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Geschlechterpolitiken der Transformation
Aspekte feministischer Staatstheorien
Marion Löffler
Art der Arbeit
Dissertation
Universität
Universität Wien
Fakultät
Fakultät für Sozialwissenschaften
Betreuer*in
Hannelore Eva Kreisky
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Alle Rechte vorbehalten / All rights reserved
DOI
10.25365/thesis.11844
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-30335.44802.842669-8
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Abstracts

Abstract
(Deutsch)
Im Zentrum der Arbeit steht die Frage nach den Möglichkeiten staatstheoretischer Konzeptualisierung von Politiken der Transformation von Staatlichkeit, und in weiterer Folge, die Frage, ob solche transformatorischen Politiken auch als geschlechter-emanzipatorische Strategien denkbar sind. Sofern Staatstheorien als performative Diskurse politisch wirksam werden können, münden beide Fragen letztlich in der Diskussion der Relevanz feministischer Staatstheorien für derartige Strategien. Entlang einer Aufarbeitung der neueren staatstheoretischen Diskussion wird die Verbindung zwischen Staat und Politik bzw. Demokratie innerhalb unterschiedlicher theoretischer Ansätze analysiert. Zudem sind alle Theorienkonglomerate mit Transformationen ihres Gegenstandes befasst, was zum Wechsel staatstheoretischer Paradigmen beigetragen hat. Dennoch sind die staatstheoretischen Möglichkeiten, Transformationen von Staatlichkeit als politische Strategien zu begreifen begrenzt. Als geschlechter-emanzipatorische Strategien sind sie auf dieser Basis nicht konzipierbar, zumal fast alle Ansätze die Dimension des Geschlechts vernachlässigen. Diese Mängel werden anhand feministischer Kritiken an einzelnen Ansätzen verdeutlicht. Dennoch könnten einige auch Anschlussstellen für eine geschlechtertheoretische Staatssicht bieten. Voraussetzung dafür ist ein staatstheoretisches Grundverständnis, das eine theoretische Befassung mit dem Staat als spezifische Form von Herrschaftskritik meint. Herrschaftskritik ist selbst aber nicht notwendig Staatskritik. Im Bereich der kritischen Geschlechterforschung wurde eine Vielzahl von Herrschaftskonzepten entwickelt, die je andere Dimensionen von geschlechtsspezifischer Herrschaft benennen und damit einer Transformation zugänglich machen wollen. Die unterschiedlichen Dimensionen schließen sich nicht notwendig aus, was es ermöglicht sie in ein Konzept von Geschlechterpolitik zu integrieren, das ein Herrschaft transformierendes Handeln konzipierbar macht. Feministische Ansätze zur Staatstheorie sind als Staatskritiken zu qualifizieren, sofern sie auf bestimmte Konzepte von geschlechtsspezifischer Herrschaft im und mit dem Staat abstellen. Staatstheoretisch stehen sie in Diskurszusammenhängen mit anderen staatstheoretischen Theorien. Dies gilt insbesondere für neo-marxistische und post-strukturalistische Zugänge. Hier haben feministische Ansätze bereits maßgeblich die theoretische Diskussion vorangetrieben. Eine Konfrontation dieser Ansätze mit einem Konzept von Geschlechterpolitik zeigt jedoch, dass auch feministische Staatssicht mit einem politischen und darüber hinaus emanzipatorisch wirksamen Verständnis von Transformationen von Staatlichkeit Schwierigkeiten hat. Vielmehr werden aus einer Geschlechterperspektive negative Entwicklungen diagnostiziert und kritisiert. Ihre Veränderung wird zwar als möglich betrachtet, es wird aber kaum ein begriffliches Repertoire erarbeitet, das diese Möglichkeit auch als politische Strategien konzipiert. Auf Basis dieser Analyseergebnisse zum Stand der staatstheoretischen und -kritischen Diskussion werden Kriterien erarbeitet, die als Grundlagen für eine Theoretisierung von politischer Transformation von Staatlichkeit dienen sollen. Zunächst wird die Thematik der Transformation von Staat und Staatlichkeit, wie sie im Rahmen der aktuellen Transformationsdebatte verhandelt wird, genauer in den Blick genommen. Dabei fällt auf, dass der an sich nahe liegende Zugang zu Transformation über die Geschichte des modernen Staates als nicht mehr gangbar betrachtet wird, zugleich aber das Interesse an historischen Theorien der Staatsbildung steigt. Dies hängt mit der Diagnose eines epochalen Bruchs zusammen, der für die aktuellen Phänomene der Transformation ebenso behauptet wird, wie für die Phase der Staatsbildung in der frühen Neuzeit. Doch Theorien der historischen Staatsbildung verfahren staatstheoretisch oberflächlich und zudem geschlechterblind. Die fundamentalen Transformationsprozesse der frühen Neuzeit sind nicht als Spiegelbild zur gegenwärtigen Staatstransformation zu interpretieren. Sie bieten aber ein relativ gut erforschtes Terrain, um Konzepte zur Theoretisierung von Transformationen von Staatlichkeit zu testen. Dazu müssen sie aber auch durch geschlechterhistorische Forschungsergebnisse ergänzt werden. Entlang der historischen Diskussionen wird anschließend die Tragfähigkeit eines theoretischen Begriffsapparats überprüft, das speziell die politischen Strategien in der Staatsbildungsphase aufzeigen soll. Das erfolgt unter Berücksichtigung und Integration der umfassenden gesellschaftlichen Transformation, die auch Geschlechterverhältnisse und die Geschlechterordnung betreffen. Damit kann aufgezeigt werden, dass Staatsbildung und -transformation untrennbar mit Geschlechterpolitiken verbunden sind. Zudem wird deutlich, dass Transformationsprozesse nie unabhängig sind von Staatsdiskursen, die verschiedene Akteure produzieren und strategisch einsetzen können. Damit wird eine politische Orientierung am Staat erzeugt, die für moderne Politik charakteristisch ist. Zugleich entsteht aber eine zweite Ebene des Politischen, die den modernen Spielregeln der Politik nicht entspricht. Diese ist es schließlich die neben klassischen Politikinstrumenten für emanzipatorische Strategien der Transformation nutzbar gemacht werden sollte. Darin liegt auch die Relevanz feministischer Staatstheorien begründet.

Schlagwörter

Schlagwörter
(Englisch)
state theories gender theories transformations of statehood politics of transformation critique of domination
Schlagwörter
(Deutsch)
Staatstheorien Geschlechtertheorien Transformationen von Staatlichkeit Politiken der Transformation Herrschaftskritik
Autor*innen
Marion Löffler
Haupttitel (Deutsch)
Geschlechterpolitiken der Transformation
Hauptuntertitel (Deutsch)
Aspekte feministischer Staatstheorien
Paralleltitel (Englisch)
Gender politics of transformation
Publikationsjahr
2010
Umfangsangabe
372 S.
Sprache
Deutsch
Beurteiler*innen
Hannelore Eva Kreisky ,
Birgit Sauer
Klassifikation
89 Politologie > 89.05 Politische Theorie
AC Nummer
AC08310428
Utheses ID
10685
Studienkennzahl
UA | 092 | 300 | |
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