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Die "Religionspädagogische Praxis" im Lichte des Diskurses über Spiritualität
Tomas Havel
Art der Arbeit
Dissertation
Universität
Universität Wien
Fakultät
Katholisch-Theologische Fakultät
Betreuer*in
Martin Jäggle
DOI
10.25365/thesis.11213
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-30178.15571.759265-4
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(Print-Exemplar eventuell in Bibliothek verfügbar)
Abstracts
Abstract
(Deutsch)
Die Arbeit leistet einen Beitrag zur Diskussion über gegenwärtige Spiritualität im Kontext der Bildung. Besonderes Augenmerk wird der Bildungskonzeption der Religionspädagogischen Praxis gewidmet. Sie ist danke des Einsatzes von Franz Kett und Schwester Esther Kaufmann in den siebziger Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts in Deutschland entstanden und fand hohe Anerkennung vor allem im Elementarbereich.
Der Diskurs über gegenwärtige Spiritualität im theoretischen Teil der Arbeit reflektiert ihre gesellschaftliche Wahrnehmung, wie sie die Kulturanthropologin Arianne Martin analysierte, und die individuelle Ebene, die von dem Psychologen und Religionspädagogen Anton Bucher und vor allem von dem Biologen David Hay und der Psychologin Rebecca Nye erforscht wurden. Diese beiden Perspektiven – die gesellschaftliche und die individuelle – werden im Text um einen Blick in die tschechische Situation ergänzt.
Im empirischen Teil der Arbeit ist sie auf die qualitative Inhaltsanalyse der Einleitungstexte der Zeitschrift „Religionspädagogischen Praxis“ zu den Themen Mitte, Abraham und Kreuz ausgerichtet. Die Methode der Analyse folgt den Schritten von Philipp Mayring.
In der Zusammenfassung der Arbeit werden die Kriterien der gegenwärtigen Spiritualität reflektiert, wie sie in dem Diskurs aufgetaucht sind, mit denen durch die qualitative Inhaltsanalyse gewonnen Kategorien. Sollte man – wenn auch etwas vereinfachend – die gegenwärtige Spiritualität charakterisieren, käme man zu den folgenden drei Charakteristiken.
Die gegenwärtige Spiritualität wird charakterisiert durch:
- Unterwegs zu eigenem Selbst (Selbstsuche und Selbstfindung, Reise zu sich selbst, Ariane Martin)
- Unterwegs mit den anderen in der Welt (In-der-Welt- und Mit-der-Welt-Sein, Verbundenheit, Anton Bucher)
- Unterwegs in den Beziehungen (Werden durch Bewusstsein von In-Beziehung-stehen, relational consciousness, David Hay – Rebecca Nye)
Die qualitative Inhaltsanalyse der Religionspädagogischen Praxis zeigte vor allem die vier öfters auftauchenden Kategorien – anthropologische, existenzielle, symbolische und theologische – die ihre Grundlage bilden. Diese Kategorien entsprechen von ihrem Inhalt her auch dem, dass es sich um eine Bildungskonzeption handelt.
Der Mensch wird in den Texten mit seiner inneren Welt wahrgenommen, und in seinem Inneren begegnet er dem Anderen, dem, was nicht er selber ist. Es wächst im Menschen eine Sehnsucht, sich selbst zu übersteigen, zu transzendieren. Die menschliche Potenzialität des Sich-Transzendierens wird auf der anderen Seite als beschenktes Dasein, das selbst als Geschenk angenommen wird, betrachtet. So die anthropologische und existenzielle Perspektive. Der symbolische Aspekt ermöglicht es, der Außenwelt zu begegnen, sodass man in seiner inneren Welt das Leben neu erfassen und gestalten kann. Die symbolische Sensibilität ermöglicht die Reziprozität von innerer und äußerer Welt. Wobei immer die Ambivalenz des Lebens im Blick behalten wird. Mit Blick auf die theologische Sicht sieht man in diesem geschenkten und aus sich heraussteigenden Dasein eine Dynamik der Beziehung des Menschen mit dem, was er nicht selber ist. In einer neuen Form erkennt man dadurch sich selber, und es wird auch die Möglichkeit gelassen, Gott zu begegnen.
Anhand der Ergebnisse werden relevante Handlungsoptionen vorgeschlagen. Die Religionspädagogische Praxis stellt im Thema „Spiritualität“ ein Bildungskonzept dar, das vermag:
- in der Daseinsbejahung den Lebenssinn zu entdecken und eigene Identität aufzubauen.
- im gestalterischen Umgang mit den Symbolen die enge Beziehung von innerer und äußerer Welt zu thematisieren und zum Ausdruck zu bringen.
- im Erzählen der Geschichten den Raum für eigene Fragen offen zu lassen und explizit-religiöse Inhalte mitzuteilen.
- in der Beziehung zur Welt (Mitwelt und Umwelt) die Begegnung mit einem letzten Sinn- und Seinsgrund zu erschließen und den Eigenwert erfahren zu lassen.
Um mit der Religionspädagogischen Praxis-Zeitschrift bezüglich des Themas „Spiritualität“ entsprechend umzugehen, heißt es während dem Bildungsvorgang vor allem auf die Beziehungen den Wert zu legen und ihnen Raum zu gestatten, die vorgeschlagenen Aktivitäten dann vornehmlich mit dieser Haltung wahrzunehmen und umzusetzen.
