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Subjektive Theorien des Erwachsenwerdens
eine empirische Studie mit Jugendlichen in Ungarn
Veronika Kiss
Art der Arbeit
Diplomarbeit
Universität
Universität Wien
Fakultät
Fakultät für Psychologie
Betreuer*in
Eva Dreher
DOI
10.25365/thesis.12809
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-30093.01000.111653-3
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(Print-Exemplar eventuell in Bibliothek verfügbar)
Abstracts
Abstract
(Deutsch)
Die vorliegende Arbeit befasste sich mit den Kriterien des Erwachsenwerdens und damit, inwieweit diese Kriterien in der momentanen Lebenssituation vorhanden sind. Weiters sollten in dieser Arbeit die subjektiven Entwicklungstheorien der Jugendlichen untersucht werden. Ein weiteres Kernthema war noch die Untersuchung des Lebensabschnitts ‚Emerging Adulthood’.
Um die Erfassung der kulturellen Unterschiede bzw. Gemeinsamkeiten bezüglich dieser Forschungsthemen erweitern zu können, wurde die Erhebung in Ungarn durchgeführt. Im Rahmen dieser Studie konnten Informationen von insgesamt 214 ungarischen Jugendlichen im Alter von 16 bis 20 Jahren gesammelt werden, die zum Zeitpunkt der Datenerhebung entweder eine Berufsschule oder ein Gymnasium besuchten. Die Teilnehmer wurden anhand des Fragebogens ‚Kriterien des Erwachsenwerdens’, weiters mit dem ‚Inventory of the Dimensions of Emerging Adulthood’, sowie mit dem ‚Fragebogen zu den subjektiven Entwicklungstheorien’ befragt. Alle Untersuchungsthemen, die in dieser Arbeit behandelt wurden, wurden immer nach geschlechts-, alters- und schultypspezifischen Unterschieden überprüft.
Bezüglich der subjektiven Entwicklungstheorien der ungarischen Jugendlichen lässt sich sagen, dass sie die ‚Personale Umwelt’ als allerwichtigsten Einflussfaktor für die eigene Entwicklung ansehen. Als zweitwichtigster Einflussfaktor wurden die eigenen Aktivitäten und Beiträge genannt, welche die Dimension ’Entwicklung als Aktivum’ umfasst. An der dritten Stelle steht der ‚Selbstbezug’, gefolgt von den Dimensionen ‚Externale Umwelt’ und ‚Biologistisches Konzept’. Die geringste Bedeutung bezüglich der Entwicklung hat die Dimension ‚Entwicklung als Passivum’. Schultypspezifische Unterschiede waren bei zwei Dimensionen beobachtbar. ‚Selbstbezug’ spielt laut Gymnasiasten eine größere Rolle in der Entwicklung als nach der Meinung der Berufsschüler. Im Gegensatz dazu stimmten in der Dimension ‚Entwicklung als Passivum’ die Berufsschüler signifikant mehr zu. In den weiteren fünf Dimensionen, die nicht in die Rangreihung aufgenommen wurden, da sie thematisch sehr unterschiedliche Aspekte umfassen, gab es die größten Unterschiede zwischen den zwei Schultypen. In den Dimensionen ‚Bewusstheitsgrad’, ‚Verlaufskomponenten’‚Geschlechtsspezifität’ und ‚Zeitbezug’ zeigten die Berufsschüler eine signifikant höhere Zustimmung als die Gymnasiasten. In den zwei letztgenannten Dimensionen stimmten die Jugendlichen unter 18 Jahren auch deutlich mehr zu als die Jugendlichen über 18 Jahren. Bezüglich der ‚Bereichsspezifität’ gab es keinen signifikanten Unterschied zwischen den Gruppen.
Anhand der Ergebnisse der Kriterien des Erwachsenwerdens wird deutlich, dass ungarische Jugendliche die ‚Familiären Kompetenzen’ als allerwichtigstes Kriterium für das Erwachsenwerden halten, gefolgt von ‚Individualismus’, ‚Normentsprechendem Verhalten’, ‚Other’, ‚Biologische Übergänge’, ‚Rollenübergänge’ und zuletzt von ‚Gesetzlichen Übergängen’. Abgesehen von ‚Familiären Kompetenzen’ schätzen die Berufsschüler alle Dimensionen für das Erwachsenwerden noch wichtiger ein, als die Gymnasiasten. Ein geschlechtsspezifischer Unterschied war nur bezüglich der Dimension ‚Biologische Übergänge’ beobachtbar, welcher die Männer eine größere Bedeutung geben.
Die wichtigsten Kriterien sind nach der Meinung der befragten ungarischen Jugendlichen „Verantwortung für sich selbst übernehmen“, weiters „Unabhängig Entscheidungen treffen“, sowie die „Fähigkeit für Kinder zu sorgen (als Frau)“ und die „Verhütung beim Geschlechtsverkehr, wenn kein Kinderwunsch besteht“. Als unwichtigste Kriterien gaben die Jugendlichen „die volle Körpergröße erreicht haben“, „Verheiratet sein“, sowie „Einen Führerschein besitzen“ an.
