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Spiel und Realität
Darstellung der kindlichen Welt im Gegensatz zur Welt der Erwachsenen in Ilse Aichingers Roman "Die größere Hoffnung"
Pia Kadluba
Art der Arbeit
Diplomarbeit
Universität
Universität Wien
Fakultät
Philologisch-Kulturwissenschaftliche Fakultät
Betreuer*in
Roland Innerhofer
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Alle Rechte vorbehalten / All rights reserved
DOI
10.25365/thesis.13989
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-29514.27165.302753-3
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Abstracts

Abstract
(Deutsch)
Die Autorin Ilse Aichinger verarbeitet in ihrem einzigen Roman „Die größere Hoffnung“ aus dem Jahre 1948 die kindliche Perspektive auf den Zweiten Weltkrieg. Dabei konzentriert sie sich diese Diplomarbeit speziell auf dem Gegensatz zwischen Realität und Spiel und wie sich beide im Zuge des Handlungsverlaufes beeinflussen. Der Verzicht auf konkrete Details zur Beschreibung der Figuren sowie zur geschichtlichen Lage im Roman verstärkt den Blick auf die Rolle des Kindes. Die Protagonistin des Romans trägt den Namen Ellen und wird als Halbjüdin in das Geschehen eingeführt. Ihr kindlicher Zugang zu den Ereignissen in der Zeit bringt sie einer Gruppe jüdischer Kinder näher, welche allesamt von Deportation betroffen sind. Gemeinsam flüchten sie aus dem Alltag in eine Parallelwelt des Spiels, in der sie ihr kindliches Naturell ausleben und die Grausamkeiten ihres Lebens vergessen können. Allerdings tritt die brutale Realität im Laufe des Handlungsgeschehens immer stärker in ihr kindliches Spiel ein und am Ende fallen sie der Deportation zum Opfer. Die Rolle des Kindes markiert den Ausgangspunkt für die vorliegende Diplomarbeit. Dabei wird besonders auf die Geschichte der Kindheit für die Literatur sowie das Leben im Krieg verdeutlicht. Die Erwachsenen im Roman beschränken sich auf ein Erscheinen in Nebenhandlungen und in diesen tritt die Realität immer stärker in den Alltag der bedrohten Kinder mit ein. In der direkten Begegnung mit SS-Offizieren und mit dem Tragen des Judensterns lernen sie mit den Einschränkungen ihres Daseins als von der Politik Verfolgter zu leben. Der Verzicht auf konkrete Angaben zur geographischen Lage sowie zur genaueren Beschreibung der handelnden Kindfiguren bezieht den Leser mit in das Handlungsgeschehen ein und lässt es zu, den Roman mitzukomponieren. Die von der Autorin gestellten Lücken soll der Leser nun im Zuge der Lektüre füllen und mit seinem eigenen Wissen über diese geschichtlich aufwühlende Zeit zusätzlich ergänzen. Die im Roman erwähnten Spiele, wie das Rettungs-, Versteck- und Friedensspiel, geben versteckte Hinweise zur Verarbeitung der Situation der verfolgten Kinder. In der gesteigerten Handlung schaffen es diese oft nicht mehr, die Realität außen vor zu lassen und müssen tatenlos zusehen, wie jene ihr Leben bedroht. Neben der Sprache spielt der Zugang zur Darstellung des Kindes eine wichtige Rolle für die Autorin, welche nur das Schicksal der zahlreichen Opfer thematisieren will. „Die größere Hoffnung“ leistet damit einen wichtigen Beitrag zur österreichischen Geschichte und setzt das Kind als Protagonist in den Vordergrund, wodurch die Ereignisse auf eine wertfreie Art und Weise präsentiert werden und der Leser sich mit der Situation in der damaligen Zeit auseinandersetzen kann. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Bedeutung des Lesers für den Handlungsverlauf im Roman von Ilse Aichinger zum ersten Mal in der Literatur thematisiert wird und dadurch einen neuen Zugang bietet. Die Zeit, in der dieses Werk erschienen ist, hatte keinen Platz für exakte Fakten aus einer für die Gesellschaft schwierigen Zeit und dadurch blieb auch das Leserpublikum aus. Die Menschen hatten viel mehr mit Verdrängung und Angst zu tun und waren somit nicht imstande, sich diesem Thema in der Literatur zu widmen. Daher bekam der Roman erst in den letzten Jahrzehnten den Ruhm, der ihm gebührt, denn der Neuanfang hatte nicht nur in der Gesellschaft, sondern auch bei den Menschen begonnen und öffnete mit dem Blick des Kindes auf die Geschehnisse in dieser Zeit einen wertfreien Zugang, der den Leser in den Lektüreprozess miteinbezieht und ihn zu einem wichtigen Teil der Handlung werden lässt.

Schlagwörter

Schlagwörter
(Deutsch)
Spiel Realität Trümmerliteratur
Autor*innen
Pia Kadluba
Haupttitel (Deutsch)
Spiel und Realität
Hauptuntertitel (Deutsch)
Darstellung der kindlichen Welt im Gegensatz zur Welt der Erwachsenen in Ilse Aichingers Roman "Die größere Hoffnung"
Publikationsjahr
2011
Umfangsangabe
127 S.
Sprache
Deutsch
Beurteiler*in
Roland Innerhofer
Klassifikationen
17 Sprach- und Literaturwissenschaft > 17.70 Literaturwissenschaft: Allgemeines ,
17 Sprach- und Literaturwissenschaft > 17.93 Literarische Stoffe, literarische Motive, literarische Themen
AC Nummer
AC08525045
Utheses ID
12569
Studienkennzahl
UA | 190 | 350 | 333 |
Universität Wien, Universitätsbibliothek, 1010 Wien, Universitätsring 1