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Zweisprachige Ortstafeln und territoriale Identitätskonstruktion
Eine Diskursanalyse zum "Ortstafelstreit" in Kärnten/Koroška
Julia Pührer
Art der Arbeit
Diplomarbeit
Universität
Universität Wien
Fakultät
Philologisch-Kulturwissenschaftliche Fakultät
Betreuer*in
Rudolf De Cillia
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Alle Rechte vorbehalten / All rights reserved
DOI
10.25365/thesis.13107
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-30031.18098.929453-5
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Abstracts

Abstract
(Deutsch)
Die vorliegende Arbeit nähert sich aus linguistischer Sicht an den "Ortstafelstreit" in Kärnten/Koroška an. Der Ortstafelstreit ist für sich in der Linguistik bisher nicht theoretisiert worden, jedoch steht die Arbeit linguistisch gesehen in der Tradition des Wiener Ansatzes der Kritischen Diskursanalyse, in der die Analyse von Identitäts- und Vorurteilsdiskursen traditionell einen wichtigen Schwerpunkt darstellt. Mit ihren Fragen nach den Zusammenhängen zwischen Territorium, Identität, Nation und Sprache orientiert sie sich darüber hinaus an neueren, kritischen Ansätzen in sozial- und kulturwissenschaftlichen Disziplinen wie der Humangeographie und der Politikwissenschaft. Unter dem Schlagwort "Ortstafelstreit" sind sämtliche Auseinandersetzungen um die zweisprachige Topographie in Kärnten seit dem Jahr der Unterzeichnung des Staatsvertrags, 1955, zu verstehen. Der Artikel 7 des Staatsvertrags sichert den Kärntner SlowenInnen u. a. das Recht auf Topographie in ihrer Sprache zu - jedoch ist der Staatsvertrag in diesem Punkt bis heute nicht erfüllt, da sich die Kärntner "Heimatverbände" wie etwa der "Heimatdienst" und die von diesem stark geprägte Landespolitik seit Jahren gegen eine Lösung stemmen. Als Ausgangspunkt dienten zunächst einige punktuelle Beobachtungen bezüglich bestimmter Äußerungen im minderheitenfeindlichen Diskurs, die den Wunsch der Kärntner SlowenInnen nach einer Erfüllung des Staatsvertrags und der Aufstellung von (weiteren) zweisprachigen Ortstafeln mit "Territorialansprüchen" gleichsetzen bzw. vor einem "slowenischen Territorium" oder einer "Slowenisierung Kärntens" warnen. Ausgehend davon basiert die Arbeit auf der Annahme, dass Kärnten im vorherrschenden Identitätsdiskurs als "deutsch(sprachig)es" Territorium gedacht und damit die Möglichkeit eines "slowenischen Territoriums" abgelehnt bzw. geleugnet wird. Die Arbeit beschäftigt sich sodann mit theoretischen und politischen Konzeptualisierungen des Territoriumsbegriffs und stützt sich dabei auf folgende Hauptfragen: (1) Was bedeutet Territorium/Territorialität theoretisch? und (2) Was bedeutet Territorium/Territorialität im Diskurs? Zur Beantwortung von (1) werden sozial- und kulturwissenschaftliche Forschungsansätze zum Territorium herangezogen. Frage (2) versucht die Autorin anhand der exemplarischen Analyse eines gegen die Minderheit gerichteten Textes aus dem Jahr 2006 zu beantworten. Unter Bezugnahme auf eine frühere linguistische Studie und auf die unter (1) festgehaltenen theoretischen Erkenntnisse werden Inhalte und Strategien der territorialen Identitätskonstruktion in diesem spezifischen minderheitenfeindlichen Diskurs exemplarisch herausgearbeitet.
Abstract
(Englisch)
The present paper tries to approach the "Ortstafelstreit" in the Austrian provice of Carinthia from a linguistic perspective. The term "Ortstafelstreit" refers to a conflict between the German-speaking majority and the Slovenian-speaking minority of Carinthia which is concerned with the use of the local Slovenian toponyms on road signs ("Ortstafeln") etc., the right to which the minority was guaranteed in the Austrian state treaty of 1955. This conflict, which has been going on for more than fifty years, has not yet been theorized in linguistics. However, this paper is situated within the Viennese approach to Critical Discourse Analysis (CDA) with its traditional focus on identity as well as racist and discriminatory discourses. Because of its concerns with questions regarding the diverse relationships between territory, identity, nation and language the paper is also oriented towards newer approaches in the social sciences, such as Political Geography or International Relations. The use of the term "territory" in certain Anti-Slovenian contexts served as a starting point for this work. For instance, in many utterances and texts there are warnings of the installation of bilingual road signs which, according to the writers/speakers, might result in Carinthia becoming "Slovenian territory". The mainstream identity discourse in Carinthia, however, is centred around the idea of a "German" or "German-speaking" territory. In accordance with certain important historical traditions, any kind of "Slovenian territory" is thus beaten back and negated. Thus, this paper focuses on theoretical and political concepts of the term and general idea of "territory" and uses two main questions as a starting point: Firstly, what are the meanings of territory/territoriality in social and cultural theory? And, secondly, what are the meanings of territory/territoriality in political and identity discourse? The first question is answered by way of presenting different approaches to territoriality theory in disciplines such as Geography, Political Science and Anthropology. The treatment of the second question is based in the analysis of a text published in 2006 which was clearly discriminatory and in opposition to the minority's rights. The analysis is based on the above mentioned theoretical approaches to territoriality on the one hand and on an earlier linguistic study on racist discourses in Carinthia on the other hand. Then, some main strategies of the construction of "territorial" identity are presented which are typical of this specific discriminatory discourse.

Schlagwörter

Schlagwörter
(Deutsch)
Ortsschild Diskursanalyse Territorialität Kärnten
Autor*innen
Julia Pührer
Haupttitel (Deutsch)
Zweisprachige Ortstafeln und territoriale Identitätskonstruktion
Hauptuntertitel (Deutsch)
Eine Diskursanalyse zum "Ortstafelstreit" in Kärnten/Koroška
Publikationsjahr
2007
Umfangsangabe
109 Bl.
Sprache
Deutsch
Beurteiler*in
Rudolf De Cillia
Klassifikationen
17 Sprach- und Literaturwissenschaft > 17.22 Sprachlenkung, Sprachpolitik ,
17 Sprach- und Literaturwissenschaft > 17.25 Soziolinguistik: Sonstiges ,
17 Sprach- und Literaturwissenschaft > 17.49 Angewandte Sprachwissenschaft: Sonstiges
AC Nummer
AC06596603
Utheses ID
11789
Studienkennzahl
UA | 328 | | |
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