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Philanthropische Stiftungen als zivilgesellschaftliche Akteure in der internationalen Entwicklungszusammenarbeit
Analyse anhand der Karlheinz Böhm Stiftung "Menschen für Menschen"
Tatjana Katharina Strolz
Art der Arbeit
Diplomarbeit
Universität
Universität Wien
Fakultät
Philologisch-Kulturwissenschaftliche Fakultät
Betreuer*in
Petra Dannecker
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Alle Rechte vorbehalten / All rights reserved
DOI
10.25365/thesis.11245
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-29751.76175.468062-0
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(Print-Exemplar eventuell in Bibliothek verfügbar)

Abstracts

Abstract
(Deutsch)
Diese Arbeit beschäftigt sich mit der Rolle philanthropischer Stiftungen als zivilgesellschaftliche Akteure in der internationalen Entwicklungszusammenarbeit. Der Fokus wird insbesondere auf die ‚Stiftung Menschen für Menschen – Karlheinz Böhms Äthiopienhilfe’ gelegt. Der theoretische Teil der Diplomarbeit behandelt die Entstehung der Entwicklungshilfe und beschreibt die verschiedenen Entwicklungstheorien und -strategien, die im Laufe der letzten 60 Jahre formuliert wurden, um die 'Entwicklung' ärmerer Länder voranzutreiben. Neben der theoretischen Diskussion über die jeweiligen Ansätze, stehen auch die Akteure, welche sich im Zuge der Jahrzehnte veränderten, im Mittelpunkt der Analyse. Dabei fokussiert sich die Arbeit auf philanthropische Stiftungen als neue Akteure, die speziell in den letzten Jahren vermehrt ins Zentrum der entwicklungspolitischen Diskussionen gerückt sind. Im Rahmen der Diplomarbeit werden US-amerikanische und europäische Stiftungen getrennt voneinander analysiert, da es aufgrund der unterschiedlichen Rechtssysteme von einander abweichende Definitionen gibt. Im Zuge der Recherchen konnte festgestellt werden, dass internationale Aktivitäten von einigen großen, privaten, vorwiegend US-amerikanischen Stiftungen dominiert werden. Darüber hinaus konzentriert sich die Arbeit dieser neuen Akteure auf ein paar bestimmte Sektoren, wovon der Gesundheitsbereich mit Abstand am meisten finanzielle Mittel erhält. Infolge der unzureichenden Daten über den europäischen Stiftungssektor, konnten nur sehr wenige Informationen über europäische Stiftungen herangetragen werden. Ferner kann gesagt werden, dass die Aktivitäten großer, kapitalträchtiger Stiftungen nicht nur Vor- sondern auch Nachteile für die internationale EZA bringen. Der vorwiegend empirische Teil dieser Arbeit beschäftigt sich mit der Auswertung des Fragenkatalogs, der von den MitarbeiterInnen der Stiftung Menschen für Menschen beantwortet wurde. Dieser Fragenkatalog beinhaltete Fragen zur Organisation, Finanzierung, Arbeitsweise, Kooperationen auf lokaler und internationaler Ebene sowie die Einhaltung internationaler Forderungen, wie etwa die ‚MDGs’ oder die ‚Paris Declaration on Aid Effectiveness’. Im Rahmen der Analyse konnte allgemein festgestellt werden, dass die Stiftung einerseits typische Merkmale einer klassischen NGO aufweist, andererseits über Charakteristika verfügt, die dem Verständnis und den daraus resultierenden Vorteilen einer Stiftung entsprechen. Die finanzielle Unabhängigkeit, die vielen Stiftungen nachgesagt wird, lässt sich aufgrund der Akquirierung von Spenden nicht bestätigen. Auch der Ansatz ‚Hilfe zur Selbstentwicklung’, der von Menschen für Menschen verfolgt wird und die Umsetzung der Projekte entspricht dem Ansatz der zweiten Generation von NGOs. Sonst achtet die Stiftung jedoch darauf, möglichst unabhängig zu sein, insbesondere was öffentliche Fördermittel betrifft. Diese Unabhängigkeit ermöglicht der Organisation langfristig zu handeln und etwaige Risiken einzugehen, was zu den Besonderheiten einer Stiftung zählen. Darüber hinaus bestätigen die ausgewählten Kooperationsbeziehungen mit anderen Akteuren die Behauptung, wonach Stiftungen nur Kooperationen eingehen, die vorteilhaft für die Arbeit der Organisation sind. So werden hauptsächlich Kooperationen mit Unternehmen oder, wenn sich ein klarer Mehrnutzen für die betroffene Bevölkerung ergibt, Kooperationen mit anderen Gebern eingegangen. Zusätzlich zeigt sich, dass die ‚MDGs’ zwar in die Projektarbeit miteinfließen, die Forderungen der ‚Pariser Erklärung’ jedoch als sehr abstrakt wahrgenommen werden. Des Weiteren ist die Stiftung in zivilgesellschaftliche Netzwerke nicht aktiv eingebunden. Diese beiden Punkte bestätigen nach Ansicht vieler Kritiker, die fehlende Einbindung von Stiftungen in internationale Abkommen und Netzwerke. Auf regionaler Ebene arbeitet die Stiftung zum Trotz vieler kritischer Stimmen sehr wohl mit den Behörden in Äthiopien zusammen. Das heißt, die Organisation spricht alle Projektvorhaben mit den verantwortlichen Behörden ab. Die fehlende Rechenschaftspflicht, die vielen Stiftungen nachgesagt wird, trifft auf Menschen für Menschen nicht zu, da sie als rechtsfähige ‚öffentliche Stiftung des bürgerlichen Rechts’ allen den damit einhergehenden Vorschriften und Rechtsgrundlagen unterworfen ist. Bestätigen lässt sich darüber hinaus, dass der Stiftung aufgrund ihres Gründers erhöhte mediale Aufmerksamkeit zukommt, was anhand der Medienauftritte und den Interviews deutlich zu erkennen ist. Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass die Rolle philanthropischer Stiftungen im Allgemeinen noch viel Raum für weitere Forschungen offen lässt. Von großem Wert wäre hier eine intensive Feldforschung, um die Auswirkungen von Stiftungen auf die internationale EZA genauer zu untersuchen und deren Vor- und Nachteile im Gegensatz zu anderen Gebern präziser herauszuarbeiten.
Abstract
(Englisch)
This paper concerns itself with the role of philanthropic foundations within international development cooperation, particularly focusing on the foundation ‚Menschen für Menschen – Karlheinz Böhms Äthiopienhilfe’. The theoretical part concentrates on the origin of development aid and describes the different development theories and strategies, which have come into existence over the last 60 years. The theoretical discussion seeks to examine the role of the various donors which have also been changing over the decades. In doing so the paper concentrates on philanthropic foundations as new donors. Due to the different legal systems and their respective definitions, the study subsequently differentiates between US and European foundations. Within the analysis it could be concluded that international activities are dominated by several large, private, primarily American foundations. It was determined that the health sector gains the biggest share of financial resources. Due to inadequate data, it was difficult to obtain information about European foundations. It was also ascertained, that the existence of large foundations with high capital endowments provide both positive and negative implications in regards to the structure of international aid. The empirical part of this study analyzes a qualitative questionnaire answered by employees of Menschen für Menschen. This survey contains questions regarding the organization, its financing, working methods, cooperation with other donors and the recognition/realization of international requirements, such as the ‚MDGs’ or the ‚Paris Declaration on Aid Effectiveness’. The empirical data reveals that the foundation Menschen für Menschen shows classical characteristics of a NGO whilst also having typical attributes of a foundation, thus enabling it to take advantage of many benefits. Due to its small capital endowment, in contrast to many foundations, it depends on donations. Their approach of ‚helping people to independent development’ and the subsequent implementation of their projects, relates to the work of a NGO rather than to a foundation. The foundation emphasizes acting autonomously, particulary in regard to governmentally-backed subsidies. This independence allows the organization to act long term and thereby taking calculated risks. These two characteristics are typical for foundations. Additionally confirmed was the opinion that foundations work only with other organizations or companies if it was to their comparative advantage. In doing so Menschen für Menschen cooperates with companies or other donors in order to obtain financial resources or know-how, if there is additional value for the concerned people. Furthermore, analysis of the questionnaire showed that the ‚MDGs’ are incorporated in the work of the foundation, whereas the ‚Paris Declaration’ is not. Additionally, the foundation isn't actively integrated in civil society networks. These two issues confirm to critics that foundations are working mostly outside international agreements and networks. Despite some critics, at a regional level the organization is handling all projects with the Ethiopian authorities. Accountability is not lacking, unlike many other foundations. This being due to the legal basis of a – in German – rechtsfähige ‚öffentliche Stiftung des bürgerlichen Rechts’. As a result the foundation is subject to all regulations. Finally the foundation gains a lot of media attention due to the prominence of Karlheinz Böhm, thereby facilitating the generation of financial resources. In conclusion, one can ascertain that the the role and influence of philanthropic foundations is still in its initial stage and provides a large range of possibilities for further research. This should be ideally conducted as intensive field research in order to examine the impact of foundation's work within international development cooperation and to determine more about the advantages and disadvantages in contrary to other donors.

