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Die Rolle der Partizipation in der urbanen Freiraumplanung Yokohamas
über den Erfolg des Projektes Takashima Zentralpark
Marco Akira Klebel
Art der Arbeit
Masterarbeit
Universität
Universität Wien
Fakultät
Philologisch-Kulturwissenschaftliche Fakultät
Betreuer*in
Sepp Linhart
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Alle Rechte vorbehalten / All rights reserved
DOI
10.25365/thesis.12605
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-30303.83490.697465-1
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(Print-Exemplar eventuell in Bibliothek verfügbar)

Abstracts

Abstract
(Deutsch)
Die Stadtplanung in Japan wurde seit 1888 als toshikeikaku bezeichnet und beinhaltete eine technokratische Planung von „oben“, wobei die Kompetenz dem Staate oblag. Erst durch heftige Bürgerproteste und durch Dezentralisierungsmaßnahmen von Seiten der Regierung, erhielten die Präfekturen, aber auch die Kommunen, eine höhere Planungskompetenz. Dadurch zeichnete sich ein neuer Planungsgedanke ab, nach dem nicht mehr die Industrie oder Wirtschaft, sondern die Bewohner bzw. Bürger unterstützt und gefördert werden sollten. Dieser neue Aspekt in der Stadtplanung in Japan wird als machizukuri bezeichnet, das eine Bürgerbeteiligung voraussetzt. Fokussiert man nun auf die Partizipationsprozesse in der Stadt Yokohama, so kann man seit 1991 durch die Einleitung von zahlreichen Unterstützungsmaßnahmen für machizukuri-Aktivitäten, eine große Zahl an innovativen, modernen und demokratischen Bürgerpartizipationsansätzen beobachten. Bürgerliches Engagement wurde immer stärker von der Stadtverwaltung aufgegriffen und als wichtiges Steuerinstrument anerkannt. Mit dem Yokohama Kōdo, einer Richtlinie zur Förderung des bürgerlichen Engagements und der Kooperation zwischen Bürgern und der Stadt Yokohama aus dem Jahre 1999, verstärkte sich die Rolle der Partizipation in der Freiraum- bzw. Stadtplanung. Mit der Einführung von Partizipationfördernden Praktiken, wie dem Stadtbauprojekt im Jahre 2005, das auf der Richtlinie zur Förderung des chiiki machizukuri basiert, kam es zur weiteren Förderung von intensiven Bürgerbeteiligungsmethoden. Generell erkennt man, dass sich die Stadt Yokohama hinsichtlich Bürgerpartizipation sehr engagiert. Zahlreiche Projekte werden in der Literatur als erfolgreich gewertet, so auch die Planung und Ausführung des Takashima Zentralparks im Minato Mirai 21 Gebiet in Yokohama. Erfolg hängt bekanntlich auch von der Sichtweise ab und kann unterschiedlich definiert werden. Die Errichtung des Takashima Zentralparks kann in zwei grundlegende Projektphasen aufgeteilt werden. Die erste Projektphase begann im Jahre 2003 mit der Erarbeitung des Grundkonzeptes der Parkanlage, in der zunächst Bürger eingeladen und angeworben wurden, an Konferenzen teilzunehmen, um ihre Meinungen kundzugeben. Basierend auf diesen Ideen und Meinungen wurde im selben Jahr ein Entwurfsplan von der Gesellschaft für Stadtentwicklung angefertigt. Zur damaligen Zeit galt die Prämisse, eine bürgerfreundliche Stadt, die viel Raum für Kreativität und Meinungsäußerung aufweist, zu schaffen. Zwar war eine Beteiligung der Bürger an diesem Projekt rechtlich verankert, doch die Intensität, also die Abhaltung eines Workshops, nicht konkret vorgeschrieben. Trotzdem entschied sich die zuständige Verwaltung für jenes intensive Partizipationsverfahren. Da der Park sich in damals noch unbewohntem Gebiet befand, konnte sich jeder interessierte Bürger Yokohamas im Sinne von shimin für die Bürgerpartizipation anmelden, was einerseits sehr löblich ist, andererseits aber insofern problematisch ist, als die Beteiligten wenig bis gar keinen Bezug zum Park hatten; also keine jūmin waren. Trotzdem darf man