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Die Wirkungen einer tiergestützten Therapie im Vergleich zu einer körperorientierten Intervention bei emotional-instabilen Patienten
Verena Zöttl
Art der Arbeit
Diplomarbeit
Universität
Universität Wien
Fakultät
Fakultät für Psychologie
Betreuer*in
Ulrich Tran
DOI
10.25365/thesis.13889
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-29593.40597.192364-7
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Abstracts
Abstract
(Deutsch)
Hintergrund: In den letzten drei Jahrzehnten konnten zahlreiche Studien vielfältige positive Effekte und Wirkungen von Tierbesitz, Tierkontakt und tiergestützten Therapien nachweisen. Obwohl Pferde vielfältige Möglichkeiten als Therapietiere bieten und die tiergestützte Therapie (TGT) mit Pferden bereits zur Behandlung einer Vielzahl von psychologischen Problemen eingesetzt wird, existieren bisher kaum quantitative Studien zu ihrer Wirksamkeit. Ebenso fehlen bislang Studien, die die Wirksamkeit tiergestützter Therapie bei emotional-instabilen Patienten (Patienten mit Posttraumatischer Belastungsstörung oder Borderline Persönlichkeitsstörung; EI) untersuchen, wenngleich Studienergebnisse zur TGT bei Patienten mit verschiedenen anderen psychiatrischen Erkrankungen bereits vielfältige positive Wirkungen berichteten. Vorliegende Studie, die auf einer Forschungsarbeit von Rockenbauer (2010) aufbaut, leistet einen entsprechenden Forschungsbeitrag, in dem sie die Wirksamkeit einer TGT mit Pferden bei emotional-instablen Patienten im Rahmen eines komplexen stationären Therapieprogrammes untersuchte. Als Vergleichsgruppe wurden zum einen Patienten mit heterogenen anderen Störungen, die ebenfalls an der TGT teilnahmen, herangezogen; zum anderen wurden sie mit emotional-instabilen Patienten verglichen, die anstelle einer TGT an einer körperorientierten konzentrativen Bewegungstherapie (KBT) teilnahmen.
Methode: Die Interventionsstichprobe bestand aus insgesamt 76 stationär aufgenommenen Patienten des Psychosomatischen Zentrums Waldviertel (Eggenburg), die neben der tiergestützten Therapie ein vielfältiges Behandlungsangebot erhielten. 39 Patienten mit PTBS oder BPS waren dabei der emotional-instabilen Gruppe zugeordnet, 37 Patienten wiesen verschiedene andere psychiatrische Diagnosen (darunter u.a. Depressive Störungen, Angststörungen und Somatoforme Störungen) auf. Die Vergleichsstichprobe bestand aus 14 emotional-instabilen Patienten, die in ähnlichem Umfang wie die TGT-Patienten (2 Mal pro Woche 1.5 Stunden, über mindestens vier Wochen hinweg) an einer KBT teilnahmen.
Zur Erfassung von störungsspezifischen Aspekten im Rahmen einer Prozessbeobachtung schätzten alle Patienten vor und nach jeder Einheit der Intervention (TGT/KBT) auf visuellen Analogskalen ihre momentane Anspannung, Angst, Trauer, Selbstvertrauen, Vertrauen in andere, Neugierde und ihr Wohlbefinden ein. Im Rahmen eines longitudinalen Designs zur Erfassung der globalen Wirksamkeit der Therapie füllten die Patienten zudem zu Beginn und Ende der stationären Behandlung Fragebögen zur Erfassung der störungsspezifischen Symptomatik (FDS, BSL-23), der Handlungsorientierung (IPC, SKI, SWE), der eigenen Körperwahrnehmung (FBeK), der allgemeinen Symptombelastung, der Unsicherheit im Sozialkontakt, der Depressivität, der Ängstlichkeit, der Aggressivität, der Phobischen Angst (SCL-90-R), der Alexithymie (TAS-26), der Emotionsregulation (ERI) sowie der interpersonalen Belastung (IIP-D) aus.
Ergebnisse: Bei den emotional-instabilen Patienten zeigten sich eindeutige Verbesserungen während der Therapieeinheiten sowohl durch TGT als auch durch KBT in den Bereichen Anspannung, Angst, Trauer, Selbstvertrauen, Vertrauen in andere und Wohlbefinden. Während die momentane Anspannung der EI-Patienten von Einheit zu Einheit jedoch annähernd gleich blieb, nahm sie bei den übrigen Patienten und den KBT-Teilnehmern über den Verlauf der Therapie stetig ab. Bei allen Patienten wurde über den gesamten Verlauf ein Anstieg des Selbstvertrauens und des Wohlbefindens festgestellt; eine Zunahme im Vertrauen in andere zeigte sich jedoch nur bei den TGT-Teilnehmern.
