Detailansicht

Kardeş gibiyiz
anthropological perspectives on being young and having friends in a provincial town in Turkey
Karoline Fritz
Art der Arbeit
Diplomarbeit
Universität
Universität Wien
Fakultät
Fakultät für Sozialwissenschaften
Betreuer*in
Marianne Six-Hohenbalken
Volltext herunterladen
Volltext in Browser öffnen
Alle Rechte vorbehalten / All rights reserved
DOI
10.25365/thesis.13410
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-30454.56126.334553-4
Link zu u:search
(Print-Exemplar eventuell in Bibliothek verfügbar)

Abstracts

Abstract
(Deutsch)
Die vorliegende Diplomarbeit gibt Einblicke in Lebenswelten von Jugendlichen in einer Provinzstadt im Südosten der Türkei. Im Speziellen werden die persönlichen Beziehungen der Jugendlichen untersucht, wobei der Fokus auf den Freundschaftsauffassungen und Freundschaftsbeziehungen im Kontext eines lokalen Jugendzentrums liegt. Die Rolle des letzteren in der Verschränkung von Jugend- und Freundschaftskonzepten wird aufgezeigt. Außerdem wird Fragen an Prozessen von Beziehungs- und Identitätskonstruktionen in diesen Bereichen nachgegangen. Die Untersuchungen beschränkten sich auf qualitative Vorgehensweisen und Methoden, von der Datenerhebung bis zur Auswertung. Die Ergebnisse beruhen neben Literaturrecherchen in Wien und Ankara auf einem zweimonatigen Feldforschungsaufenthalt in Mardin. Über das lokale Jugendzentrum war der Zugang zu den Jugendlichen möglich. Die teilnehmenden Beobachtungen fokussierten größtenteils auf diesen Raum im physischen sowie sozio-kulturellen Sinne. Zur Datenerhebung wurden drei Gruppendiskussionen eingesetzt. Des Weiteren wurden insgesamt neun persönliche, halb-strukturierte Interviews mit Jugendlichen des Jugendzentrums und zwei Experteninterviews mit den hiesigen Verantwortlichen geführt. Die jungen InformatInnen waren zwischen 15 und 30 Jahre alt. Im Anschluss wurde versucht die durch die Feldforschung gewonnen Daten mit breiteren sozialwissenschaftlichen Debatten (in erster Linie mit anthropologischen und soziologischen) zu verlinken, zum Einen den Bereich der Jugendforschung betreffend und zum Anderen mit jenen der Freundschaftsdiskurse. Außerdem wurden die Ergebnisse unter Beachtung sozio-politischer Aspekte der betroffenen geografischen Region kontextualisiert. Mit dieser Arbeit wird gegen gängige Vorurteile, die Jugendliche als „unvollkommene“, „gefährliche“, „verantwortungslose“ und/oder „unbeschwerte“ Menschen abtun, argumentiert. Jugend- und Freundschaftskonzepte werden als raum-zeitlich relative soziale Phänomene und kulturelle Produkte, die von globalen sowie lokalen gesellschaftlichen Wert- und Normvorstellungen beeinflusst werden, dargestellt. Durch das gewonnene Feldforschungsmaterial werden Einsichten in das Denken und Sprechen über Jugend und Freundschaft, sowie in gelebte Erfahrungen in Form von Verhalten und Handlungen gegeben. Im Besonderen werden Identifizierungsprozesse unter Jugendlichen in ihren diskursiven und performativen Dimensionen herausgearbeitet. Im weitesten Sinne wird die Frage behandelt inwiefern persönliche Beziehungen von strukturellen Faktoren bedingt werden bzw. diese selbst (re-)produzieren. Es wird nicht eine einheitliche Definition des Jugend- und Freundschaftsbegriffes hervorgebracht, sondern es werden vielmehr dessen Bedeutungsvielfalt und inhärente Ambivalenzen, sowie weiterreichende soziale und kulturelle Implikationen aufgezeigt. Das aufbereitete Material macht deutlich, dass die Kernfamilie und eine stark ausgeprägte lokale Verbundenheit von größter Bedeutung im Leben der Jugendlichen sind. Große Sorgen und Schwierigkeiten bereiten ihnen ihre Ausbildung und ihre Berufsaussichten. Viele der Jugendlichen befinden sich gerade nach dem Abschluss der Pflichtschule in einer ungewissen liminalen Situation. Die Ergebnisse der Untersuchungen zeigen des Weiteren, dass Freundschaft und Verwandtschaft eng miteinander verbunden und nicht immer klar trennbar sind. Dies ist zum Beispiel in der Verwendung wechselseitiger rhetorischer Verweise, Analogien und Metaphern erkennbar. In den untersuchten Fällen zeichnete sich eine Verwandtschaftsrhetorik als Indikator für soziale und emotionale Nähe in persönlichen Beziehungen ab. Es wurde außerdem deutlich, dass Freundschafts- und Jugendkonzepte gegenseitig und in Kombination miteinander instrumentalisiert werden können, um soziale Identitäten, Solidaritäten und Kollektive zu erzeugen und zu stärken. Im Kontext des Jugendzentrums geschieht dies im Sinne einer Formierung von politischem Aktivismus im Kampf gegen altersbedingte und anderweitige (von den Betroffenen als solche empfundene) gesellschaftliche Ungerechtigkeiten. Im Hinblick auf populäre Diskurse, in denen die südöstliche Region der Türkei als „unterentwickelt“ bezeichnet wird, wird besonders viel Hoffnung auf gesellschaftliche Veränderungen in junge Menschen gelegt, indem ihnen große Potentiale als AkteurInnen eines Wandels zugeschrieben werden.

Schlagwörter

Schlagwörter
(Englisch)
youth friendship Kurds in Turkey
Schlagwörter
(Deutsch)
Jugend Freundschaft KurdInnen in der Türkei
Autor*innen
Karoline Fritz
Haupttitel (Englisch)
Kardeş gibiyiz
Hauptuntertitel (Englisch)
anthropological perspectives on being young and having friends in a provincial town in Turkey
Paralleltitel (Deutsch)
“Kardeş gibiyiz“: Anthropologische Einblicke in Jugend und Freundschaft in einer türkischen Provinzstadt
Publikationsjahr
2011
Umfangsangabe
157 S.
Sprache
Englisch
Beurteiler*in
Marianne Six-Hohenbalken
Klassifikation
73 Ethnologie > 73.40 Sozialethnologie: Allgemeines
AC Nummer
AC08472085
Utheses ID
12051
Studienkennzahl
UA | 307 | | |
Universität Wien, Universitätsbibliothek, 1010 Wien, Universitätsring 1