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Social structure of the early Bronze Age population Gemeinlebarn F reconsidered
pathological and degenerative conditions
Marlies Wohlschlager
Art der Arbeit
Diplomarbeit
Universität
Universität Wien
Fakultät
Fakultät für Lebenswissenschaften
Betreuer*in
Maria Teschler-Nicola
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DOI
10.25365/thesis.13911
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-29640.61643.385470-8
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(Print-Exemplar eventuell in Bibliothek verfügbar)

Abstracts

Abstract
(Deutsch)
Die Frage nach sozialen Unterschieden innerhalb frühbronzezeitlicher Populationen in Ostösterreich stellt sich seit dem das Gräberfeld Gemeinlebarn F (1880 – 1680 cal. BC) in den 1990er Jahren erstmalig archäologisch und anthropologisch untersucht wurde. Die Grabbeigaben sowie die Bestattungssitte entsprechen jenen der Unterwölblinger Kulturgruppe, wobei sich bereits ein starker Einfluß der Větěrov-Kultur (Gemeinlebarn III) bemerkbar macht. Auf der Basis von Grabdimension, Grabausstattung und Ausmaß der Beraubung konnte bereits ein sozialer Unterschied der hier Bestatteten ermittelt und eine Einteilung in „reich“ und „arm“ vorgenommen werden. Das Ziel der vorliegenden Arbeit bestand darin, mehr über die sozialen und geschlechtsspezifischen Unterschiede innerhalb dieser Population zu erfahren, wobei das Hauptaugenmerk auf Nahrungsmangelerkrankungen und degenerative Gelenksveränderungen gelegt wurde. Skelettreste von insgesamt 224 Individuen wurden makroskopisch bzw. mit Hilfe eines Auflichtmikroskops untersucht und 173 (66 Männer, 44 Frauen, 2 Erwachsene unbekannten Geschlechts und 61 sub-adulte Individuen) waren gut genug erhalten, um in diese Studie miteinbezogen zu werden. Die Individuen wurden je nach Geschlecht, Alter und sozialer Stufe in verschiedene Gruppen unterteilt, um eventuelle Zusammenhänge zwischen pathologischen bzw. degenerativen Veränderungen und der sozialen Stellung sichtbar zu machen. Es wurden keine nennenswerten Unterschiede zwischen den Gruppen hinsichtlich der molaren Abrasion, Karies, porotischer Hyperostose, Cribra Orbitalia und unspezifischer Periostitis, sowie der Degeneration von Wirbeln gefunden. Ein statistisch signifikanter Unterschied in den einzelnen Frequenzen für lineare Schmelzhypoplasien wurde zwischen „reichen“ und „armen“ Frauen über 19 Jahren entdeckt: nur 25% der „reichen“ Frauen weisen entsprechende Spuren an den Zähnen auf, wohingegen 68,4% der „armen“ Frauen betroffen sind. Berücksichtigt man jedoch das durchschnittliche Alter in diesen beiden Gruppen, wird dieser signifikante Unterschied schnell relativiert: lineare Schmelzhypoplasien wurden häufiger in jüngeren Individuen nachgewiesen und das durchschnittliche Alter bei den sozial höher eingestuften Frauen beträgt hier 44,29 Jahre, wohingegen es bei den sozial niedriger eingestuften Frauen nur bei 29,71 Jahren liegt. Ein weiterer signifikanter Unterschied wurde beim Vergleich der Frequenzen von Paradontalerkrankungen bei Erwachsenen (Männer und Frauen) gefunden: „reiche“ Individuen (90,9%) schienen wesentlich stärker