Detailansicht

Das Arche Noach-Mosaik von Misis/Mopsuestia
Interpretationen und Hypothesen
Bernadette Feiner
Art der Arbeit
Diplomarbeit
Universität
Universität Wien
Fakultät
Historisch-Kulturwissenschaftliche Fakultät
Betreuer*in
Renate Johanna Pillinger
Volltext herunterladen
Volltext in Browser öffnen
Alle Rechte vorbehalten / All rights reserved
DOI
10.25365/thesis.11283
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-29806.64955.777160-3
Link zu u:search
(Print-Exemplar eventuell in Bibliothek verfügbar)

Abstracts

Abstract
(Deutsch)
Durch eine detaillierte Beschreibung der antiken Stadt Mopsuestia und des Mosaikbodens des basilikalen Gebäudes auf dem Hüyük wurde nicht nur die Forschungsgeschichte zusammengefasst, sondern auch ein guter Überblick über die Einflüsse gegeben, die die Stadt durch ihre Lage an den Handelswegen Kleinasiens mit dem Vorderen Orient erfuhr. Da sowohl Judentum als auch Christentum die Architektur einer römischen Basilika übernahmen, konnte der Grundriss nichts über die Religionszugehörigkeit aussagen, da sowohl das rabbinische Judentum als auch das Christentum diese Form ausführen ließen. Obwohl das Fehlen jeglicher jüdischer Symbole in der fragmentierten Bauornamentik auffallend ist, kann nicht darauf geschlossen werden, dass das Gebäude christlich ist. Das Arche Noach-Mosaik in Mopsuestia ist ein Denkmal ohne religiöse Symbole und in einer faszinierenden Universalität gehalten, wie es auch in paganen und privaten Bauten anzutreffen ist; der Unterschied besteht in der alttestamentlichen Thematik. Nach einer Beschreibung des Mittelschiffes wurde versucht, über eine jüdische und/oder christliche Tiersymbolik auf eine spezielle Darstellungsvorliebe zu kommen, was sich allerdings als nicht zielführend erwies. Vergleiche mit Mosaiken in Israel, Antiochia und Apamea können nur wenig über die eigentliche Verwendung des Gebäudes aussagen und finden meist Parallelen zu paganen und privaten Gebäuden im gesamten Mittelmeerraum. Da sich die Forschung aufgrund der ambivalenten Stilelemente nicht einig ist, konnte auf diesem Weg keine Datierung zustande kommen. Die Inschrift auf dem Deckel der Arche zeugt von einem jüdischen Bewusstsein, das seine Wurzeln in apokryphen Schriften des Pentateuchs sowie rabbinischen Schriften hat. Auch wenn dies nicht zur Identifizierung des Gebäudes führte, trug es doch ein Stück zur Kenntnis frühchristlicher Darstellungen bei. Ein ikonographischer Vergleich von Noach- und Simson-Darstellungen hat gezeigt, dass die christliche Darstellungstradition mehr Vergleichsbeispiele anbietet, die Wurzeln aber allzu oft im jüdischen Umfeld zu suchen sind. Innerhalb der jüdischen Gemeinde in Qumran war Noach eine umstrittene Person, wobei Noach zeitgleich mit der Beliebtheit im Christentum, das ihn und Christus als „neuen Adam“ verglich, im Judentum an Einfluss und Bedeutung verlor. Mithilfe der Bibelillustration wurde ein Bewusstsein für das Fortwirken Noachs geschaffen, was neues Licht auf die Arche-Darstellung des Mittelschiffes wirft. Durch die spätantiken und frühmittelalterlichen Bibelillustrationen wurde bewiesen, dass es jüdische Vorlagen gegeben hat, was durch die Wiener Genesis und dem Ashburnham Pentateuch auch für die Arche ohne Noach gilt. Ob die Vorlage für das Mosaik selbst für einen jüdischen oder christlichen Auftraggeber angefertigt wurde, kann derzeit nicht geklärt werden. Trotz der Erkenntnis, dass es vermutlich eine Vorlage für diese Art der Arche Noach Darstellung gegeben hat, ist nicht klar, in welcher Form diese zur Verfügung stand. Handelte es sich um eine alttestamentliche Bibelillustration, eine rabbinische, exegetische Schrift oder eine Gelehrtenschrift, wie sie uns von Flavius Josephus bekannt ist?
Abstract
(Englisch)
After the excavations at Misis/Mopsuestia in 1956, it was a surprise to find an image of Noach’s Ark without the patriarch himself in it. Josef Fink spoke of the non-existence of such a figural type shortly before the finding of one. But the scholarship couldn’t quite define the origins and effects of this Noach-type. So including this problem, the question of distribution appeared: is the building Christian or Jewish? There was an active discussion about this in the specific literature during the following forty years. The dating of the mosaic pavement gave another clue which hasn’t been solved yet and the scholarship doesn’t quite agree about it. Because of the comparable but only partly dated mosaics, the metropolis Antioch was unusable for good comparison by many scholars. Nonetheless, material from Antioch partly shows the same stylistic mixture as the mosaic of Mopsuestia. A different option would be a stylistic comparison to Apamea, which has similar ornaments and many animal motives to compare with. Specific details of the mosaic comprise similarities to other examples in the whole ancient Mediterranean world, from Israel to Tunisia, Italy and Germany. The inscription on the Ark declared it as Noachs’ ark presented in the first book of Moses in the Septuagint. Rainer Stichel found a hint to enlighten the question of distribution in the study of Jewish names used for Noach in apocryphal literature of the Old Testament. He believed to witness that the usage of it continued more in the newborn Christian mind, than in the rabbinic Judaism itself. This was no proof of the building to be Jewish, but added a new thought to this discussion: is it possible, that there was a lost Jewish tradition that influenced the early Christian art? Scholars all around the world firstly discussed this question after the finding of the Dura Europos synagogue and came, to the conclusion, that there had to be illustrated Jewish or Christian rolls or codices including a great amount of rabbinic knowledge. These illustrations got lost, but parts of it survived in the illustrations of late antique and early medieval Christian codices and Oktateuchs. How far does this assumption effect the depiction of an Ark without Noach, surrounded by individual animals? Maybe there was a pattern or sample book, out of which this strange depiction originally was taken from. If it is, the question of provenance isn’t solved yet, because the pattern could be produced for both religions. But maybe it is a way to get an answer about the unusual depiction in Mopsuestia.

