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Entwicklung durch wessen Wissen?
Wissensmanagement in der Entwicklungszusammenarbeit am Fallbeispiel des Development Gateway der Weltbank
Nina Witjes
Art der Arbeit
Diplomarbeit
Universität
Universität Wien
Fakultät
Philologisch-Kulturwissenschaftliche Fakultät
Betreuer*in
Irmtraud Maral-Hanak
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Alle Rechte vorbehalten / All rights reserved
DOI
10.25365/thesis.14170
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-29505.81040.914470-9
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Abstracts

Abstract
(Deutsch)
Zahlreiche Agenturen der Entwicklungszusammenarbeit haben ab den 1990er Jahren Wissen zur zentralen Ressource für Entwicklung erhoben; wichtiger noch als die Produktionsfaktoren Land, Kapital und Arbeit ist der Zugang zu entwicklungsrelevanten Informationen und Wissen geworden. Es war die Weltbank, die in den Diskursen zu Wissen und Entwicklung sehr früh eine Führungsrolle einnahm: mit dem World Development Report 1998/99 wurde „Knowledge for Development“ auf die internationale entwicklungspolitische Agenda gesetzt und die Weltbank zur selbsternannten „Wissensbank“. Wissensmanagement wurde dabei als zentrales Instrument zur Erreichung einer wissensbasierten EZA einerseits und eines Zusammenführen und Austauschens von entwicklungsrelevanten Informationen andererseits gesehen. Dabei bestehen jedoch zahlreiche Faktoren – strukturelle Lernbehinderungen in Agenturen, ungleiche Machtverhältnisse in den Wissenspartnerschaften zwischen Nord und Süd, Anpassungsmechanismen der Forschungsergebnisse an die Forderungen des Managements innerhalb der Weltbank – welche zur der Frage führen, ob Wissensmanagement eine weitere Technik ist, um die Paradigmenhoheit der Weltbank erhalten soll. Oder ob Wissensmanagement gezielt dazu eingesetzt werden kann, Wissen aus vielfältigen Quellen und Orten in die Prozesse globaler Wissensgenerierung einzubringen. Anhand des Fallbeispiels „Development Gateway“, einer Initiative der Weltbank zum Austausch von Wissen innerhalb der „Development Community“ wird die oben genannte Forschungsfrage beantwortet. Dabei stellt sich heraus, dass die Praxis des Wissensmanagements zwar durchaus zu einem besseren Informations- und Wissensfluss innerhalb einer Organisation führen kann. Im Falle der Weltbank wird jedoch argumentiert, dass mittels Wissensmanagement keineswegs eine gleichberechtigte und partizipative Form des Wissensaustausches organsiert wird. Vielmehr wird die Position der Weltbank als globaler „Broker“ von Wissen gestärkt: durch den Ausschluss aus Diskursen (ungleiche Chancen der Publikation von Forschungsergebnissen, agenturzentrierte Definitionen und Klassifikationen von entwicklungsrelevanten Themen) werden kritische Stimmen aus dem Süden überhört, durch den starken Fokus auf die Informations- und Kommunikationstechnologien in der Initiative die demokratischen Möglichkeiten der Teilhabe an Prozessen der Wissensgenerierung und Verteilung für jene verringert, die keinen oder nur geringen Zugang zu diesen Technologien haben. Die Informations-und Kommunikationstechnologien als eine Voraussetzung für den globalen Wissensaustausch bieten selbst kein revolutionäres Potential, auch wenn ihnen das oft zugesprochen wird. Erst wenn ihre Anwendungsformen (Inhaltsgenerierung, Multilingualität etc.) partizipativ gestaltet sind und der Zugang zu ihnen gesichert ist, können sie sinnvoll eingesetzt werden und Prozesse der Internationalen Entwicklung positiv beeinflussen. Wissensmanagement, so die Schlussfolgerung, ist nicht per se ein Instrument zur Herrschaftssicherung (oder hier der dominanten Position der Bank) wird aber in seiner derzeitigen Ausrichtung als solches angewendet.
Abstract
(Englisch)
Since 1990 the international development community, particularly the development agencies led by the World Bank, has finally accepted knowledge as the central resource for development. With the World Development Report 1998/99 on “Knowledge for Development” the World Bank drove the agenda and established itself as the “knowledge bank”. Henceforward knowledge management became the major instrument in achieving knowledge-based development cooperation. Consequently, the integration and exchange of development-related information became factors of key importance. Clearly, there are obstacles in achieving an equal and democratic process of knowledge generation. Such obstacles include hindrances to learning in development agencies, power imbalances in knowledge partnerships between north and south as well as ideology inside the World Bank. Hence, it is important to concentrate on knowledge management as a critical tool in organizing “development knowledge”. In doing so, the focus is on a two-sided research question: what is knowledge management about? Is it a chance to ameliorate the processes of global knowledge production or just another tool to strengthen the neoliberal paradigm of the World Bank as a broker of global knowledge? Drawing on the case of Development Gateway, a World Bank initiative for knowledge exchange, the present study addresses both these questions. The analysis of these questions in the present study confirms that knowledge management practices could lead to a better exchange of information and knowledge within organizations. In the case of the World Bank there seems to be no equal and participative kind of knowledge exchange between “the North” and “the South”. Instead, it is argued, the Bank’s leading position as a global knowledge broker has been strengthened by its focus on knowledge management, while democratic and equal participation of other actors has not been achieved. Among the main reasons has been the exclusion of development-relevant topics as well as the term “development” itself from discourses, agency-centered definitions and classifications. During the initiative’s strong focus on Information and Communication Technologies (ICTs), opportunities for participation in the “global” knowledge networks and opportunities for co-determination were actually diminishing for those people without access to these technologies. ICTs themselves are an important precondition for global knowledge exchange but do not offer a revolutionary potential for the processes per se. The nature of knowledge management as used by the World Bank makes it an instrument to preserve dominance in global knowledge governance. Hence, knowledge management itself is not the problem but the way the Bank originally implemented it.

Schlagwörter

Schlagwörter
(Englisch)
Knowledge Management World Bank Development Gateway Development Cooperation/ Knowledge for Development
Schlagwörter
(Deutsch)
Wissensmanagement Weltbank Development Gateway Entwicklungszusammenarbeit Wissen für Entwicklung
Autor*innen
Nina Witjes
Haupttitel (Deutsch)
Entwicklung durch wessen Wissen?
Hauptuntertitel (Deutsch)
Wissensmanagement in der Entwicklungszusammenarbeit am Fallbeispiel des Development Gateway der Weltbank
Publikationsjahr
2011
Umfangsangabe
91 S.
Sprache
Deutsch
Beurteiler*in
Irmtraud Maral-Hanak
Klassifikationen
70 Sozialwissenschaften allgemein > 70.00 Sozialwissenschaften allgemein: Allgemeines ,
70 Sozialwissenschaften allgemein > 70.00 Sozialwissenschaften allgemein: Allgemeines
AC Nummer
AC08505582
Utheses ID
12714
Studienkennzahl
UA | 057 | 390 | |
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