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Die "Neuen Kliniken" des Wiener Allgemeinen Krankenhauses
Situierung, Bautypen, Formensprachen
Monika Maria Keplinger
Art der Arbeit
Dissertation
Universität
Universität Wien
Fakultät
Historisch-Kulturwissenschaftliche Fakultät
Betreuer*in
Peter Haiko
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Alle Rechte vorbehalten / All rights reserved
DOI
10.25365/thesis.11457
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-29233.97873.635263-6
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(Print-Exemplar eventuell in Bibliothek verfügbar)

Abstracts

Abstract
(Deutsch)
ABBILDUNGEN NUR IN PRINT-AUSGABE! Die Raumnot im alten Wiener Allgemeinen Krankenhaus an der Alserstraße ließ ab den 1870-er Jahren Pläne für den Neubau der Kliniken reifen. Schwierige Kompetenzstrukturen und notorischer Geldmangel verzögerten jedoch die Realisierung des Vorhabens. Schließlich wurde im Zeitraum von 1904-1923 ein Teil der so genannten „Neuen Kliniken“ errichtet: In einer ersten Bauphase 1904 – 1908 die beiden Frauenkliniken an der Spitalgasse, in der zweiten Bauphase 1909 – 1911 die I. Medizinische Klinik, die Kinder-Klinik und die Klinik für Kehlkopf- und Nasenkrankheiten, drei Isolierpavillons und das Einfahrtsgebäude; von 1914-1923 folgte noch die Erbauung der Zentralküche mit Kesselhaus. Planende Architekten waren für die erste Bauperiode Franz Berger, für die zweite Bauperiode Bartholomäus Piekniczek und Emil von Förster. Einen wesentlichen Streitpunkt während der Planungsphase war die künftige Situierung der Neuen Kliniken. Um 1900 wurden die meisten großen Heilanstalten an der Peripherie der Städte angelegt – damit bot man den Kranken auf relativ billigen Gründen reine Luft und eine schöne Landschaft, entfernte sie aber gleichzeitig aus dem Bereich der Gesunden. Die Klinikprofessoren beharrten jedoch auf die Errichtung im Zentrum, nahe der Universität und benachbart zum alten Allgemeinen Krankenhaus. Indem sie ihren Standpunkt durchsetzten perpetuierten sie im 9. Wiener Gemeindebezirk Alsergrund die Konzentration von Wohlfahrtsanstalten – seit dem 13. Jahrhundert hatte sich dort ein regelrechter „Wohlfahrtscluster“ entwickelt. Die Anlagenkonzepte der Neuen Kliniken spiegeln den für die Zeit typischen Übergang vom Pavillon-Konzept zur geschlossenen Bauweise wider: Im Gegensatz zum Ideal der in einzelne, kleine Pavillons aufgelösten Anlagen waren die Gebäude der Neuen Kliniken bereits mehrstöckig und umfassten mehrere Trakte mit komplexen Raumgefügen. Wie andere große Heilanstalten steht die Anlage, die einer kleinen Stadt glich, im Spannungsfeld von idealen Siedlungskonzepten und „totalen Institutionen“. Die Funktionssysteme der Heilanstalten – Diagnose, Therapie, Pflege, Verwaltung, Wirtschaft – wurden innerhalb von Heilanstalten nach bestimmten Kriterien situiert. Diese Kriterien basierten auf funktionalen Überlegungen, sie spiegelten die Stellung bestimmter Krankheitstypen in der sozialen Hierarchie wider und waren außerdem Ausdruck eines „institutionellen Gedächtnisses“. Insgesamt ergab sich für die Anlage der Neuen Kliniken eine Art „Metaplan“, der nahezu in einer Parallelverschiebung die Situierungsgewohnheiten des alten Allgemeinen Krankenhauses übernahm. Im Verlauf der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts hatten sich, auch begünstigt durch die Pavillon-Bauweise, für die einzelnen Funktionen eigene Bautypen entwickelt: Einfriedungen und Einfahrten, Verwaltungsgebäude, Klinikgebäude mit Ambulatorien, Kranken-, Hör- und Operationssälen, Leichenhäuser in Verbindung mit pathologischen Instituten, Wirtschafts- und Technikgebäude, Anstaltskapellen, sowie symbolische Bauplastik und Denkmäler. Sowohl die Gesamtanlagen als auch die Einzelgebäude nahmen Gestaltungselemente von Monumentalgebäuden – etwa herrschaftlichen Wohnsitzen – auf, obwohl die Zeitgenossen Krankenhäuser vor allem als Nutzbauten deklarierten. Neben mehr oder weniger stark ausgeprägten repräsentativen Ansprüchen versuchte man auch, die Gebäude als Erholungsarchitektur mit villenartigen Elementen zu gestalten. Tendenzen dieser Art lassen sich auch in den zum Teil realisierten Gebäuden und in den erhaltenen Plänen der Neuen Kliniken erkennen. Zwischen den beiden Bauphasen der Neuen Kliniken vollzog sich außerdem eine signifikante Veränderung im bevorzugten Stilrepertoire: Waren die Frauenkliniken noch von den Formen des Jugendstils geprägt, so verwendete man für die Gebäude der zweiten Bauperiode eine Mischung aus Neubarock, Neuklassizismus und Heimatstil-Elementen. Nicht zuletzt hatten die Anforderungen der Hygiene einen bedeutenden Einfluss auf die Architektur der Neuen Kliniken. Die hygienische Zweckform verlangte vor allem im Inneren der Gebäude glatte, leicht abwaschbare Flächen. Die Darstellung von Hygiene an den Fassaden blieb hingegen den prononciert „modernen“ Architekturen vorbehalten, während sich die Außengestaltungen der Neuen Kliniken im „Mainstream“ der Architekturformen bewegten.
Abstract
(Englisch)
ILLUSTRATIONS ONLY IN PRINT VERSION! The lack of space within the area of the old Vienna general hospital at the Alserstraße was responsible for new developments in clinic buildings from the 1870ies onwards. However, due to question of authority and the notorious shortage of money delayed the realization of the project. In the end only parts of the so called „Neue Kliniken“ (New Clinics) were realized during 1904 to 1923: In a first building phase 1904 – 1908 the two gynaecological and maternity clinics at the Spitalgasse were build, in a second building phase 1909 – 1911 the first clinic for internal medicine, the paediatric clinic and the rhino-laryngological clinic, three isolation pavilions and the main gate was realized; from 1914 to 1923, the central kitchen was erected. The architect Franz Berger was responsible for the design of the first phase, Bartholomäus Piekniczek and Emil von Förster for the buildings of the second phase. A crucial point was the positioning of the Neue Kliniken within the area oft he city. Around 1900, most of the large hospitals and sanatoriums were built at the periphery of the cities. This meant fresh air and beautiful landscape for the sick on cheap land but at the same time separating them from the healthy people. Due to the demands of the clinics heads who insisted on building the new hospitals near the city center in vicinity to the university and the old general hospital. This lead to an concentration of welfare institutions in Vienna`s 9th district Alsergrund and perpetuated a sort of „welfare cluster which goes back to the 13th century. The layout of the Neue Kliniken reflects the transition from the pavilion concept to compact building structures which were typical for that time. In contrast to the ideal of the pavilion hospital with a number of isolated, small pavilions, the premises of the Neue Kliniken consisted of multi-storied buildings which incorporated several wings with complex space structures. The cluster which matches the size of a small town, reflects, like any other large medical institutions, the tension between the concepts of an ideal settlement and that of „total institutions“. The functional operations of the clinics like diagnosis, therapy, care, administration and facility management are positioned due to certain criteria’s within the fabric of the medical institutions. These criteria were based on functional considerations and reflected the position of certain types of diseases within the social hierarchy and at the same time stand for the expression of an” institutional memory“. Altogether the disposition of the Neue Kliniken resulted in a sort of a „meta plan“ which adopted in almost an parallel adjustment the positioning of the old general hospital. During the second half of the 19th century, favored by the construction of singular pavilions for individual functions, specific building types developed: Gates and fences, administration buildings, clinical buildings with ambulatories, auditoriums and operating theatres, morgues in connection with pathologies, buildings for maintenance and technical purposes, chapels, symbolic architectural sculpture and monuments. Although the contemporary opinion conceived hospitals merely as functional buildings the overall layout as well as the individual buildings absorb design elements of monumental buildings such as palaces. Beside the more or less distinct representative ambition the architects tried to design hospitals as recreation buildings with familiar elements from vernacular villas. These tendencies pursue in the architecture of the Neue Kliniken. Between the two building phases a significant change in the style repertoire took place. Whereas the gynecological and maternity clinics were formally influenced by Art Nouveau this approach alters in buildings of the second phase where a mixture of Neo-Baroque, Neo-Classicism and the so called „Heimatstil“ was applied. Finally the hygienic requirements had an eminent impact on the architecture of hospitals. The hygienic functional form asked for smooth and easily washable surfaces for the interiors of the buildings. The display of hygiene on the facades however was reserved for the declared “modern architecture” while the exterior design of the Neue Kliniken range within the mainstream of architectural forms.

