Detailansicht
Funktionalisierte Räumlichkeit im Artusroman Hartmanns von Aue
Thomas H. Lauber
Art der Arbeit
Diplomarbeit
Universität
Universität Wien
Fakultät
Philologisch-Kulturwissenschaftliche Fakultät
Betreuer*in
Günter Zimmermann
DOI
10.25365/thesis.11553
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-29758.15359.881462-6
Link zu u:search
(Print-Exemplar eventuell in Bibliothek verfügbar)
Abstracts
Abstract
(Deutsch)
Raum in der Literatur ist mehr als nur Kulisse der Handlung. Er kann selbst mit semiotischen Zeichen versehen – semantisiert – werden. Diese literarischen Räume besitzen mitunter ihre eigenen Naturgesetze, kulturelle Spielregeln und nicht selten auch ein ihnen eigenes Personeninventar. Im Verhältnis zur oft untersuchten Zeit ist der Raum in der literaturwissenschaftlichen Analyse eher eine Randerscheinung. Über die Größen der physikalischen Beschreibbarkeit von Räumen nähere ich mich theoretisch der Literatur. Besonders fruchtbar ist die Erkenntnis Michael Bachtins, wonach Zeit und Raum untrennbar miteinander verknüpft sind, ein Phänomen, das er den „Chronotopos“ tauft. Hernach bediene ich mich Bachtins Untersuchungen um den Weg aus der Antike zum Ritterroman des 12./13. Jahrhunderts zu finden.
Gerade im überstrukturierten deutschen Mittelalter sind die Raumentwürfe nämlich oft von sinnstiftender Größe. Ich habe nachgewiesen, dass es in den Artusroman Hartmanns von Aue fixe Raumkategorien (Artushof, Höfische Welt, Wald, Weg, Wunderräume) gibt, die sowohl nach ihrer konkreten Ausformung hin, als auch durch ihre eigene personelle Besetzung sowohl im Publikum bestimmte Erwartungshaltungen provozieren, als auch gezielte narrative Strukturen hervorrufen und somit das auslösen, was wir Handlung nennen. Handlung setzt jedoch eine Bewegung im Raum vorraus. Wie nun die Figuren mit räumlichen Grenzen umgehen, diese aus eigenem Antrieb überwinden können, oder in ihrem angestammten Raum verharren, ist ebenfalls interessant. Allein die Unterscheidung zwischen Mobilität und Immobilität bringt eine Einteilung in klassische Aktanten und passive, klassifikatorische Figuren mit sich. Der Held, der die Welt auf seinem Bewährungsweg zu durchreisen hat, ist freilich aktiv, während ein König Artus mehr zur Beschreibung eines Raumes dient, als dass er direkten Einfluss auf die Handlung hat.
Wie nun konkrete Räume beschaffen, mit welchem Personal sie bestückt sind, nach welchen Gesetzen sie operieren, hat einerseits eklatante Auswirkung auf ihre Rezeption. Durch ihre spezifische Wirkung lassen sie sich andererseits vom Autor als Bausteine heranziehen. So können fixe räumliche Kategorien im Text mit der Funktion eingesetzt werden, um die Erzählung gezielt voranzutreiben. Die funktionalisierte Räumlichkeit stellt im Artusroman Hartmanns von Aue somit eine eigenständige narrative Größe dar.
Schlagwörter
Schlagwörter
(Deutsch)
Artusroman Hartmann von Aue Erec Iwein Raumtheorie Räumlichkeit Chronotopos Strukturanalyse Funktionalisierte Räume in der Literatur Mediävistik
Autor*innen
Thomas H. Lauber
Haupttitel (Deutsch)
Funktionalisierte Räumlichkeit im Artusroman Hartmanns von Aue
Publikationsjahr
2010
Umfangsangabe
108 S.
Sprache
Deutsch
Beurteiler*in
Günter Zimmermann
Klassifikation
17 Sprach- und Literaturwissenschaft > 17.70 Literaturwissenschaft: Allgemeines
AC Nummer
AC08308650
Utheses ID
10429
Studienkennzahl
UA | 332 | | |