nicht vergessen, dass die Befragung und Einbindung der Bürger in die Planungsphase ein wichtiger und positiv zu bewertender Schritt der Stadtverwaltung war. Das anfänglich aufgestellte Ziel der zuständigen Verwaltungsabteilungen (Abteilung für die Förderung von Minato Mirai 21 des Stadtplanungsamtes, Gesellschaft für Stadtentwicklung und Abteilung für Parkplanung des Amtes für Begrünung) war es, Ideen und Vorschläge von Bürgern für die Parkgestaltung zu erhalten, was auch sehr kompetent vorgenommen wurde. Das Partizipationsverfahren war bis auf kleinere Mängel relativ erfolgreich und sah nur die Partizipation von Bürgern im Sinne von shimin in der Planungsphase vor, da keine jūmin vor Ort wohnhaft waren. Sowohl die Kompetenz der Teilnehmer, als auch die Wahl einer intensiven Partizipationsmethode erweckten den Anschein eines erfolgreichen Projektes. Doch betrachtet man den weiteren Verlauf des Projektes, insbesondere die Umsetzungsphase, die ausschließlich durch die Stadtverwaltung vorangetrieben wurde, so erkennt man objektiv betrachtet einige negative Punkte. Auf Grund von mangelnder interner Kooperation der Stadtverwaltung zwischen den einzelnen Ämtern und Abteilungen durch eine gewisse vertikale Aufsplitterung der Verwaltung (tatewari gyōsei) kam es bei der Weiterleitung der Grundpläne zu Änderungen in der Parkgestaltung. Diese Änderungen kamen auf Grund von Sicherheitsmängeln oder schlechter Finanzierbarkeit unter anderem durch die Polizei oder das damalige Amt für Begrünung zu Stande. Da die Stadtverwaltung in dieser Phase keine Bürgerpartizipation vorsah, wurden die Bürger auch nicht über die Änderungen in Kenntnis gesetzt, denn für die Administration war der Partizipationsprozess bereits abgeschlossen. Diese Vorgehensweise wird jedoch in der Literatur unter anderem von Nishikawa kritisiert. Denn die von der Stadtverwaltung nicht vorgesehene Resonanz gegenüber Bürgervorschlägen und die Ausklammerung der Bürger in der Ausführungsphase können zu einer sinkenden Motivation der Bürger führen, sich in anderen Partizipationsverfahren zu engagieren. Doch da die Förderung eines längerfristigen bürgerlichen Engagements im Jahre 2003 noch nicht im Zielkatalog der Stadtverwaltung war, wurde dies auch nicht berücksichtigt. Lediglich die Bürger, die teilnahmen, definierten die Förderung einer Bewohner-Community als Ziel. Von der Verwaltung (chiiki machizukuri ka) wurde dieses Ziel der Community-Bildung im 2005 eingeführten Stadtbauprojekt konkretisiert. Die tatsächliche Umsetzung der ersten Projektphase fand im Jahre 2005 und der Abschluss im Jahre 2007 mit der offiziellen feierlichen Eröffnung der Parkanlage am 25. Juli desselben Jahres statt. (YTSK 2007) Die zweite Projektphase wurde von in der Nähe ansässigen Bewohnern auf Grund von Mängeln im Park initiiert. Die lokale Wohnbevölkerung nutzte das von der Stadt Yokohama angebotene Stadtbauprojekt, um Ideen für eine schönere Gestaltung der Parkanlage in die Realität umzusetzen. Dabei war ein von der Stadtverwaltung vorgegebenes Ziel die Bildung einer Community. Diese zweite Phase begann im Jahre 2008 und wurde 2010 vollendet. Der Anlass für die Bürgerbeteiligung im Jahre 2008 durch die Anmeldung der Bürgergruppe Takashima Zentralpark Gardening Club für das Stadtbauprojekt waren jene Elemente, welche wegen Sicherheitsaspekten und Finanzierbarkeit von der Polizei und dem Umweltplanungsamt gekürzt worden waren. Sitzbänke, großzügig angelegte Vegetationsflächen, Staudenbepflanzungen, verschiedene Kinderspielgeräte, etc. wurden von den Bürgern im Jahre 2003 vorgeschlagen, anschließend von der Polizei und dem Umweltplanungsamt gestrichen und im Jahre 2008 erneut von der Bürgergruppe Takashima Zentralpark Gardening Club gefordert. Die Stadtverwaltung hätte sich die