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Lebensweltliche Motive in der Lyrik Christine Bustas und Christine Lavants
Verena Stross
Art der Arbeit
Diplomarbeit
Universität
Universität Wien
Fakultät
Philologisch-Kulturwissenschaftliche Fakultät
Betreuer*in
Pia Janke
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Alle Rechte vorbehalten / All rights reserved
DOI
10.25365/thesis.11750
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-29201.63729.802861-9
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(Print-Exemplar eventuell in Bibliothek verfügbar)

Abstracts

Abstract
(Deutsch)
Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit der Lyrik Christine Lavants und Christine Bustas in Hinblick auf deren lebensweltliche Motive. Schwerpunkt ist das lyrische Werk der 1950er Jahre, wobei auch früher bzw. später entstandene Gedichte, Prosatexte sowie Briefe als Intertexte zu Hilfe genommen werden. Die Auswahl umfasst vier Bereiche: Natur und florale Motive, Nahrungsmittel, Hausrat und ähnliche Dinge und zu guter Letzt den menschlichen Körper. Aus dem biologischen Bereich wird das Motiv der Distel einer genaueren Analyse unterzogen – es ist kein Zufall, dass es sich bei den behandelten Texten meist um Blumengedichte jenseits der Verklärung handelt. Nutzbares Kraut und Unkraut sind zeittypische Motive; letzteres kann auch als Symbol der Subversion gelesen werden. Von den Nahrungsmotiven wird Hauptaugenmerk auf jenes des Brotes gelegt, ist es doch in unserem Kulturkreis Hauptnahrungsmittel und in mehrerlei Hinsicht symbolbehaftet. Das Brot wird untersucht als Leib Christi, als Symbol der Tischgemeinschaft, hauptsächlich ist und bleibt es allerdings schlicht eines: Essen für Hungrige. Aus den mannigfaltigen Motiven des Hausrats habe ich das Gefäß gewählt – dieses ist als schlichter Gegenstand, als poetologisches Motiv (jenes der Form, die einen Inhalt verschiedener Art fassen kann) sowie im Gender-Diskurs als Symbol für den Frauenleib lesbar. Der Körperdiskurs wird anhand des Herzmotivs, wohl dem häufigsten in der deutschsprachigen Lyrik, veranschaulicht. Viele Bedeutungen der Lyrik Bustas und vor allem Lavants sind sehr versteckt und erst nach genauerem Hinsehen und Ausdeuten erkennbar. Die methodische Vorgehensweise orientiert sich stark an den Texten. Die Biographien werden besonders dann relevant, wenn es um die konkreten Lebenswelten der Dichterinnen geht. Oft erschließen sich allerdings radikalere Lesarten von Gedichten, die ansonsten als brav gelten können, erst durch zusätzliches Wissen. Daher erfolgen auch Auseinandersetzungen mit historischer, biologischer und medizinischer Fachliteratur. Die beiden letzteren sind vor allem relevant, was Wortschöpfungen betrifft. Sozialgeschichtliche Bezüge sind in vielerlei Hinsicht von Bedeutung: Sie bieten ein zusätzliches Verständnis, wie sich die Verteilung von gesellschaftlichem Reichtum, religiöse Anschauungen und Strukturen oder die Rolle von Frauen in den Texten widerspiegelt. Auch zeitgenössische Intertexte und literaturgeschichtliche Bezüge spielen eine Rolle. Die Analyse geschieht hauptsächlich auf Wortebene, da diese bei beiden aussagekräftiger und individueller ist als formale Kriterien wie Reim und Metrum, die meist recht konventionell gehalten sind. Das Bild von Lavant und Busta, die oft als religiöse Schriftstellerinnen rezipiert werden, ist um zahlreiche Facetten erweiterbar. Das Miteinbeziehen gesellschaftlicher Problematik und die Beschäftigung mit dem Zusammenspiel von Sprache und Inhalt, bei dem es oft zu Reibungen und Brüchen kommt, sowie mit der eigenwilligen Metaphorik zeigen, dass den beiden ein Platz in der literarischen Moderne zusteht.
Abstract
(Englisch)
The present thesis deals with the poetry of Christine Lavant and Christine Busta focussing on motifs of everyday life. The analysis deals mainly with the poems written in the 1950es, but also includes earlier or later texts, prose and letters to show intertextual relations and to develop a deeper understanding of the poems. The motifs selected for discussion come from four different fields: Nature and floral motifs, food and nutrition, everyday goods and – last but not least – the human body. From biology, I have chosen to focus on the motif of the thistle. It is not a mere coincidence that the flower poems open spaces beyond idealization: Herbs and weeds are typical motifs of the time, the latter can also be seen as a subversive symbol. The main food motif is bread, since it is the most important element of nutrition in our culture and has various connotations: It can be seen as the body of Christ or as a symbol of communal meals, but its most important function is to feed the hungry. From the diverse motifs of everyday objects the vessel will be analyzed in depth – it can be read as a mere object, as a poetological metaphor (form, which can hold any kind of content) or, in gender discourse, as a symbol for the female womb. The body discourse in Lavant’s and Busta’s poetry is illustrated by an analysis of the heart motif, probably the most common one in poetry in German. Many meanings in the poems of Busta and Lavant are hidden and can only be understood after careful analysis. The method of my thesis is strongly text-based. The biographies become relevant where the actual living situations of the poets are concerned. But sometimes poems that at first glance might be considered affirmative reveal a more radical interpretation when analyzed using specialist knowledge. Hence historical, biological and medical literature is discussed as well. The last two of those are particularly useful to explain unusual word coinages. Social history is important from many points of view: The historical facts supply a deeper understanding of how the distribution of wealth, religious opinions and structures or the situation of women appear in the texts. This also includes inter-texts written at the same time or earlier. Linguistic analysis mainly happens on the level of words, which is definitely more relevant for the work of Lavant and Busta than categories like meter or rhyme. Those normally follow a quite conventional style. The image of Lavant and Busta, often seen as purely religious writers, can be extended, bringing it closer to reality. Considering socio-political issues, the interplay of language and content, which sometimes causes frictions and fractures, as well as their characteristic use of metaphor, leads to the conclusion that both of them deserve their place in literary modernism.

Schlagwörter

Schlagwörter
(Englisch)
Christine Lavant Christine Busta Poetry after 1945 motif
Schlagwörter
(Deutsch)
Christine Lavant Christine Busta Lyrik Nachkriegszeit Motivforschung Lebenswelt
Autor*innen
Verena Stross
Haupttitel (Deutsch)
Lebensweltliche Motive in der Lyrik Christine Bustas und Christine Lavants
Publikationsjahr
2010
Umfangsangabe
136 S.
Sprache
Deutsch
Beurteiler*in
Pia Janke
Klassifikation
18 Einzelne Sprachen und Literaturen > 18.08 Deutsche Sprache und Literatur
AC Nummer
AC08348442
Utheses ID
10602
Studienkennzahl
UA | 332 | | |
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