Schlagwörter

Schlagwörter
(Englisch)
Misis Mopsuestia Ark Noach Noah mosaic Turkey synagogue church iconography
Schlagwörter
(Deutsch)
Misis Mopsuestia Arche Noach Noah Mosaik Türkei Synagoge Kirche Ikongraphie
Autor*innen
Bernadette Feiner
Haupttitel (Deutsch)
Das Arche Noach-Mosaik von Misis/Mopsuestia
Hauptuntertitel (Deutsch)
Interpretationen und Hypothesen
Publikationsjahr
2010
Umfangsangabe
111 S. : Ill., graph. Darst., Kt.
Sprache
Deutsch
Beurteiler*in
Renate Johanna Pillinger
Klassifikationen
10 Geisteswissenschaften allgemein > 10.03 Methoden und Techniken der geisteswissenschaftlichen Forschung ,
11 Theologie > 11.19 Antike Religionen: Sonstiges ,
11 Theologie > 11.24 Jüdisch-christliche Beziehungen ,
11 Theologie > 11.34 Exegese, Hermeneutik ,
11 Theologie > 11.37 Apokryphen, Pseudepigraphen ,
11 Theologie > 11.51 Frühes Christentum ,
20 Kunstwissenschaften > 20.20 Ikonographie ,
20 Kunstwissenschaften > 20.63 Spätantike Kunst, frühchristliche Kunst, byzantinische Kunst
AC Nummer
AC08351965
Utheses ID
10177
Studienkennzahl
UA | 314 | | |
Universität Wien, Universitätsbibliothek, 1010 Wien, Universitätsring 1