Die Prä-Post-Untersuchung zeigte eine Verringerung von störungsspezifischen Symptomen bei Ergänzung der stationären Therapie durch beide Therapiemethoden, so dass hier nicht von einer spezifischen Wirkung der TGT ausgegangen werden kann. Ebenso zeigten sich in allen anderen untersuchten Outcomemaßen (mit Ausnahme des Bereiches Emotionsregulation, in dem kein Vergleich stattfinden konnte), kleine bis mittlere Effekte sowohl in der TGT- als auch in der KBT-Gruppe. Die Ergebnisse lieferten jedoch Hinweise darauf, dass die Ergänzung der stationären Therapie durch eine TGT mit Pferden speziell zu einer größeren Steigerung der sozialen Durchsetzungsfähigkeit führen könnte als mithilfe der KBT.
Abstract
(Englisch)
Background: Over the course of the last three decades various studies amounted evidence that owning a pet, being in contact with a pet, and animal-assisted therapies produce a manifold of positive effects. Animal-assisted therapy (AAT) with horses is used in the treatment of various psychological problems. However, there are almost no quantitative studies investigating its effectiveness. Specifically, there is a lack of studies that investigate the effectiveness of AAT in the treatment of disorders characterized by emotional instability (posttraumatic stress disorder [PTSD] and borderline personality disorder [BPD]). In patients with other psychiatric disorders positive effects of AAT are already known. This study continued the research reported by Rockenbauer (2010), and examined the effectiveness of AAT with horses in the treatment of emotionally unstable patients as part of a complex inpatient treatment program. The effectiveness of AAT with horses in emotionally unstable patients was compared to its effectiveness in patients with heterogeneous other mental disorders, and also with the effectiveness of a body oriented intervention (Konzentrative Bewegungstherapie, KBT) in emotionally unstable patients.
Method: The AAT sample consisted of 76 inpatients of a psychosomatic clinic (Psychosomatisches Zentrum Waldviertel, Eggenburg), who underwent a complex treatment program in addition to AAT. 39 patients were diagnosed with PTSD or BPD, 37 patients had heterogeneous other mental disorders (including depressive, anxiety and somatoform disorders among others). The KBT sample consisted of 14 emotionally unstable patients, who received KBT treatment in equal frequency and duration as the AAT patients (two times a week for 1.5 hours, for a duration of at least four weeks). To monitor intra-session effects, patients rated their momentary tension, anxiety, sadness, self-confidence, trust in others, curiosity and well-being at the beginning and end of each session of either AAT or KBT. The global effect of inpatient treatment was assessed with regard to disorder-specific symptoms (FDS, BSL-23), action orientation (IPC, SKI, SWE), body image (FBeK), psychological distress, depression, anxiety, and aggression (SCL-90-R), alexithymia (TAS-26), emotion regulation (ERI), and interpersonal problems (IIP-D).
Results: Emotionally unstable patients showed improvements during therapy sessions of AAT and KBT in tension, anxiety, sadness, self-confidence, trust in others and well-being. Whereas over the course of therapy (session-to-session) no change in tension was apparent for the emotionally unstable patients who underwent AAT, patients with other disorders and emotionally unstable patients who underwent KBT reported a continuous decrease in their self-reported tension. All patients reported an increase in self-confidence and well-being over the course of therapy; however, only participants of AAT but not KBT described an increase in trust in others.
Inpatient treatment resulted in a decrease of disorder-specific symptoms regardless of whether AAT or KBT was attended and small to medium effects in all of the other outcome-measures (with the exception of emotion regulation which could not be compared due to missing data in the KBT patients). However, results suggested that in the context of a complex treatment program AAT with horses may effectuate a larger gain in assertiveness than KBT.
Schlagwörter
Schlagwörter
(Englisch)
animal-assisted therapy with horses posttraumatic stress disorder borderline personality disorder emotional instability concentrative movement therapy
Schlagwörter
(Deutsch)
Tiergestützte Therapie mit Pferden Posttraumatische Belastungsstörung Borderline Persönlichkeitsstörung emotionale Instabilität Konzentrative Bewegungstherapie
Autor*innen
Verena Zöttl
Haupttitel (Deutsch)
Die Wirkungen einer tiergestützten Therapie im Vergleich zu einer körperorientierten Intervention bei emotional-instabilen Patienten
Publikationsjahr
2011
Umfangsangabe
172 S. : Ill., graf. Darst.
Sprache
Deutsch
Beurteiler*in
Ulrich Tran
Klassifikationen
77 Psychologie > 77.70 Klinische Psychologie ,
77 Psychologie > 77.80 Spezielle Intervention
AC Nummer
AC08490380
Utheses ID
12480
Studienkennzahl
UA | 298 | | |