Finanzierung des Beitrages für das Stadtbauprojekt 2008 ersparen können, wenn sie bei der Erarbeitung des Grundkonzeptes der Parkanlage im Jahre 2003 die Überprüfung der Sicherheit und Finanzierbarkeit vorgezogen und gemeinsam mit den Bürgern in der Planungsphase durchgenommen hätte. Dadurch wäre eine Kompromisslösung von beiden Teilnehmerkreisen möglich gewesen. Doch so entstanden bestimmte Mängel in der Parkanlage, die in weiterer und indirekter Folge zur Bildung einer Community führten. Aus Sicht der Abteilung für chiiki machizukuri, die das Stadtbauprojekt initiiert hat, gilt demnach das Projekt „Familiengarten im Takashima Zentralpark“ als voller Erfolg. Denn die Bildung einer Community kann von der Stadtverwaltung nicht vorgegeben oder gar angeordnet werden, wie es Herr Sakai trefflich formulierte, doch kann sie von der Stadtverwaltung dadurch begünstigt werden, dass Bewohner im Sinne von jūmin und nicht von shimin durch diverse Initiativen und Projekte angesprochen werden. Um also ein längerfristiges Engagement für den Park zu gewährleisten, ist meiner Meinung nach eine Partizipation erst ab dem Zeitpunkt sinnvoll, ab dem Bürger im Sinne von jūmin vor Ort ansässig sind. Diese geforderte Bezugnahme der jūmin in die Partizipation wurde, wie bereits erwähnt, im Jahre 2005 durch die Gründung einer neuen Partizipationsmethode, des Stadtbauprojekts, durch die Abteilung für chiiki machizukuri in Yokohama aufgegriffen. Demnach sollen Projekte durch Bürger geplant, ausgeführt und gepflegt werden, was als ein sehr revolutionäres System innerhalb der Bürgerpartizipation bezeichnet werden kann.Kritisieren möchte ich nebenbei nicht nur die personelle Umstrukturierung der Ämter, sondern auch die laufenden Umbenennungen und Zusammenlegungen der verschiedenen Abteilungen und Ämter sowie von Organisationen, welche für einige Bürger Verwirrung stifteten. Wie bereits in Kapitel 6 kurz angedeutet, wird das ehemalige Stadtplanungsamt der Stadt Yokohama (Yokohama-shi toshi keikaku kyoku) seit 2005 als Stadtordnungsamt (Yokohama-shi toshi seibi kyoku) bezeichnet. Gewisse Kompetenzen des Stadtplanungsamtes sind seit 2005 auf das Straßenamt (dōro kyoku) und das Ordnungsamt für machizukuri (machizukuri seibi kyoku), das wiederum seit 2010 dem Bauamt (kenchiku kyoku) unterliegt, aufgeteilt. Auch die Neugründung der Gesellschaft für Stadterneuerung von der Bezeichnung toshi kiban seibi kōdan auf toshi saisei kikō kann sehr hinderlich für eine längerfristige Kooperation mit den Bürgern sein. Genauso führte die Änderung der Bezeichnung und der Kompetenzen des Umweltplanungsamtes (Yokohama-shi kankyō sōzō kyoku), das ursprünglich Amt für Begrünung (Yokohama-shi ryokusei kyoku) genannt wurde, für die Bürger zu undurchschaubaren Strukturen. Um daher die Kontinuität und eine längerfristige Kooperation zwischen Bürgern und Stadtverwaltung zu gewährleisten, wäre ein stabileres Verwaltungssystem wünschenswert.

Schlagwörter

Schlagwörter
(Deutsch)
Bürgerbeteiligung Partizipation Stadtplanung Freiraumplanung Grünraumplanung Landschaftsarchitektur Yokohama
Autor*innen
Marco Akira Klebel
Haupttitel (Deutsch)
Die Rolle der Partizipation in der urbanen Freiraumplanung Yokohamas
Hauptuntertitel (Deutsch)
über den Erfolg des Projektes Takashima Zentralpark
Publikationsjahr
2010
Umfangsangabe
200 S. : Ill., graph. Darst.
Sprache
Deutsch
Beurteiler*in
Sepp Linhart
Klassifikationen
70 Sozialwissenschaften allgemein > 70.00 Sozialwissenschaften allgemein: Allgemeines ,
71 Soziologie > 71.11 Gesellschaft ,
71 Soziologie > 71.14 Städtische Gesellschaft ,
74 Geographie > 74.79 Raumordnung, Städtebau: Sonstiges
AC Nummer
AC08416053
Utheses ID
11370
Studienkennzahl
UA | 066 | 843 | |
Universität Wien, Universitätsbibliothek, 1010 Wien, Universitätsring 1