betroffen zu sein als „arme“ Individuen (76,5%). Nachdem das Sample auf Individuen zwischen 19 und 39,9 Jahren reduziert wurde, fand sich nachwievor in der sozial höher gestellte Gruppe ein signifikant höherer Prozentsatz von Betroffenen (85,7%) als in der sozial niedriger gestellten (73,3%). Der für die Gruppen berechnete Altersdurchschnitt relativiert aber auch hier wieder die beiden statistisch signifikanten Ergebnisse, da er in beiden Vergleichen in der „reichen“ Schicht höher ist. Beim Vergleich der beiden sozialen Klassen (≥19 Jahre, beide Geschlechter inkludiert) konnte ein weiterer signifikanter Unterschied hinsichtlich Schmorl’scher Knötchen ermittelt werden: 85,71% der höheren (durchschnittliches Alter: 36,71 Jahre) und nur 50% der niedrigeren Schicht (durchschnittliches Alter: 31,11 Jahre) hatten Schmorl’sche Knötchen auf thorakalen und/oder lumbalen Wirbeln ausgebildet. Der Vergleich der durchschnittlichen Gelenksdegeneration brachte statistisch signifikante Unterschiede zwischen den sozialen Schichten beim rechten Ellbogen, sowie dem linken proximalen als auch dem rechten distalen Sprunggelenk. Im Fall des rechten Ellbogengelenks zeigen „reiche“ Erwachsene (beide Geschlechter inkludiert) mit einem Wert von 1,72 einen höheren durchschnittlichen Abnutzungsgrad als “arme” mit 0,83. Auch nachdem das Sample auf Individuen im Alter von19 bis 39.9 Jahren beschränkt wurde, blieb das Ergebnis signifikant (höhere Schicht: 1,59; niedrigere Schicht: 0,42). Aber auch hier müssen die Ergebnisse nach der Berechnung des Durchschnittsalters relativiert werden, da dieses in der „reichen“ Gruppe in beiden Vergleichen höher ist, als in der „armen“. Beim Vergleich der durchschnittlichen Degeneration des rechten proximalen Sprunggelenks fand sich bei Individuen über 40 Jahre (beide Geschlechter inkludiert) ein signifikanter Unterschied zwischen den beiden sozialen Schichten. Wiederum erscheinen die Gelenke der “reichen” Individuen starker abgenutzt (2,25) als jene der “armen” Individuen (1,42). Im Gegensatz dazu zeigt dieselbe Untersuchung am linken distalen Sprunggelenk eine signifikant höhere Abnutzung in der niedrigeren Schicht (3.75) als in der höheren (2,29). Aufgrund des geringen Stichprobenumfangs in den beiden letzten Vergleichen (rechtes proximales und linkes distales Sprunggelenk), müssen auch diese Ergebnisse mit äußerster Vorsicht betrachtet werden. Zwischen Männer und Frauen wurden keine statistisch signifikanten Unterschiede gefunden. Obwohl die meisten pathologischen und degenerativen Veränderungen generell nur sehr schwach ausgeprägt sind, weisen Mitglieder der höheren Schicht ausgeprägtere Modifikationen und mindestens dieselben, wenn nicht höhere Frequenzen auf. Der erste Eindruck lässt vielleicht größere Unterschiede zwischen den sozialen Schichten als zwischen den Geschlechtern in dieser frühbronzezeitlichen Gesellschaft vermuten, aber diese Annahme muss nach der Berechnung des durchschnittlichen Alters für die einzelnen Gruppen relativiert werden. Die Hypothese, dass Mitglieder der sozial niedrigeren Schicht größerem Stress ausgesetzt waren als sozial höher gestellte Individuen, muss jedenfalls verworfen werden.
