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Tizians Danae als gemalte Poesie
eine Studie zur "ut pictura, poesis"-Thematik in Tizians mythologischer Malerei
Markus Fellinger
Art der Arbeit
Dissertation
Universität
Universität Wien
Fakultät
Historisch-Kulturwissenschaftliche Fakultät
Betreuer*in
Hans Aurenhammer
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Alle Rechte vorbehalten / All rights reserved
DOI
10.25365/thesis.13579
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-29318.90984.303860-2
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Abstracts

Abstract
(Deutsch)
Diese Dissertation beschäftigt sich mit den wechselseitigen Beziehungen zwischen Malerei und Dichtung am Beispiel von Tizians Danaebildern. Tizian bezeichnete seine mythologischen Bilder für Philip II. von Spanien, darunter auch die Danae, als „poesie“. Da Tizian von der Danae drei verschiedene Versionen im Abstand von jeweils einigen Jahren malte, eignen sich diese Bilder besonders, um auch die Entwicklungen seines Stils im Vergleich zu den gleichzeitigen schwerwiegenden Entwicklungen in der Dichtung zu untersuchen. So vollzieht sich etwa zwischen der Entstehung der beiden frühesten (und hochrangisten) Versionen in der Dichtung ein Paradigmenwechsel, der vor allem durch die Wiederentdeckung von Aristoteles‘ Poetik und der antiken Tragödie bestimmt wird. Diese Entwicklung hatte offenbar auch für die Malerei Tizians einen Wechsel von einem eher lyrisch-naturalistischen Stil zu einem ausgeprägt dramatischen Stil zur Folge, der auch in der Entwicklung von Tizians offenem Malstil seine Auswirkungen zeigt. Die wechselseitigen Einflüsse zwischen Malerei und Poesie werden unter anderem durch den inhaltlichen und stilistischen Vergleich der Bilder mit ihren schriftlichen Quellen untersucht. Zu diesem Zweck soll eine genaue Untersuchung der gleichzeitigen poetologischen Quellen, in Kombination mit dem Vergleich zu den kunsttheoretischen Quellen, die nötigen Kategorien liefern. Dadurch wird es möglich, verbindliche Aussagen zu den verschiedenen Möglichkeiten der Interpretation von poetischen Werken aus der Sicht der damaligen Kommentatoren zu ziehen, was wiederum zur weiteren Aufklärung von nach wie vor umstrittenen Fragen zur Interpretation und zur Bedeutung von Tizians Gemälden dienen soll. So kann z.B. gezeigt werden, dass der Gegensatz zwischen (erotischer) Sinnlichkeit und moralisierend-gelehrtem Anspruch auf allegorischer Ebene auch in den Schriften der Poetik heftig diskutiert wurde, mit dem Ergebnis, dass Sinnlichkeit und moralisierende Lehre (zumeist) keinen Widerspruch darstellen mussten, sondern in den Augen der meisten Poetiker Hand in Hand gingen. Ähnlich wie in der Rhetorik galt in der Poetik besonders, dass die Vermittlung geistiger Inhalte am besten in Kombination mit kunstvollem Ausdruck und zum Teil auch Sinnlichkeit und Pathos funktioniert, und umgekehrt wurde die Vernachlässigung des Inhalts zugunsten einer einseitigen Konzentration auf den künstlerischen Ausdruck als oberflächlich getadelt. Ein weiterer Aspekt ist die Erotik der Darstellung und ihre Rolle für die Erzählung. Die Figur der Danae scheint zwar in allen Versionen des Bildes fast gleich gestaltet, aber in der Inszenierung des nackten weiblichen Aktes und der Rolle der Danae in der Erzählung sind dennoch schwerwiegende Unterschiede zu beobachten. In der ersten Version scheint die Aktfigur noch sehr passiv, und in erster Linie auf den Betrachter bezogen, während sie in der zweiten Version bereits hauptsächlich als aktive Teilnehmerin an der Bildhandlung konzipiert ist. Auch hier sind in den Entwicklungen der Poetik mögliche Erklärungen zu finden.
Abstract
(Englisch)
This dissertation is concerned with the mutual influences between painting and poetry, by the example of Titian’s Danae. Titian described his mythological works for Prince Philip II. of Spain, including his second Version of the Danae, as “poesie”. Because of the happy coincidence that Titian painted three different Versions of his Danae over a time span of several years, they are suited extraordinary well to investigate the developments of his style in comparison to the grave developments in poetry at the same time. Especially the rise of Aristotelian poetics and the rediscovery of antique tragedy are mainly taking place in the few years between the execution of the first two versions of Titian’s Danae. Apparently, these developments had also strong influence on Titian’s art, and caused a change of his style from his earlier lyrical naturalism to a distinctive dramatic style, that’s also indicated through the development of his open brushwork. The mutual influences between painting and poetry are firstly to be shown by a comparison of the pictures with their poetical sources, considering both content and style. To this end, a detailed study of the simultaneous poetological sources, combined with the comparison to the art-theoretical sources, provide the necessary categories. This makes it possible to provide useful statements about the different ways of interpreting poetic works from the perspective of the commentators at the time, which will in turn lead to further elucidation of still controversial issues for the interpretation and meaning of Titian's paintings. Thus, for example it can be shown, that the contrast between (erotic) sensuality and moralization at an allegorical level was also much discussed in the writings of the theory of poetry, with the result that sensuality and moralizing doctrine (usually) represent no opposition, but in the eyes of most of the commentators went hand in hand. Similar to rhetoric, particularly in poetics it was considered, that the teaching of intellectual content works best in combination with an artful expression, and in some cases sensuality and pathos, and vice versa, the neglect of the content in favor of a one-sided focus on the artistic expression was criticized as superficial. Another aspect is the eroticism of the representation and its role in the narrative. The figure of Danae appears in all versions of the picture almost the same, but in the staging of the female nude and the role of Danae in the story are still serious differences to be found. In the first version, the figure of Danae seem quite passive, and designed in first place for the view of the beholder, while in the second version she’s already designed mainly as an active participant in the narrative of the picture. Also for this developments can be found possible explanations through analogies in the poetics.

Schlagwörter

Schlagwörter
(Englisch)
Titian /Danae ut pictura, poesis
Schlagwörter
(Deutsch)
Tizian Danae ut pictura, poesis
Autor*innen
Markus Fellinger
Haupttitel (Deutsch)
Tizians Danae als gemalte Poesie
Hauptuntertitel (Deutsch)
eine Studie zur "ut pictura, poesis"-Thematik in Tizians mythologischer Malerei
Publikationsjahr
2010
Umfangsangabe
272 S. : Ill.
Sprache
Deutsch
Beurteiler*innen
Hans Aurenhammer ,
Monika Dachs-Nickel
Klassifikation
20 Kunstwissenschaften > 20.30 Kunstgeschichte: Allgemeines
AC Nummer
AC08462808
Utheses ID
12203
Studienkennzahl
UA | 092 | 315 | |
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