | 312 | | |