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Erinnerungskonstruktionen in Literatur und Film
die Aufarbeitung des portugiesischen Kolonialkriegs in "A costa dos murmúrios"
Verena Bauer
Art der Arbeit
Diplomarbeit
Universität
Universität Wien
Fakultät
Philologisch-Kulturwissenschaftliche Fakultät
Betreuer*in
Kathrin Sartingen
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Alle Rechte vorbehalten / All rights reserved
DOI
10.25365/thesis.12047
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-29549.44416.606959-1
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Abstracts

Abstract
(Deutsch)
Die hier vorliegende Arbeit beschäftigt sich auf interdisziplinäre und intermediale Weise mit verschiedenen Möglichkeiten der Konstruktion von Erinnerung und ihren Auswirkungen auf die Identitätsbildung von Kollektiven und Nationen. Am Beispiel des Romans A Costa dos Murmúrios der portugiesischen Schriftstellerin Lídia Jorge und der Adaptation von Margarida Cardoso werden auf komparatische Weise Faktoren der Erinnerungsbildung innerhalb der portugiesischen Gesellschaft analysiert. Als Basis gelten sowohl erinnerungstheoretische Zugänge, wie sie für die Kultur- und Literaturwissenschaft durch Maurice Halbwachs, Pierre Nora, Jan und Aleida Assmann sowie Astrid Erll und Ansgar Nünning postuliert wurden, als auch die Intermedialitäts- und Adaptationsforschung (Irina Rajewsky, Linda Hutcheon, Julie Sanders). Ein Blick auf den historischen Hintergrund sowohl des Kolonialkriegs in der Kolonie Mosambik, der das Zentrum der Narration ausmacht, als auch der Entwicklung des portugiesischen Selbstbilds als Entdecker, liefert Aufschlüsse über die Problematik, auf die der portugiesische Identitätsdiskurs in der Vergangenheit traf und mit denen er im Zuge der Vereinigung Europas konfrontiert wird. Als wichtigstes Medium der Bewältigung der kolonialen Vergangenheit stellte sich nach dem Ende der Salazar-Diktatur 1974 die Literatur heraus, die im Gegensatz zur Historiografie gegenüber den Kampfhandlungen eine oppositionelle Haltung einnahm und nicht nur diese Epoche der nationalen Geschichte, sondern auch die verschiedenen Diskurse, die dazu führten, kritisch beleuchtete. Der Stellenwert des Romans A Costa dos Murmúrios, eines der wenigen Werke zum Kolonialkrieg, in dem eine weibliche Stimme zu Wort kommt, lässt sich des Weiteren auch durch die neue, bislang ignorierte feminine Perspektive erklären. Die Verfilmung aus dem Jahr 2004 gilt darüber hinaus als Symptom dafür, dass aus Sicht der Künste die Konfrontation mit den Verbrechen der kolonialen Vergangenheit nicht abgeschlossen ist. Im Zuge der Analyse wird auf vier Aspekte der Erinnerungskonstruktion eingegangen: Die Inszenierung der Erinnerung in Roman und Film, die Bedeutung der fiktiven Gedächtnisorte sowie die intermediale Integration des Mediums der Fotografie in den Erinnerungsdiskurs. Schlussendlich wird durch eine Analyse der intertextuellen Referenzen, die zum Großteil zur Dekonstruktion vermeintlich mythologischer Fundamente des Identitätsdiskurses gelten, ein Blick in das Gedächtnis der Literatur selbst geworfen.
Abstract
(Englisch)
This diploma thesis aims to explore how memory can be constructed in different media and which consequences said mediatic constructivity has for national and collective identity formation. Focus of this work is an intermedial and interdisciplinary approach to cultural and collective memory as represented in literature and cinematography. By analyzing the novel A Costa dos Murmúrios by Portuguese author Lídia Jorge and the cinematic adaptation of the same name by Margarida Cardoso, not only the representation of mnemonic processes shall be discussed, but also the transpositions necessary for the depiction of memory when recreating a novel as a film. A combination of theoretical approaches is employed to further study the interconnectivity of memory and media. On one hand, cultural memory theories such as those established by Maurice Halbwachs, Pierre Nora, Jan and Aleida Assmann as well as Astridd Erll and Ansgar Nünning, are drawn upon, as are aspects of intermediality and adaptation studies (Irina Rajewsky, Linda Hutcheon, Julie Sanders) on the other hand. A look at the historical background of both the Portuguese colonial war in Mozambique and the development of Portugal’s self-perception as a nation of discoverers and conquerors leads to further conclusions about the complex of problems the Portuguese identity discourse was confronted with in the past due to the loss of its colonial possessions, and in the present regarding the country’s integration into the European Union. After the end of Salazar’s dictatorship in 1974, literature evolved as the primary medium in the process of coming to terms with the colonial past, challenging not only hegemonic historical discourses about the war, but also identifying and deconstructing its underlying patriarcic and racist structures. The significance of A Costa dos Murmúrios lies in the feminine perspective it introduces to a corpus dominated by texts that narrate the combat experience from a male point of view. The film version that was launched in cinemas in 2004 can furthermore be considered symptomatic for the incompletness of the national memory process, still broaching the issue of Portugal’s colonial past more than 15 years after the novel’s publication. Four aspects of both works will be expanded on in a comparative manner: The representation of memory in both text and film, the fictive lieux de mémoire, the integration of photography as a technology of memory and the intertextual references in A Costa dos Murmúrios as a form of literary memory.

Schlagwörter

Schlagwörter
(Englisch)
Memory Film Literature Colonial War Portugal Mozambique Lídia Jorge Margarida Cardoso
Schlagwörter
(Deutsch)
Erinnerung Film Literatur Kolonialkrieg Portugal Mosambik Lídia Jorge Margarida Cardoso
Autor*innen
Verena Bauer
Haupttitel (Deutsch)
Erinnerungskonstruktionen in Literatur und Film
Hauptuntertitel (Deutsch)
die Aufarbeitung des portugiesischen Kolonialkriegs in "A costa dos murmúrios"
Paralleltitel (Englisch)
The construction of memory in literature and film
Publikationsjahr
2010
Umfangsangabe
119 S. : Ill.
Sprache
Deutsch
Beurteiler*in
Kathrin Sartingen
Klassifikationen
17 Sprach- und Literaturwissenschaft > 17.90 Literatur in Beziehung zu anderen Bereichen von Wissenschaft und Kultur ,
17 Sprach- und Literaturwissenschaft > 17.96 Vergleichende Literaturwissenschaft: Sonstiges ,
18 Einzelne Sprachen und Literaturen > 18.37 Portugiesische Literatur ,
24 Theater > 24.37 Film: Sonstiges
AC Nummer
AC08439859
Utheses ID
10865
Studienkennzahl
UA | 236 | 357 | |
Universität Wien, Universitätsbibliothek, 1010 Wien, Universitätsring 1