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Kulturpolitik im Nationalsozialismus von 1938 bis 1945 am Beispiel des Deutschen Volkstheaters in Wien
Irene Löwy
Art der Arbeit
Diplomarbeit
Universität
Universität Wien
Fakultät
Fakultät für Sozialwissenschaften
Betreuer*in
Fritz Weber
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Alle Rechte vorbehalten / All rights reserved
DOI
10.25365/thesis.12030
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-29090.27172.854455-1
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Abstracts

Abstract
(Deutsch)
War das nationalsozialistische System ein „monolithischer Block“ – wie allgemein angenommen – oder gab es auch die Möglichkeit eines individuellen Spielraums? Der in der vorliegenden Arbeit aufgestellten These, dass das System des Dritten Reiches durchaus „durchlässig“ war, wurde nachgegangen. Fokussiert wird die Kulturpolitik der Nationalsozialisten von der Machtübernahme Hitlers bis zur endgültigen Sperre der Theater mit Beginn der Herbstsaison 1944. Die Arbeit versucht darzustellen, wie der kulturpolitische Wandel sich im Konkreten am Beispiel des ursprünglich als Deutschen Volkstheater gegründeten, des heutigen Wiener Volkstheaters, vor sich gegangen ist. Walter Bruno Iltz, kein Mitglied der NSDAP, wurde im Sommer 1938 von Goebbels als Intendant des Deutschen Volkstheaters nach Wien entsandt und übte diese Funktion bis zur Theatersperre am 1. September 1944 aus. Er kann durchaus als eine Schlüsselfigur in der Überlegung von eventuellen „Lücken“ im monolithischen Block gesehen werden. Die nationalsozialistische, totalitäre Gesetzgebung, die ab der Machtübernahme in Deutschland 1933 sukzessive entstand, konnte schlagartig, da bereits durch das austrofachistische Regime „vorbereitet“, nach dem „Anschluss“ am 12. März 1938 in Österreich übernommen werden. Die bis dahin gültigen österreichischen Gesetze wurden durch nationalsozialistische ersetzt. Durch die Auflösung der Vereine – in Österreich gab es eine sehr ausgeprägte Vereinslandschaft von ca. 70.000 Vereinen – wurden schlagartig sehr viele Menschen der Kontrolle des Regimes unterstellt. Die Kultur wurde in der von den Nationalsozialisten neu installierten Institution der Reichskulturkammer „verkammert“; nach Vorbild einer Rechtsanwalts- oder Ärztekammer. Durch diese „Verkammerung“ hierarchisierte das Regime die Vielfalt der Kulturangebote und vor allem die Menschen, die Kultur machten. Künstler und Künstlerinnen wurden zu „Kulturschaffenden“, denn Kultur wurde zu einem „Schaffen“ im Sinne von produzieren oder erzeugen. Individualismus, Liberalismus, Kreativität galten als „entartet“; „geartet“ war nur das, was vom „Volk“ geschaffen wurde und aus seiner „Seele“ kam. Lange vor dem „Dritten Reich“ brach der Theaterbereich zusammen. Künstler waren bis zur Theatersperre „nur“ am Abend Soldaten; nach der Schließung wurden sie zur Wehrmacht einberufen. Frauen wurden zur Kriegsproduktion eingesetzt. Das Deutsche Volkstheater schien eine „Insel des stillen Widerstands“ zu sein. Iltz gestaltete ein Spielplan, der den Anforderungen der Reichsdramaturgie entsprach und den Geschmack des Publikums und überwiegend das österreichische Genre favorisierte. Seine Bühnenbildner und Regisseure hatten viele Möglichkeiten der künstlerischen Entfaltung. Er war zwischen Widerstand und Denunziantentum das „Zünglein an der Waage“ war. Die am Anfang gestellte Frage, ob es Menschen gab, die – obwohl sie von den Nationalsozialisten mit leitenden Funktionen betraut wurden und durchaus einige Werte dieses Herrschaftssystems vertraten – trotzdem nicht strikt nach den Prinzipien des Regimes handelten – legt den Schluss nahe, dass dieses Herrschaftssystem kein – wie gerne behauptet wird – absolut monolithischer Block war. Es gab viele Möglichkeiten, dem Regime zwar „zu dienen“, und die eigene Meinung oder Einstellung – eingeschränkt, aber doch – zum Ausdruck zu bringen.
Abstract
(Englisch)
Was the National Socialist system a "monolithical block" – as generally assumed – or was there the possibility of an individual playing space? The work in this thesis evolves a thesis that the system of the Third Reich was absolutely "transparent", Focussed is the cultural policy of the National Socialists of Hitler's seizure of power until the final block close down of the of all theatres in fall 1944. The study attempts to document how the cultural and political change in this special example of the “Deutsche Volkstheater”, which was founded originally as, today's known “Wiener Volkstheater”. Bruno Walter Iltz, though not having been a member of the National Socialist Party, was sent by Goebbels as a director of the “Deutsche Volkstheater” in Vienna in the summer of 1938. He remained director until the close down of the theatres on September, 1st 1944. He may well be seen as a key figure in the consideration of any "gaps" in the monolithic block. The National Socialism, a totalitarian system came to power in Germany in 1933. It was no problem for the Nazi to replace all Austrian laws "prepared" by the Austrofascism after the “Anschluss” on March 12th, 1938. The previously valid laws were replaced by German Nazi laws. The Nazis eliminated all the Austrian clubs. In Austria, there was a very strong conglomeration of approximately 70,000 clubs. This enabled the regime to take a lot of people under their control. The culture was “represented” and directed in the new institution of the Nazis, the “Reichskulturkammer”. This type of “representation” was part of the hierarchical regime. It controlled the diversity of cultural attractions, and all the people which were part of the culture life. Artists have become "cultural workers", because culture was creative. Individualism, liberalism, creativity were considered "entartet", not "entartet" was just what was "das Volk" created out of his "soul". Half a year before Third Reich collapsed, the theatres collapsed. During the Second World War artists were “soldiers on the stage”. After the closure of the theatres in the Third “Reich” they were called into military service. Women had to work in war production. The “Deutsche Volkstheater” seemed like an “island of quiet resistance”. Iltz made a programme that met the requirements of the dramaturgy of the “Reich” and hit at the same time the taste of the public especially genres favoured by the Austrians. His stage designers and directors had many opportunities for artistic expression. He was the "tongue of the scale" between resistance and denunciation.

Schlagwörter

Schlagwörter
(Deutsch)
Nationalsozialismus-1 Kulturpolitik-2 Deutsches Volkstheater in Wien-3
Autor*innen
Irene Löwy
Haupttitel (Deutsch)
Kulturpolitik im Nationalsozialismus von 1938 bis 1945 am Beispiel des Deutschen Volkstheaters in Wien
Publikationsjahr
2010
Umfangsangabe
169 S. : Ill.
Sprache
Deutsch
Beurteiler*in
Fritz Weber
Klassifikation
89 Politologie > 89.00 Politologie: Allgemeines
AC Nummer
AC08379096
Utheses ID
10849
Studienkennzahl
UA | 300 | | |
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