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Das Amerika-Bild in Klaus Manns Exilwerk
Marinela Lukic
Art der Arbeit
Diplomarbeit
Universität
Universität Wien
Fakultät
Philologisch-Kulturwissenschaftliche Fakultät
Betreuer*in
Michael Rohrwasser
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Alle Rechte vorbehalten / All rights reserved
DOI
10.25365/thesis.12566
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-29490.13880.352055-6
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(Print-Exemplar eventuell in Bibliothek verfügbar)

Abstracts

Abstract
(Deutsch)
Klaus Mann hat als der Exilautor schlechthin insbesondere in den 30er und 40er Jahren des 20. Jahrhunderts, durch sein literarisches Schaffen, eine wichtige Rolle gespielt. Er vermittelte durch seine Werke zwischen der deutschen bzw. der europäischen und der amerikanischen Kultur. Die Problematik des Exillebens deutscher Emigranten in Europa und Amerika steht sowohl in Der Vulkan als auch in Speed ganz entscheidend im Vordergrund. Offenkundig ist zudem, dass sich auf der latenten Ebene dieser beiden Texte eine andere Problematik verbirgt, nämlich die des Europa- und Amerika-Bildes samt den dazugehörigen Stereotype. Die Analyse der beiden Werken hat gezeigt, dass Klaus Mann die beiden Bilder, durch die Kontrastierung oder - in Joep Leeressens Worten - mittels binärer Opposition und der sogenannten „wir-ihr“ Dynamik, konstruierte. Darüberhinaus muss akzentuiert werden, dass die Rolle der Stereotype darin besteht, zu bestimmen wer der dominanten Gruppe - wir - und wer der untergeordneten Gruppe - sie - angehört. In Der Vulkan sind die Amerikaner die dominante Gruppe und die Europäer, die Untergeordneten. In Speed scheinen die Amerikaner weiterhin die Dominanten zu sein auch wenn sich das Amerika-Bild hier als das künstliche Paradies entpuppt. Die Europäer sind weiterhin die Untergeordneten, die Unterdrückten. Ebenso ist festzuhalten, dass die oppositionellen Paare, die in Der Vulkan konstruiert wurden, in Speed umgewendet werden. Das positive Amerika-Bild wird negativ und das negative Europa-Bild positiv dargestellt. Dadurch relativiert Klaus Mann die beiden Bilder, sodass sie realitätsnäher erscheinen. Das oben gesagte im Hinterkopf behaltend, lässt sich die Transformation bzw. die Entwicklung und Umwandlung der beiden Bilder an beiden Werken feststellen. Des Weiteren ist zusammenfassend zu bemerken, dass die Stereotype, die das Europa-Bild bestimmen äußerst negativ sind, die des Amerika-Bildes äußerst positiv. Um nur einige dieser zu nennen: das Europa-Bild wird in der 1930er und 1940er Jahren von den Stereotypen des Untergangs, Kriegs und Nationalsozialismus bestimmt. Das Amerika-Bild definiert sich dagegen im Gegensatz zum Europa-Bild, als das Gelobte Land, das Paradies auf Erden. Man beachte, dass die mächtige Ideologie des amerikanischen Exzeptionalismus die Folie ist, vor der das positive Amerika-Bild konstruiert wird. Die Anwendung der Textanalyse nach Leerssen hat folgendes ergeben: Die oppositionellen Paare „stark versus schwach“ und „zentral versus peripher“ lassen sich in beiden Werken finden. Das dritte oppositionelle Paar, „Süden versus Norden“, ist nicht vorhanden. Die Grundopposition beider Werke scheint jedoch die zwischen der Alten Welt (Europa) und der Neuen Welt (Amerika) zu sein. Die oppositionellen Paare und die Mechanismen der Konstatierung ergeben schwarz-weiße Bilder, was sich klar an Europa- und Amerika-Bildern der beiden Werke feststellen lässt. Die These von Leerssen, dass die Merkmale dieser Bilder frei einsetzbar sind und dass sie je nach Gelegenheit in das Gegenteil gewandelt werden, hat sich anhand der beiden Werke bestätigt. Zudem sei kurz auf die Sicht der Kulturwissenschaften eingegangen. Diese sieht die Konstruktion nationaler Identität, in diesem Falle, der nationalen Identität Europas und Amerikas als das Produkt komplexer kultureller Prozesse. Die kulturellen Prozesse bestehen aus der Herstellung kultureller Bedeutungen und Identitäten. Auffällig ist auch, dass die Bedeutung nicht aus der europäischen und der amerikanischen Identität als solcher hervorgeht. Vielmehr geht sie aus der Art und Weise in der sie dargestellt wird. Wie schon konstatiert: die nationale Identität Europas wird in Der Vulkan negativ und die Identität