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Die Substanz der Nation
die Bedeutung der Begriffe "Nation" und "Staat" in der Türkei, ihre Reflexion im Rechtssystem und dem ausgewählten Paragraphen 301 des türkischen Strafrechts (§301 TCK)
Iris Wrana
Art der Arbeit
Diplomarbeit
Universität
Universität Wien
Fakultät
Fakultät für Sozialwissenschaften
Betreuer*in
Gabriele Rasuly-Paleczek
DOI
10.25365/thesis.13787
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-29114.96033.568770-4
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(Print-Exemplar eventuell in Bibliothek verfügbar)
Abstracts
Abstract
(Deutsch)
Die vorliegende Arbeit untersucht die Bedeutung der Begriffe „Nation“ und „Staat“ in
der Türkei und die damit verbundenen Wertekonstrukte. Spezielle Aufmerksamkeit
wird der Einbettung dieser beiden Komplexe in das türkische Rechtssystem
gewidmet, hier vor allem mit Bezug auf die Verfassungen seit Gründung der Republik
und ausgewählte Teile des Strafgesetzes. Den theoretischen Rahmen hierfür bieten
die Klassiker der Nationalismusforschung – wie Gellner, Hobsbawm und Anderson –
und Konzepte aus der Politikwissenschaft und Staatstheorie. Die Idee des Zynismus
und des zynischen Subjekts, wie sie von Žižek formuliert wird, hat sich für die
Betrachtung des übermächtigen türkischen Staates als nützlich erwiesen. Methodisch
wird auf klassische ethnologische Verfahren wie die teilnehmende Beobachtung und
verschiedene Befragungsformen zurückgegriffen. Teile aus Interviews u. dgl. werden
zur Kontextualisierung im Text wiedergegeben. Für den empirischen
Erkenntnisgewinn zum explizit analysierten Artikel 301 des Türkischen Strafgesetzes
und dessen Reform 2008 wurde das entsprechende Parlamentsprotokoll mittels
qualitativer Inhaltsanalyse untersucht. Dieser Artikel beinhaltete vor seiner
Änderung das Vergehen der Beleidigung des Türkentums, und ist dadurch ein Spiegel
der Intensität des offiziellen nationalen Wertesystems. Die Herangehensweise der
Justiz und die Interpretationspraxis der Richter und Staatsanwälte sind dabei von
großem Interesse und werden gleichfalls näher erläutert.
Um ein Verständnis für die Entwicklung des Nationalismus in der Türkei und seine
gegenwärtige Bedeutung zu vermitteln, wird ein historischer Überblick von der
Wende zum 20. Jahrhundert bis heute in akzentuierter Form dargelegt. Basierend
auf diesem Wissen kann der Bogen zur speziellen Rolle des Staates und dessen
Perzeption in der Bevölkerung geschlagen werden. Von besonderem ethnologischen
Interesse ist in diesem Zusammenhang die Ausformung der Alltagspraxis der
Zivilgesellschaft zur Reproduktion von Staatlichkeit abseits der offiziellen
Inszenierungen. Prägend für Nation und Staat sind der sorgsam gepflegte
Personenkult um den 1938 verstorbenen Staatsgründer Mustafa Kemal Atatürk und
die damit einhergehende Zivilreligion, denen ebenfalls ein Abschnitt gewidmet ist.
Die Verknüpfung der oben angeführten thematischen Stränge und die Diskussion des
Spannungsfeldes „Nation – Staat – Recht“ lässt die vielfältigen Wechselwirkungen in
diesen ausgewählten Bereichen erkennen, und zeigt einen Ausschnitt der komplexen
Beziehungen zwischen Staat und Gesellschaft in der Türkei.
Schlagwörter
Schlagwörter
(Englisch)
Turkey nation nationalism statehood legal system penalty code human rights political anthropology ethnicity civil religion
Schlagwörter
(Deutsch)
Türkei Nation Nationalismus Staat Rechtssystem Strafrecht Grundrechte politische Anthropologie Ethnizität Zivilreligion
Autor*innen
Iris Wrana
Haupttitel (Deutsch)
Die Substanz der Nation
Hauptuntertitel (Deutsch)
die Bedeutung der Begriffe "Nation" und "Staat" in der Türkei, ihre Reflexion im Rechtssystem und dem ausgewählten Paragraphen 301 des türkischen Strafrechts (§301 TCK)
Publikationsjahr
2011
Umfangsangabe
208 S. : Ill.
Sprache
Deutsch
Beurteiler*in
Gabriele Rasuly-Paleczek
Klassifikation
73 Ethnologie > 73.76 Politische Ethnologie: Sonstiges
AC Nummer
AC08507765
Utheses ID
12387
Studienkennzahl
UA | 307 | | |