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Die Opiumindustrie Bengalens, 1773 - 1838
ein Beispiel Wallerstein'scher Inkorporierung?
Rolf Bauer
Art der Arbeit
Diplomarbeit
Universität
Universität Wien
Fakultät
Philologisch-Kulturwissenschaftliche Fakultät
Betreuer*in
Peer Vries
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Alle Rechte vorbehalten / All rights reserved
DOI
10.25365/thesis.12387
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-29049.84571.554854-4
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Abstracts

Abstract
(Deutsch)
Die vorliegende Diplomarbeit untersucht die Opiumindustrie im Norden Indiens um 1800 anhand Immanuel Wallersteins Theorie der Inkorporierung. Nach Wallerstein setzt sich der Prozess der Inkorporierung aus drei Hauptveränderungen zusammen: Erstens findet eine Umstrukturierung von Importen und Exporten statt. Es werden vermehrt Rohstoffe für den Export produziert und verarbeitete Waren importiert. Zweitens werden große Entscheidungsknoten geschaffen, die es ermöglichen Produktion und Vertrieb zu kontrollieren. Und Drittens taucht vermehrt Zwang gegenüber Arbeitskräften auf. Zwang sei nötig um Bauern weg von ihrer Subsistenz und hin zur Produktion von cash-crops zu bringen. Meine Analyse der Opiumindustrie gliedert sich nach eben diesen Hauptveränderungen. Der erste Teil behandelt die Expansion der Opiumindustrie. Von 1800 bis 1839 hat sich die jährliche Exportmenge von etwa 500 Tonnen auf bis zu 5000 Tonnen verzehnfacht. Als Hauptursache für diese Expansion gilt der Versuch die Konkurrenz aus Westindien zu beseitigen. Die Region Malwa war während unserer Periode groß teils frei von britischer Einflussnahme und etablierte sich rasch zu einem gewichtigen Opiumproduzenten. Ich beschreibe die langjährigen Versuche der East India Company mit dieser Konkurrenz fertig zu werden und interpretiere die Expansion als einen Versuch. Die Umstrukturierung in Indiens Wirtschaft, die Opium herbeiführte, lässt sich nur mit einer Analyse des Handelsdreiecks China-England-Indien erklären. Opium wurde fast ausschließlich nach China exportiert und diente dem europäischen Markt nur indirekt. Die Profite, die Opium in China erzielte, ermöglichten eine Ausdehnung des Warenflusses von China nach England ohne einen vergleichbaren Wert in umgekehrter Richtung. In Indien war Opium wesentlich an der Finanzierung der britischen Territorialherrschaft beteiligt. So sorgte es dafür dass britische Kaufleute weiterhin die Vorteile der Kolonialherrschaft nutzen konnten. Der zweite Teil beschreibt den Apparat des Opiummonopols. Die East India Company konnte Kraft ihrer politischen Herrschaft Opium zum staatlichen Monopol erklären. Sie schaffte einen Apparat, das Agency System, das den Preis, die Qualität und Quantität der Opiumernte bis ins kleinste Dorf Nordindiens kontrollierte. In riesigen Fabriken, den sogenannten Sudder Factories, ließ die Company von tausenden Angestellten Rohopium zu export- und rauchfertigem Opium verarbeiten. Auf staatlichen Auktionen in Kalkutta wurde die Droge an kapitalstarke Unternehmer versteigert, die selbst für den Transport nach China sorgten. Das Opiummonopol der East India Company war so dicht organisiert, dass es als Paradebeispiel für Wallersteins „Schaffung eines ökonomischen Entscheidungsknotens“ gelten kann. Der dritte Teil diskutiert die Möglichkeit von Zwangsmechanismen gegenüber den Opiumbauern. Die zentrale Frage ist ob hunderttausende Bauern in die Produktion gezwungen werden konnten. Eine Gegenüberstellung der Einnahmen und Ausgaben in der Opiumkultivierung legt die Vermutung nahe, dass die Kultivierung nicht lukrativ gewesen sein konnte. Der Blick auf die Situation anderer cash-crop Bauern lässt vermuten, dass auch Opiumbauern durch hohe Anzahlungen in einen Schuldenkreislauf gerieten, der sie zu Abhängigen der Company machte.

Schlagwörter

Schlagwörter
(Deutsch)
Opium Indien East India Company Inkorporierung Weltsystem
Autor*innen
Rolf Bauer
Haupttitel (Deutsch)
Die Opiumindustrie Bengalens, 1773 - 1838
Hauptuntertitel (Deutsch)
ein Beispiel Wallerstein'scher Inkorporierung?
Publikationsjahr
2010
Umfangsangabe
84
Sprache
Deutsch
Beurteiler*in
Peer Vries
Klassifikationen
15 Geschichte > 15.08 Sozialgeschichte ,
15 Geschichte > 15.09 Wirtschaftsgeschichte
AC Nummer
AC08415806
Utheses ID
11167
Studienkennzahl
UA | 057 | 390 | |
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