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Rechtliche Fragen in der Intensivmedizin
Kathrin Adamer
Art der Arbeit
Dissertation
Universität
Universität Wien
Fakultät
Rechtswissenschaftliche Fakultät
Betreuer*in
Wolfgang Mazal
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DOI
10.25365/thesis.12959
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-29398.80887.550365-0
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Abstracts

Abstract
(Deutsch)
„Der Satz „Not kennt kein Gebot“ (necessitas non habet legem) gilt nicht für den medizinischen Notfall“. Statt eines rechtsleeren Raumes bestehen zahlreiche Normen für verschiedenartige Notsituationen. Daher dürfen die Normen des Straf-, Zivil- und Verwaltungsrechts auch in medizinischen Notsituationen nicht außeracht gelassen werden. Wenn in der Medizin die Rede von rechtlichen Normen, von Geboten und Verboten ist, dann hegen (Intensiv-) Mediziner meist die Assoziation mit „amerikanischen Verhältnissen“, mit existenzbedrohenden Haftungsprozessen uÄ. Meine Arbeit soll dazu beitragen Intensivmedizinern zu zeigen, dass die Schutzfunktion die wichtigste Funktion der Rechtsordnung ist und sie sich innerhalb ihrer Normen sicher fühlen können. Der „unerwünschten Nebenwirkung“ in der (Intensiv-) Medizin - der Schadenersatzklage des Patienten - ist leicht entgegenzuwirken, indem man sich Kenntnis dieser Rechtsvorschriften verschafft und diese auch befolgt. Für Juristen ist es selbstverständlich, dass es eine Holschuld darstellt, sich Kenntnis von Rechtsvorschriften zu verschaffen; nur Mediziner denken nun mal nicht wie Juristen. Das liegt vermutlich an der grundsätzlich anders gelagerten Ausbildung; aber der viel schwerwiegendere Grund liegt mE darin, dass es Generationen braucht, bis sich dieses Wissen in den Köpfen des medizinischen Personals positiv festsetzt. Erst die jüngere Generation von Medizinern, die von den gesetzlichen Regelungen während ihrer Ausbildung erfahren und die diese nicht als Bedrohung empfinden, werden diesen Wandel vollziehen können. Darüber hinaus handelt es sich beim Verhältnis Arzt – Patient um einen Lebensbereich, der in der jüngsten Zeit eine zunehmende Verrechtlichung erfährt, sei es durch neue nationale und internationale rechtliche Bestimmungen sei es durch Judikatur; vor allem letzteres mag wohl auch mit einer sich verändernden Einstellung der Gesellschaft/Patienten der Ärzteschaft gegenüber zu tun haben. Der Lebensbereich Gesundheit und Erhaltung derselben spielt in unserer Gesellschaft dank ständig verbesserter Behandlungsmethoden und damit höherer Lebenserwartung eine auch ökonomisch immer bedeutendere Rolle. Damit einher geht ein sich ständig vergrößerndes Angebot an medizinischen Leistungen, die hohe Kosten verursachen; dies trifft auch besonders auf den Bereich der Intensivmedizin zu, deren rechtliche und organisatorische Grundlagen sowie Grundzüge der Finanzierung in meiner Arbeit dargestellt sind; die besondere rechtliche Stellung des Patienten in einer Intensivabteilung wird aus verschiedenen Gesichtspunkten beleuchtet. Die technischen Grenzen in der Intensivmedizin werden immer weiter hinaus geschoben. Neben akut lebensgefährdeten werden oftmals auch multimorbide, hochbetagte Menschen auf Intensivstationen aufgenommen. Der Tod scheint längst kein Geschick mehr zu sein, er scheint beeinflussbar und manipulierbar geworden zu sein. Gerade auf Intensivstationen besteht immer die Gefahr einer Entwürdigung des Sterbens inmitten einer überdimensioniert Technologie. Oft geben Intensivmediziner dem „psychologischen Druck des Machbaren“ unreflektiert nach. Dies ruft Ängste und Unsicherheit hervor und verstärkt auch die Forderung nach Regelungen in diesem komplexen Bereich. Wie ausgeführt, hat die „Verrechtlichung“ in der Medizin Einzug gehalten. Da sich Patienten im Bereich der Intensivmedizin oft im Zustand eingeschränkter oder fehlender Fähigkeit zur Willensbildung befinden, stellen Fragestellungen im Zusammenhang mit dem (mutmaßlichen) Patientenwillen, der Voraussetzung für die Zulässigkeit jeder med Behandlung ist, ein zentrales juristisches Thema dar. In der Intensivmedizin, wo die technische Entwicklung besonders rasch vor sich geht, wo man sich immer neuartigerer Methoden zur Behandlung schwerst kranker Patienten bedient, stellen sich darüber hinaus stets neue Rechtsfragen, die vom Gesetzgeber wegen der Schnelllebigkeit nicht ausdrücklich geregelt werden können. Diese Arbeit soll einen Beitrag zur Klärung rechtlicher Fragen in der Intensivmedizin auf Basis der bestehenden rechtlichen Bestimmungen leisten sowie Anregungen für sinnvolle Weiterentwicklungen geben.
Abstract
(Englisch)
In the case of a medical emergency, doctors, nurses and the whole emergency team has to be very concentrated and to act together in perfection and efficiently. The work at an intensive care unit is hard and stressful, typically nobody thinks about legal regulations when human life is in serious danger. It has to be kept in mind, however, that even in life-threatening situations everybody is bound by the provisions of criminal and civil law as well as administrative rules. Talking about legal provisions in medicine physicians are often frigh-tened of excessive claims for medical injury compensation. The thesis shows that, to the contrary, medical staff may feel safer when knowing the legal requirements and complying with them. The challenge is to convince medical staff of the protective function of the law. Due to the medical progress people get older and expenses for medical treatment especially at intensive care units are rising rapidly. Which services are covered by private health insurance in case of intensive care treatment, can a patient benefit from a private health insurance during treatment at an intensive care unit or are insurance companies, doctors and hospitals benefitting from private health insurances? The thesis explains that by law there is no difference in treatment at intensive care units regardless whether a patient signed a private health insurance or not. Another aspect covered by the study deals with the death at the intensive care unit without pain. On the one hand most patients are analogized; the limit to illegal euthanasia, however, is easily surpassed. On the other hand there is al-ways the danger that patients are kept alive by high-end medicine and doctors quasi get in competition with the death. Patients therefore may be frightened of treatment in a high-tech hospital area and not being allowed to die. The main problem in these circumstances is the decision making when the patient is not able to agree to the medical treatment; this could be in the case of minors as well as in the case of patients who are not able to communicate anymore because of their injuries or diseases. The thesis of Kathrin Adamer should be a helpful tool for medical staff as well as for patients and clarify legal issues on the basis of Austrian law.

Schlagwörter

Schlagwörter
(Englisch)
Medical law
Schlagwörter
(Deutsch)
Medizinrecht
Autor*innen
Kathrin Adamer
Haupttitel (Deutsch)
Rechtliche Fragen in der Intensivmedizin
Paralleltitel (Englisch)
Legal issues with regard to intensive care
Publikationsjahr
2010
Umfangsangabe
186 S.
Sprache
Deutsch
Beurteiler*innen
Wolfgang Mazal ,
Christian Kopetzki
Klassifikation
86 Recht > 86.56 Gesundheitsrecht, Lebensmittelrecht
AC Nummer
AC08465584
Utheses ID
11665
Studienkennzahl
UA | 083 | 101 | |
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