Amerikas positiv dargestellt. Zunächst muss festgehalten werden, dass die angeblichen Gegensätze, Amerika versus Europa, nicht in einer logozentrisch-gegenseitigen Abhängigkeit zueinander stehen. Hervorgehoben sei außerdem, dass Worte weder innewohnende Beziehung zum Objekt welches sie darstellen haben, noch eine festgelegte Bedeutung. Die binäre Opposition Amerika versus Europa, funktioniert genau auf der Gegen-Annahme, nämlich dass Wörter sehr wohl eine innewohnende Beziehung zum Objekt welches sie darstellen, haben. Abschließend sei noch akzentuiert, dass die Art und Weise in der etwas bezeichnen wird, d.h. die Sprache die Klaus Mann im Darstellungsprozess des Europa-und Amerika-Bildes verwendet hat, beträchtlich zur Art und Weise in der diese beiden Bilder bewertet werden, beiträgt. Deswegen kann behauptet werden, dass er mit Der Vulkan und Speed seinen Beitrag zum einerseits negativen Europa-Bild und andererseits zum positiven Amerika-Bild gegeben hat. Die Transformation der beiden Bilder in Speed, könnte als der Versuch der Dekonstruktion und/oder Relativierung der beiden gedeutet werden.
Abstract
(Englisch)
The present thesis attempts to examine the role which Klaus Mann played in constructing the imageme of German identity, and with it, of European identity in the 1930s and 1940s, as opposed to the imageme of America. Klaus Mann, a leading German exile author, wrote from his own experience as an expatriate, mediating between the two continents, of Europe and America. Both of his works, The Vulcano and Speed portray nicely both the development of the imageme of Europe and America, as well as the binaries on which they are based. The analysis of these two works, The Volcano and Speed, was based on the Essay of Joep Leerssen: „The Rhetoric of National Character“ (2000). It has shown that Mann used two of three structural factors of invariant opposition which Leerssen extrapolates: the binary opposition between strong and weak and between central and peripheral. These oppositions point to the operation of power in national stereotyping. Moreover, I was able to identify a latent binary around the oppositional pairs: Europe versus America. Klaus Mann’s construction of the national imageme of Germany and with it of Europe in The Vulcano is defined in terms of negative polarity. What is crucial, however, is that this negative image will remain a part of the imageme of Germany; that is, of Europe, for an indefinite time. The positive imageme of America was already present in the media of the time, in literature and in the social discourse. Mann’s construct of the image of America in “The Vulcano” was thus a replica of what was already known, relying on the ideology of American exceptionalism. The two images, European and American, develop in Speed into its opposites. The image of America turns into the negative and the image of Europe into the positive pole. This opposite development confirms the validity of Leerssen’s claim that the characteristics of imageme change as circumstances change. What, however, remains in spite of the changed circumstances, are stereotypes. In other words, as the social discourse changes, the ‘character’ of a given nation changes and often turns out to be even highly contradictory. This is the case with the image of Europe and America in Speed. It remains to be said that while on the one hand, the positive imageme of America does not seem to be harmed; on the other hand, the negative imageme of Europe does not seem to appear better in spite of the positive development in Speed. The reason for this might be the powerful ideology of American exceptionalism and the old binary: New World versus Old World, which in itself brings a set of stereotypes that are obviously impervious to historical obsolence.

Schlagwörter

Schlagwörter
(Deutsch)
Literaturwissenschaft
Autor*innen
Marinela Lukic
Haupttitel (Deutsch)
Das Amerika-Bild in Klaus Manns Exilwerk
Paralleltitel (Englisch)
The image of America in Klaus Mann's exile works
Publikationsjahr
2010
Umfangsangabe
VI, 88 S.
Sprache
Deutsch
Beurteiler*in
Michael Rohrwasser
Klassifikation
18 Einzelne Sprachen und Literaturen > 18.10 Deutsche Literatur
AC Nummer
AC08397449
Utheses ID
11332
Studienkennzahl
UA | 332 | | |
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