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Die politischen Haltungen im Leben und im Werk von Thomas Bernhard
Benedikt Fuchs
Art der Arbeit
Diplomarbeit
Universität
Universität Wien
Fakultät
Philologisch-Kulturwissenschaftliche Fakultät
Betreuer*in
Wolfgang Greisenegger
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Alle Rechte vorbehalten / All rights reserved
DOI
10.25365/thesis.12633
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-29463.40511.896060-6
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Abstracts

Abstract
(Deutsch)
Der Staat Österreich hat in den Werken des Autors Thomas Bernhard eine große Rolle gespielt. Folglich sind auch die politischen Aussagen und Statements von Bernhard zum Staat Österreich nicht zu kurz gekommen. Das bekannteste Beispiel hierfür ist das späte Stück Heldenplatz, das einen der größten Theaterskandale in der Zweiten Republik ausgelöst hat. Häufig hat sich Bernhard in seinen Werken mit den Auswirkungen des Nationalsozialismus auf das österreichische Volk und die Gesellschaft beschäftigt. Doch wie politisch war Thomas Bernhard tatsächlich? War er ein politischer Autor und welche Rolle hat die Politik in Bernhards Privatleben gespielt? Mit diesen zentralen Fragen setzt sich die vorliegende Arbeit auseinander. Thomas Bernhard war Mitglied beider österreichischer Großparteien, wenn auch die Mitgliedschaft bei der SPÖ eher ungewollt war und nur wenige Stunden gedauert hat. Bernhard wurde in seiner schriftstellerischen Anfangszeit beim Demokratischen Volksblatt in Salzburg vom damaligen Chefredakteur Josef Kaut zur SPÖ gebracht. Dieser Schritt war Bernhard jedoch zu viel. Nachdem er sich im Parteibuch eingetragen hatte, folgte einen Tag später die Kündigung dieser Mitgliedschaft. Bernhard ist daraufhin nie wieder in der Redaktion des Demokratischen Volksblatts erschienen. Das war aber nicht das Ende der Parteimitgliedschaften in Bernhards Leben. Als er einige Jahre später einen Vierkanthof in Oberösterreich erworben hat, ist er dem Bauernbund, einer ÖVP-Teilorganisation, beigetreten. Diese Mitgliedschaft wehrte immerhin 14 Jahre lang und wurde erst nach dem Tod Bernhards bekannt. Heftige öffentliche Debatten, die in dieser Arbeit Niederschlag finden, waren die Folge. Kern der Arbeit ist die Analyse unterschiedlicher, teilweise auch widersprüchlicher Positionen Bernhards hinsichtlich seiner politischen Gesinnungen, Einstellungen und Erfahrungen. Die Entwicklung der politischen Haltungen des Schriftstellers ist nicht geradlinig verlaufen. Sehr wichtig war der Einfluss des konservativen und gleichzeitig rebellischen Großvaters Johannes Freumbichler. Die aktuelle Forschungslage zeigt, dass sich die wissenschaftliche Analyse auf den politischen Gehalt des Dramas Heldenplatz konzentriert. Deshalb wurden in dieser Arbeit andere Werke und Texte Bernhards herangezogen, um eine deutlichere Aussagekraft über die politischen Haltungen Bernhards zu bekommen. Einige in der Wissenschaft bislang eher unbeachtete Zeitungstexte des Autors setzen sich insbesondere kritisch mit der Sozialdemokratie und sozialdemokratischen Persönlichkeiten auseinander. Außerdem werden die politischen Dramen Die Jagdgesellschaft, Der Präsident und Vor dem Ruhestand untersucht. Das Hauptaugenmerk liegt auf diesen Stücken, da in allen drei Werken politische Amtsträger vorkommen. In den drei Stücken lässt sich eine Entwicklung autoritärer Systeme, die dem Untergang geweiht sind, nachlesen. Thomas Bernhard ist resümierend zu jener Gruppe von Autoren zu zählen, die sich nach dem Zweiten Weltkrieg mit den Auswirkungen des Nationalsozialismus auseinandergesetzt haben. Aber nicht nur das Werk Bernhards hat politisiert, auch in seinem eigenen Leben hat die Politik, wenn auch nicht immer gewollt, eine große Rolle gespielt. Er kann keiner politischen Ideologie zugeordnet werden, weil seine Haltungen als ambivalent anzusehen sind. Trotz seiner jahrelangen Mitgliedschaft beim Bauernbund, hat er Vereinigungen und Parteien strikt abgelehnt. Die ÖVP-Teilorganisation war für Bernhard eine reine Interessensgemeinschaft, denn durch den Erwerb des Vierkanthofs wollte er Teil der Bauerngesellschaft sein. Auch wenn die Politik aus dem Werk Bernhards nicht wegzudenken ist, war er kein politischer Autor. Er hat politische Ideologien, die sein Leben traumatisch beeinflusst haben, kritisiert. Bernhards Großvater war ein konservativer Rebell und diese Haltung hat Bernhard weitergeführt. Sozialutopische Ideen, die schon der Großvater vertreten hat, waren in den Werken Bernhards allgegenwärtig. Bernhard hat keine politischen Allgemeinheiten beschrieben, sondern persönliche und österreichische Spezifika. Meistens hat er eine antifaschistische Haltung eingenommen.

Schlagwörter

Schlagwörter
(Deutsch)
Thomas Bernhard Theater Politik Parteien Ideologie Österreich Johannes Freumbichler
Autor*innen
Benedikt Fuchs
Haupttitel (Deutsch)
Die politischen Haltungen im Leben und im Werk von Thomas Bernhard
Publikationsjahr
2010
Umfangsangabe
93 S.
Sprache
Deutsch
Beurteiler*in
Wolfgang Greisenegger
Klassifikationen
24 Theater > 24.06 Theatergeschichte ,
24 Theater > 24.08 Theatersoziologie, Theaterpsychologie ,
89 Politologie > 89.54 Politischer Einfluss
AC Nummer
AC08406992
Utheses ID
11391
Studienkennzahl
UA | 317 | | |
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