Abstract
(Englisch)
The question of social differences within early Bronze Age societies of east Austria has been of great interest since the burial site of Gemeinlebarn F (1880 – 1680 cal. BC) was first investigated for archaeological and anthropological features in the early 1990s. Grave goods and burial customs comply with the traditions of the Unterwölblinger culture group in which strong influences of the Větěrov culture (Gemeinlebarn III) are traceable, and social classification of the diseased was primarily based on grave dimensions, grave goods and the degree of disturbance through grave robbery. In order to provide more details regarding social and sex related differences, the focus in this thesis was laid on nutrition deficiency symptoms and degenerative joint conditions. The existing 224 individuals were investigated macroscopically and/or by using a reflected-light microscope, and 173 (66 males, 44 females, 2 adults of unknown sex and 61 subadults) were sufficiently preserved to be included in the study. The sample was divided into various groups in terms of sex, age and social rank to reveal possible links between pathological and degenerative changes and the social status. No distinct differences between the defined social groups were found with regard to molar abrasion, caries, porotic hyperostosis, cribra orbitalia and unspecific periostitis and vertebral joint degeneration. A statistically significant difference in linear enamel hypoplasia frequencies between upper and lower class females older than 19 years (≥19 yrs including adult, mature and senile individuals) was obtained despite the fact the sample size was small: only 25% of the upper class females suffered from linear enamel hypoplasia, whereas 68.4% of the lower class females are affected. The significant difference can clearly be explained by the difference in age, since the average age is 44.29 years in the upper class and 29.71 years in the lower class group. Another significant difference was detected when comparing periodontal disease frequencies for upper and lower class individuals of both sexes, older than 19 years: this time the upper class showed a higher percentage (90.9%) than the lower class individuals (76.5%). After limiting the sample size to adults aged 19 to 39.9 years, the upper class again contains a significantly higher percentage of affected individuals (85.7%) than the lower class (73.3%). However, the average age is again higher in both upper class samples (≥19 yrs and 19-39.9 yrs), which can probably be seen as one of the main reasons for the detected difference between the social classes. A significant difference between the two social classes of both sexes, older than 19 years, was also recorded when investigating Schmorl’s nodes which were detected in 85.71% of the upper class individuals (mean age: 36.71 yrs) and just 50% of the lower class individuals (mean age: 31.11 yrs). The mean grades of joint degeneration reveal statistically significant differences between the social categories for the right elbow, the left proximal and the right distal ankle joint. In the case of the right elbow joints of both sexes, older than 19 years, a higher grade of degeneration was noticed in the upper class whose members are affected to an average grade of 1.72, than in the lower class who show a mean of 0.83. When reducing the sample to adults aged 19 to 39.9 years, the difference is also statistically significant, since the mean degeneration in the upper class is 1.59 but 0.42 in the lower class. Again, the average age of the upper class members is higher in both samples (≥19 yrs and 19-39.9 yrs), which has to be considered for correct interpretation of these results. When comparing mean grades of degeneration of the right proximal ankle joint for mature and senile upper and lower class individuals another significant difference occurred, since the upper class members are affected to grade 2.25, whereas the lower class individuals only show a mean of 1.42. In contrast, the investigation of the left distal ankle joint indicates that in this case the lower class with a mean grade of degeneration of 3.75 is affected to a higher degree than the upper class with a mean of 2.29. Because the sample size in the latter two comparisons (right proximal and left distal ankle) was very small, these results are not considered reliable. No statistically significant differences were found between males and females, and despite the fact that, in general, only minimal modifications were recorded, individuals belonging to the upper class generally reveal the same, if not higher frequencies and more pronounced changes. However, the first impression, that the contrast is more distinct between the social classes in this local early Bronze Age society is put into perspective by the calculation of age means for the respective social groups. Still, the hypothesis that individuals belonging to the lower class are more prone to physical stress has to be rejected.

Schlagwörter

Schlagwörter
(Englisch)
Gemeinlebarn F bronze age social structure pathologies degenerative joint conditions
Schlagwörter
(Deutsch)
Gemeinlebarn F Bronzezeit soziale Differenzierung Pathologien degenerative Gelenksveränderungen
Autor*innen
Marlies Wohlschlager
Haupttitel (Englisch)
Social structure of the early Bronze Age population Gemeinlebarn F reconsidered
Hauptuntertitel (Englisch)
pathological and degenerative conditions
Paralleltitel (Deutsch)
Soziale Differenzierung innerhalb der frühbronzezeitlichen Bevölkerung von Gemeinlebarn F: pathologische und degenerative Veränderungen im Fokus
Publikationsjahr
2011
Umfangsangabe
465 S. : Ill., graph. Darst.
Sprache
Englisch
Beurteiler*in
Maria Teschler-Nicola
Klassifikation
42 Biologie > 42.88 Physische Anthropologie
AC Nummer
AC08531402
Utheses ID
12501
Studienkennzahl
UA | 442 | | |
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