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Die Wien-Film 1945/46
österreichische Filmproduktion am Übergang vom Dritten Reich zur Besatzungszeit
Wolfgang Bumberger
Art der Arbeit
Diplomarbeit
Universität
Universität Wien
Fakultät
Historisch-Kulturwissenschaftliche Fakultät
Betreuer*in
Gernot Heiss
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Alle Rechte vorbehalten / All rights reserved
DOI
10.25365/thesis.1391
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-29867.90746.267565-6
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Abstracts

Abstract
(Deutsch)
Die Wien-Film war nach dem Anschluss Österreichs an das Dritte Reich am Ende eines schon seit 1934 unter reichsdeutschem Druck einsetzenden Prozesses entstanden, der die österreichische Filmwirtschaft den nationalsozialistischen Interessen angeglichen hatte, bevor nach dem März 1938 die gesetzlichen Bestimmungen des Dritten Reichs für den Kulturbetrieb schlussendlich auch formell für die nunmehrige „Ostmark“ Geltung erlangten und die Wien-Film, die wie die anderen maßgeblichen Filmfirmen unter der Cautio Treuhand GmbH in den Besitz des NS-Staates überführt worden war, mit Karl Hartl als Produktionschef mit der Produktion meist unpolitischer Unterhaltungsfilme mit gegenwartsfernem Bezug begann, ab 1942 eingebettet unter dem Dach des Riesen-Trust Ufi (Ufa-Film GmbH). Die österreichischen Exponenten der Wien-Film, die ihre Arbeit während der Zeit der NS-Diktatur im Nachhinein als oppositionelle Haltung interpretiert wissen wollten, als Aufrechterhaltung der eigenen Kultur des im Reich untergegangenen Österreich, mögen dies tatsächlich durchaus so empfunden haben, aber eben gerade auch die unpolitischen Filme waren wegen ihrem kommerziellem Erfolg und ihrer systemstabilisierenden Wirkung vom Regime geschätzt, das darüber hinaus mit fortschreitender Kriegsdauer ab 1942 die Produktion eskapistischer Unterhaltungs-filme gegenüber propagandistischen Großfilmen forcierte. Nach Kriegsende wurde im Juni 1945 Karl Hartl von der Provisorischen Regierung unter Karl Renner zum öffentlichen Verwalter der Wien-Film bestellt, deren Produktionsstätten auf die vier Besatzungszonen der Alliierten aufgeteilt waren. Die Politik der US-Besatzungsmacht verfolgte das Konzept der Reprivatisierung und Entflechtung des vormalig reichseigenen Filmmonopols, während die Sowjets mit den von ihnen in Österreich beschlagnahmten Betriebsanlagen die Schaffung einer neuen zentralistischen Struktur betrieben. Im Zentrum der Filmpolitik der US-amerikanischen Besatzungsmacht stand vor allem anderen die Sicherung der Exportmärkte für die amerikanische Filmindustrie, die Garantie des absolut unbehinderten Zugangs zum Markt und die Verhinderung aller gesetzlichen Importrestriktionen für US-Filme, wie sie ursprünglich schon in der Zwischenkriegszeit vor allem zum Schutz gegen die amerikanische Konkurrenz eingeführt worden waren. Diese Rahmenbedingungen sollten der Entwicklung der österreichischen Filmindustrie nach dem Zweiten Weltkrieg zum Nachteil gereichen. Lag die Eigenproduktion der unter öffentlicher Verwaltung stehenden Wien-Film brach, so konnten 1946 zumindest kleine private Firmen in den angemieteten Studios des ehemaligen Monopolbetriebes die ersten nach dem Krieg produzierten österreichischen Filme drehen. Im selben Jahr unterstellten die Sowjets im Zuge der sich verschärfenden Spannungen zwischen den Alliierten die Studios am Rosenhügel unter direkte sowjetische Verwaltung und führten sie bis zur Unterzeichnung des Staatsvertrages 1955 als USIA-Betrieb „Wien-Film am Rosenhügel“, während die westlichen Alliierten in Reaktion darauf auf das ihnen auf der Potsdamer Konferenz zugesicherte Deutsche Eigentum verzichteten und die Wien-Film somit über die restlichen Ateliers in Sievering und Schönbrunn verfügten konnte. Thematisch kennt die Mehrzahl der österreichischen Filme nach dem Zweiten Weltkrieg keinen bewussten Blick auf den Nachkriegsalltag oder gar eine Reflexion über den Nationalsozialismus; das österreichische Erzählkino dieser Zeit setzte vielmehr auf vertraute Stoffe und Formen und weist Kontinuitäten auf, die an den Beginn der dreißiger Jahre zurückreichen und den Unterhaltungsfilm weiterhin die fünfziger Jahre hindurch prägen sollten. Einher ging dies mit einer ebenfalls schon seit Beginn des Tonfilms vorherrschenden Tendenz: der Abhängigkeit der österreichischen Filmwirtschaft vom deutschen Markt. Aufgrund der Größe des heimischen Marktes war die österreichische Produktion vom Absatz in Westdeutschland abhängig.

Schlagwörter

Schlagwörter
(Deutsch)
Österreich Geschichte 1938-1955 Filmpolitik Filmwirtschaft Hartl, Karl Forst, Willi Ucicky, Gustav Propaganda Drittes Reich Besatzungspolitik Österreich <Amerikanische Zone> Österreich <Sowjetische Zone>
Autor*innen
Wolfgang Bumberger
Haupttitel (Deutsch)
Die Wien-Film 1945/46
Hauptuntertitel (Deutsch)
österreichische Filmproduktion am Übergang vom Dritten Reich zur Besatzungszeit
Publikationsjahr
2008
Umfangsangabe
110 S.
Sprache
Deutsch
Beurteiler*in
Gernot Heiss
Klassifikationen
15 Geschichte > 15.07 Kulturgeschichte ,
15 Geschichte > 15.37 Europäische Geschichte 1914-1945 ,
15 Geschichte > 15.38 Europäische Geschichte nach 1945 ,
24 Theater > 24.32 Filmgeschichte
AC Nummer
AC07043179
Utheses ID
1083
Studienkennzahl
UA | 312 | 295 | |
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