Wird die gegenwärtige Spiritualität durch ein Unterwegssein zum eigenen Selbst und mit den anderen in der Welt und durch ein unterwegs sein in den Beziehungen charakterisiert, dann bildet die Bildungskonzeption der Religionspädagogischen Praxis einen entsprechenden Raum, in dem sie Menschen in diesem Sinne begleitet, damit sie ihre Spiritualität leben können. Die Spiritualität ist all das, was der Mensch erfordert und was ihn herausfordert, um in seinem Leben zur Fülle zu gelangen, um im Dasein der zu werden, der man werden soll.
Abstract
(Englisch)
The present thesis contributes to the debate on current spirituality in the context of education. Particular attention is paid to the educational conception of Religionspädagogische Praxis that came to existence thanks to the effort of Franz Kett and Sister Esther Kaufmann in Germany during the 1970’s and merited recognition mainly in the field of pre-school education.
The reflection on current spirituality in the theoretical part of the thesis mirrors its social perception, as analysed by cultural anthropologist Ariane Martin, and its personal level studied by psychologist and religious pedagogue Anton Bucher, and chiefly by biologist David Hay and psychologist Rebecca Nye. Both of these perspectives – the social and the personal ones – are extended in the present text with an insight into the Czech environment.
The empirical part of the thesis focuses on a qualitative content analysis of introductions to the following themes contained in the Religionspädagogische Praxis journal: The Centre, Abraham and The Cross. The analysis is carried out using the method designed by Philippe Mayring.
The thesis concludes by comparing the criteria of current spirituality as defined in the reflection, using the categories created by the qualitative content analysis. If the current spirituality is to be described – even if in rather simple terms – it is characterised by the following three features:
- moving towards the essence of oneself (Selbst) – searching and finding one’s own self, the path towards oneself (Ariane Martin);
- moving with others in the world – existing in the world and with the world, solidarity (Anton Bucher);
- moving within relationships – self-realisation through relational consciousness (David Hay – Rebecca Nye).
The qualitative content analysis of Religionspädagogische Praxis has revealed four more frequently recurring categories – anthropological, existential, symbolical and theological – which form its basis. The content of these categories reflects the fact that the conception is of educational nature.
The human being lives in the world and realises itself in relationships. In the analysed texts, it is seen with its inner world, as a being encountering “others” – all that which is not itself – on its inside. In this way, desire grows in the human being to surpass itself, to step out of itself, to transcend itself. The human capability of self-transcendence is seen, from
a different point of view, as Being-in-the-Present (Dasein) presented with a gift and accepted in itself as a gift. So much for the anthropological and existential perspectives. The symbolical aspect makes it possible to encounter the outer world, thus allowing for newly grasping and shaping one’s own life in the inner world. The symbolical perceptivity allows the inner and outer worlds to intersect, while the life’s ambivalence is not omitted. The theological view perceives in the given and self-transcending Being-in-the-Present (Dasein) the dynamics of the human being’s relationship to what is not itself. Self-knowledge is thus achieved in a new form and a chance to encounter God is at hand.
The conclusion proposes relevant options to act. The Religionspädagogische Praxis represents an educational conception enabling, in relation to the theme of spirituality:
- by approving one’s own self, to discover the sense of life and develop one’s identity;
- by treating symbols in a creative manner, to define a close relationship of the inner and outer worlds and to give it an expression;
- by telling stories, to maintain an open space for questions and share explicitly religious contents;
- through a relationship to the world, to initiate an encounter with the last “basis of sense and being” and to discover one’s own value.
In order to use the Religionspädagogische Praxis journal adequately with regard to the theme of spirituality, the educational process needs to lay emphasis on relationships and afford them enough space. Any activities suggested in the journal should be understood and performed mainly through this approach.
If current spirituality is defined by moving towards the essence of one’s own self, moving with others in the world and moving within relationships, the educational conception of the Religionspädagogische Praxis creates an adequate space, in which the human being is in this sense guided so as to be able to live its spirituality. Spirituality is all that the human being needs and that encourages it to achieve fullness in its life and to become what it is and what it is meant to be.
Schlagwörter
Schlagwörter
(Englisch)
religious pedagogy spirituality Religionspädagogische Praxis education Ariane Martin David Hay Rebecca Nye Anton Bucher Franz Kett
Schlagwörter
(Deutsch)
Religionspädagogik Spiritualität Religionspädagogische Praxis Bildung Ariane Martin David Hay Rebecca Nye Anton Bucher Franz Kett
Autor*innen
Tomas Havel
Haupttitel (Deutsch)
Die "Religionspädagogische Praxis" im Lichte des Diskurses über Spiritualität
Publikationsjahr
2010
Umfangsangabe
222 S.
Sprache
Deutsch
Beurteiler*innen
Martin Jäggle ,
Martin Schneider
Klassifikationen
11 Theologie > 11.77 Religionspädagogik ,
80 Pädagogik > 80.51 Religiöse Erziehung
AC Nummer
AC08346035
Utheses ID
10117
Studienkennzahl
UA | 080 | 012 | |