Schlagwörter

Schlagwörter
(Englisch)
architecture hospitals Vienna
Schlagwörter
(Deutsch)
Architektur Heilanstalten Kliniken Krankenhäuser Wien
Autor*innen
Monika Maria Keplinger
Haupttitel (Deutsch)
Die "Neuen Kliniken" des Wiener Allgemeinen Krankenhauses
Hauptuntertitel (Deutsch)
Situierung, Bautypen, Formensprachen
Paralleltitel (Englisch)
The "New Clinics" of the Vienna general hospital
Publikationsjahr
2010
Umfangsangabe
275 S.
Sprache
Deutsch
Beurteiler*innen
Peter Haiko ,
Walter Krause
Klassifikationen
15 Geschichte > 15.07 Kulturgeschichte ,
21 Einzelne Kunstformen > 21.71 Geschichte öffentlicher Bauten ,
21 Einzelne Kunstformen > 21.73 Stadtbaugeschichte, Geschichte ländlicher Siedlungen ,
44 Medizin > 44.17 Stationäres Gesundheitswesen, Krankenhauswesen
AC Nummer
AC08314188
Utheses ID
10340
Studienkennzahl
UA | 092 | 315 | |
Universität Wien, Universitätsbibliothek, 1010 Wien, Universitätsring 1