Bezüglich der weiteren Voraussetzungen des Erwachsenwerdens, zeigten die Antworten der Jugendlichen eine große Vielfalt, weswegen eine Kategorisierung nicht möglich war. Diese Heterogenität der Antworten zeigt, wie individualistisch die Vorstellungen der Jugendlichen über das Erwachsenwerden sind.
Hinsichtlich der Frage, ob sich die befragten Schüler erwachsen fühlen, lässt sich sagen, dass sich die Mehrheit (59,8%) der Jugendlichen in diesem Alter teilweise erwachsen fühlt. 34,6% der Jugendlichen fühlen sich noch nicht erwachsen und nur 5,6% behaupten, dass sie sich schon erwachsen fühlen. Ein signifikanter Unterschied war zwischen den Altersgruppen beobachtbar, Jugendliche unter 18 Jahren fühlten sich viel öfter noch nicht erwachsen als Jugendliche über 18 Jahren.
Bei der Betrachtung der momentanen Lebenssituation konnte festgestellt werden, dass bei den Jugendlichen im Alter von 16 bis 20 Jahren das ‚Normentsprechende Verhalten’ am meisten ausgeprägt ist, dieses wird gefolgt von den ‚Biologischen Übergängen’ und an der dritten Stelle steht der ‚Individualismus’. Das wichtigste Kriterium für das Erwachsenwerden war nach Meinung der ungarischen Jugendlichen die ‚Familiären Kompetenzen’, dieses Kriterium war für die momentane Lebenssituation jedoch am wenigsten zutreffend. Die meisten Unterschiede waren wiederum zwischen den zwei Schultypen beobachtbar. ‚Individualismus’, ‚Familiäre Kompetenzen’, ‚Rollenübergänge’, sowie die Dimension ‚Other’ empfinden die Berufsschüler für die momentane Lebenssituation zutreffender als die Gymnasiasten. Ein signifikanter Unterschied zeigte sich noch zwischen den zwei Altersgruppen. Die ‚Gesetzlichen Übergänge’ entsprechen der aktuellen Lebenssituation bei Jugendlichen über 18 Jahren mehr, als bei Jugendlichen unter 18 Jahren. Weiters unterscheiden sich die Meinungen der Geschlechter bezüglich der Dimension ‚Normentsprechendes Verhalten’. Frauen halten dieses gegenwärtig für zutreffender als Männer.
Die ‚Emerging Adulthood’ beschreiben ungarische Jugendliche vor allem mit den Dimensionen ‚Instabilität’ und ‚Dazwischenfühlen’. Die Rangreihung der Dimensionen setzt sich nach der Meinung der Jugendlichen mit dem ‚Fokus auf die Anderen’, und ‚Fokus auf die eigene Person’ fort. Als am wenigsten charakteristisch für diesen Lebensabschnitt wurden die ‚Exploration’, sowie die ‚Erprobung verschiedener Möglichkeiten’ empfunden. Bezüglich der ‚Erprobung verschiedener Möglichkeiten’ waren die meisten Unterschiede beobachtbar, sowohl die Berufsschüler als auch die Männer wie auch die Jugendlichen unter 18 Jahren betrachten diese Dimension viel zutreffender für die Lebensphase ‚Emerging Adulthood’ als die Gymnasiasten, Frauen und die Jugendlichen über 18 Jahren. Die Dimension ‚Exploration’ wurde auch von den Berufsschülern und Männern als typischer für den Lebensabschnitt zwischen dem 20. und 29. Lebensjahr empfunden. Geschlechtsspezifische Unterschiede zeigten sich noch in den Dimensionen ‚Dazwischenfühlen’ und ‚Fokus auf Andere’. In beiden stimmten die Männer mehr zu als die Frauen.
Schlagwörter
Schlagwörter
(Deutsch)
Kriterien des Erwachsenwerdens subjektive Entwicklungstheorien Emerging Adulthood geschlechts-, alters- und schultypspezifische Unterschiede Studie in Ungarn kulturelle Unterschiede
Autor*innen
Veronika Kiss
Haupttitel (Deutsch)
Subjektive Theorien des Erwachsenwerdens
Hauptuntertitel (Deutsch)
eine empirische Studie mit Jugendlichen in Ungarn
Publikationsjahr
2010
Umfangsangabe
VII, 153 S. : graf. Darst.
Sprache
Deutsch
Beurteiler*in
Eva Dreher
Klassifikation
77 Psychologie > 77.53 Entwicklungspsychologie: Allgemeines
AC Nummer
AC08463764
Utheses ID
11534
Studienkennzahl
UA | 298 | | |
