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Berufswahlzufriedenheit und spezifische Arbeitsmotivation bei Lehrlingen
Katrin Eva Elian
Art der Arbeit
Diplomarbeit
Universität
Universität Wien
Fakultät
Fakultät für Psychologie
Betreuer*in
Brigitte Rollett
DOI
10.25365/thesis.11612
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-30216.94718.102761-9
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(Print-Exemplar eventuell in Bibliothek verfügbar)
Abstracts
Abstract
(Deutsch)
Die fundierte schulische und berufliche Ausbildung Heranwachsender stellt gerade in Zeiten von Jobknappheit und Wirtschaftskrise einen wesentlichen Faktor hinsichtlich der späteren beruflichen Positionierung eines Menschen dar. Dabei ist besonders der Übergang von der schulischen Ausbildung in das praktische Berufsleben und die damit in Zusammenhang stehende Berufswahl von Bedeutung. Diese wird von einer Reihe an Einflussfaktoren, die sowohl der Person inhärent sein können als auch von außen auf sie einwirken, beeinflusst. Dabei spielen das Alter, das Geschlecht, die psychischen sowie physischen Fähigkeiten und Eigenschaften eines Menschen, dessen soziales Umfeld und situative Gegebenheiten eine zentrale Rolle. Nach Erfüllung der allgemeinen Schulpflicht entscheiden sich etwa vierzig Prozent der österreichischen Jugendlichen für eine Lehre. Die damit verbundene Ausbildung erfolgt im so genannten dualen Ausbildungssystem und umfasst neben dem Besuch einer Berufsschule auch eine praktische Ausbildung innerhalb eines Lehrbetriebes, was einen sehr hohen Praxisbezug ermöglicht. Immer häufiger entschließen sich junge Menschen jedoch unüberlegt für eine Berufsausbildung, die ihren Erwartungen und Fähigkeiten nicht gerecht wird und in Folge abgebrochen wird. So ist in den letzten Jahren eine steigende Lehrabbruchsquote, die derzeit bei etwa 15 Prozent liegt, zu verzeichnen. Etwa drei Viertel der Lehrabbrüche erfolgen innerhalb der ersten zwölf Monate und führen in der Hälfte der Fälle zu einem erhöhten Arbeitsmarktrisiko, da seitens dieser Jugendlichen keine weitere Ausbildung absolviert wird. Dabei dürften neben anderen Einflussgrößen vor allem innerbetriebliche Konflikte mit Vorgesetzten eine Rolle spielen, von denen angenommen werden kann, dass sie gemeinsam mit der am Arbeitsplatz erbrachten Leistung in engem Zusammenhang mit dem Engagement und der Arbeitsmotivation eines Jugendlichen stehen. Letztere ist jedoch nicht ausschließlich von Leistungsbereitschaft geprägt, sondern umfasst auch Bestrebungen sich negativ behafteten Arbeitstätigkeiten zu entziehen. Da das so genannte Phänomen der Anstrengungsvermeidung bei Jugendlichen bislang jedoch vorwiegend im schulischen Bereich untersucht wurde, widmete sich die vorliegende Studie der Erforschung derartiger motivationaler Strebungen in der beruflichen Praxis sowie deren zeitlichen Entwicklungsverlaufes. Darüber hinaus sollten Faktoren wie die Berufswahlzufriedenheit und Persönlichkeitseigenschaften junger Arbeitnehmer, die sich am Anfang ihrer beruflichen Tätigkeit befinden, beleuchtet werden. Ziel der Studie war es darüber hinaus, durch die gewonnenen Ergebnisse, Anregung zur praxisorientierten Verbesserung der Arbeitsmotivation junger Arbeitnehmer zu liefern. Zur kurzlängsschnittlichen Betrachtung der Berufswahlzufriedenheit und Arbeitsmotivation bei Lehrlingen wurde ein Messwiederholungsdesign mit zwei Untersuchungszeitpunkten im Abstand von drei Monaten gewählt. Die Untersuchung erfolgte in der Zeit von Jänner bis April dieses Jahres und beschränkte sich auf Grund organisatorischer Gegebenheiten auf Berufsschüler und Berufsschülerinnen des Bundeslandes Wien. Im Sinne der Ökonomie wurde eine Selektion der zu untersuchenden Berufszweige vorgenommen, welche in Anlehnung an Daten der Wirtschaftskammer Österreich bezüglich der beliebtesten Lehrberufe von Burschen und Mädchen im Jahr 2008 erfolgte. Der Bereich Frisur und Perücke galt dabei als typisch weiblicher Beruf, Kraftfahrzeugtechnik als vorwiegend von Burschen frequentierter Beruf und der Bereich Einzelhandel als Überschneidungsbereich, in dem beide Geschlechter gleichermaßen vertreten sein sollten. Nach Bewilligung durch den Stadtschulrat Wien wurden insgesamt 214 Schüler und Schülerinnen aus je vier ersten Klassen pro Berufszweig mittels Fragebogen im Klassenverband der jeweiligen Berufsschulen getestet. Als Messinstrument diente eine eigens für die Studie zusammengestellte Fragebogenbatterie. Diese umfasste Fragen zur Abklärung des jeweiligen sozioökonomischen Status, eine Kurzform des NEO-Fünf-Faktoren-Inventars, selbst konstruierte Fragen bezogen auf die Berufswahlzufriedenheit sowie einen eigens für die Studie entwickelten Fragebogen zur Erfassung beruflicher Anstrengungsvermeidung (AVT-BL). Die Testentwicklung des letzt genannten Verfahrens erfolgte basierend auf den gängigsten Ausreden und Ausflüchte von jungen Lehrlingen bei ungeliebten Arbeitstätigkeiten der untersuchten Berufsbranchen.