Schlagwörter

Schlagwörter
(Englisch)
foundations international development new donors Karlheinz Böhm Menschen für Menschen development theories and -strategies
Schlagwörter
(Deutsch)
Stiftungen Entwicklungszusammenarbeit neue Geber Karlheinz Böhm Menschen für Menschen Entwicklungstheorien und -strategien
Autor*innen
Tatjana Katharina Strolz
Haupttitel (Deutsch)
Philanthropische Stiftungen als zivilgesellschaftliche Akteure in der internationalen Entwicklungszusammenarbeit
Hauptuntertitel (Deutsch)
Analyse anhand der Karlheinz Böhm Stiftung "Menschen für Menschen"
Publikationsjahr
2010
Umfangsangabe
128 S.
Sprache
Deutsch
Beurteiler*in
Petra Dannecker
Klassifikationen
10 Geisteswissenschaften allgemein > 10.99 Geisteswissenschaften allgemein: Sonstiges ,
15 Geschichte > 15.99 Geschichte: Sonstiges ,
89 Politologie > 89.71 Internationale Zusammenarbeit: Allgemeines
AC Nummer
AC08762173
Utheses ID
10142
Studienkennzahl
UA | 057 | 390 | |
Universität Wien, Universitätsbibliothek, 1010 Wien, Universitätsring 1