An der Untersuchung nahmen 118 männlich und 96 weiblich Lehrlinge teil, bei einem regulären Durchschnittsalter von 16,3 Jahren. Die Probanden, von denen insgesamt 171 Personen zu beiden Messzeitpunkten untersucht werden konnten, entstammten vorwiegend Familien der Unterschicht und unteren Mittelschicht. Hinsichtlich der Berufswahlmotive zeigten sich bei Burschen wie Mädchen vorwiegend das Interesse am jeweiligen Tätigkeitsfeld, die Vorstellung einer positiven Zukunftsperspektive sowie das Anraten wichtiger Bezugspersonen ausschlaggebenden für die jeweilige Berufswahl. Im Bereich Einzelhandel war der Berufswahlprozess wenig vom Interesse des Jugendlichen geleitet, was sich sowohl in einer geringen Beliebtheit der zu erfüllenden Arbeitstätigkeiten als auch in einer vergleichsweise geringen Berufswahlzufriedenheit äußerte. Den Ergebnissen zufolge zeigte sich bei der Berufswahlzufriedenheit, die sich je nach zugrunde liegendem Berufswahlmotiv unterschiedlich gestaltete, innerhalb des ersten Lehrjahres spartenübergreifend ein gewisser Abwärtstrend. Dieser gestaltete sich bei Auszubildenden der Kraftfahrzeugtechnikbranche, die sich im ersten Halbjahr ihrer Ausbildung noch äußerst zufrieden mit der getätigten Berufswahl zeigten, besonders deutlich.
Im Bereich der Arbeitsmotivation und Anstrengungsvermeidung ergaben sich bei Mädchen deutlich höhere Ausprägungen an Pflicht- und Arbeitseifer. Auch die Bereitschaft sich mit ungeliebten beruflichen Tätigkeiten auseinander zu setzen war im Vergleich zu gleichaltrigen Burschen stärker ausgeprägt. Entsprechend der Erwartungen auf Grund der Geschlechterverteilung zwischen den untersuchten Berufszweigen zeigten Frisörlehrlinge höhere Ausprägungen in den genannten Variablen. Innerhalb des ersten Lehrjahres kam es branchenübergreifend jedoch zu einer Abnahme der Anwendung von Strategien zur Überwindung von Anstrengungsvermeidung. Die Studienergebnisse sprechen dafür, dass die untersuchten Bereiche der Anstrengungsvermeidung in Wechselwirkung mit dem Geschlecht einer Person und deren Berufswahlzufriedenheit stehen. Eine höhere Berufswahlzufriedenheit geht dabei mit einer geringeren Neigung, negativ erlebte Arbeitstätigkeiten hinaus zu zögern oder auf Arbeitskollegen ab zu wälzen, einher.
In Bezug auf die untersuchten Persönlichkeitsdimensionen konnten entsprechend bisheriger Forschungsberichte deutliche Geschlechtsunterschiede zugunsten der Frauen in den Bereichen Neurotizismus und Extraversion gefunden werden. Dem entsprechend zeigten sich auch zwischen eher weiblich und eher männlich dominierten Berufssparten Unterschiede dahingehend, dass Frisörlehrlinge höhere Werte in den beiden genannten Persönlichkeitseigenschaften aufwiesen. Dies gilt darüber hinaus auch für die Aufgeschossenheit gegenüber neuen Erfahrungen, die bei Lehrlingen der Branche Frisur und Perücke stärker ausgeprägt ist, als im kraftfahrzeugtechnischen und einzelhandelskaufmännischen Bereich.
Schlagwörter
Schlagwörter
(Deutsch)
Berufswahlzufriedenheit Arbeitsmotivation Anstrengungsvermeidung Lehrlinge
Autor*innen
Katrin Eva Elian
Haupttitel (Deutsch)
Berufswahlzufriedenheit und spezifische Arbeitsmotivation bei Lehrlingen
Publikationsjahr
2010
Umfangsangabe
121 S. : graph. Darst.
Sprache
Deutsch
Beurteiler*in
Brigitte Rollett
Klassifikation
77 Psychologie > 77.59 Entwicklungspsychologie: Sonstiges
AC Nummer
AC08332676
Utheses ID
10480
Studienkennzahl
UA | 298 | | |