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"Innenseite der Trauer"
zum Umgang mit Komik in ausgewählten Inszenierungen von Martin Kusej
Sigrid Blauensteiner
Art der Arbeit
Diplomarbeit
Universität
Universität Wien
Fakultät
Philologisch-Kulturwissenschaftliche Fakultät
Betreuer*in
Hilde Haider-Pregler
DOI
10.25365/thesis.1611
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-29624.05076.776269-2
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(Print-Exemplar eventuell in Bibliothek verfügbar)
Abstracts
Abstract
(Deutsch)
Diese Diplomarbeit hat die Analyse von drei Inszenierungen von Martin Kušej im Hinblick auf darin vorkommende Komik zum Inhalt.
Im ersten Teil dieser Arbeit werden drei Komiktheorien vorgestellt: Das Lachen von Henri Bergson, Literatur und Karneval von Michail Bachtin und Erlösendes Lachen von Peter L. Berger.
Henri Bergson beschäftigt sich mit dem Lachen allgemein, mit der Frage, welche Auslöser das Lachen braucht, mit der Situations-, Wort- und Charakterkomik. In seinem Essay zieht er den Schluss, dass die Entstehung des Lachens immer mit einem Normbruch einhergeht, der durch das Lachen bestraft und korrigiert wird. Vorraussetzung dafür ist, dass dieser Normbruch ohne schwerwiegende Folgen bleibt und dass die Beobachter keinerlei Affekte an den zu Verlachenden binden. Der Normbruch selbst entsteht aus einem Scheitern, einer Zerstreuung. Diese bewirkt eine Mechanisierung des Lebens, und ein zu verlachender Automatismus entsteht.
In Bachtins Komiktheorie entsteht das Lachen aus der Groteske. Dieses Lachen ist kein herabwürdigendes, kein verlachendes; es rückt in die Nähe der Freude. Das groteske Lachen dient der Überwindung der Furcht und ist Ausdruck der Freiheit.
Der Soziologe Peter L. Berger betrachtet das Komische unter dem Aspekt der menschlichen Erfahrung. Über eine Einteilung der verschiedenen Ausdrucksformen gelangt er auf einen „Weg zu einer Theologie des Komischen“. Das Lachen schafft einen eigenen Erfahrungsbereich außerhalb des Alltagslebens.
Im zweiten Abschnitt werden Höllenangst von Johann Nestroy, König Ottokars Glück und Ende und Weh dem, der lügt! von Franz Grillparzer anhand der vorgestellten Theorien auf ihre Komik hin untersucht. Bei den Werken handelt es sich um eine Komödie, ein Trauerspiel und ein Lustspiel. Dabei stellt sich heraus, dass Martin Kušej in der Komödie und im Lustspiel die tragischen Momente betont, im Trauerspiel dagegen durchaus auch komische Elemente zu finden sind. Generell lässt sich feststellen, dass der Bühnenraum für die Inszenierung allgemein und die Inszenierung des Komischen von wesentlicher Bedeutung ist. In Höllenangst ermöglicht die Bühne aufgrund ihrer Beschaffenheit mit vielen Luken und Türen zahlreiche Slapstick-Einlagen. Auch der Gegensatz zwischen realem und gespieltem Ausmaß der Bühne dient als Ursprung komischer Momente. Im Zentrum der Bühne bei König Ottokars Glück und Ende ist ein überdimensionaler Thron zu finden; der Machtrausch Ottokars kommt somit auf komische, durchaus groteske Art und Weise zur Geltung.
Martin Kušejs Inszenierung von Höllenangst beinhaltet viele Elemente des Komischen. Basierend auf Nestroys Vorlage verstärkt der Regisseur insbesondere durch Slapstick, einen schnellen Rhythmus sowie Geräuschkulisse in Kontext mit dem Spiel der Schauspieler manch komische Situation. Gleichzeitig sorgt Kušej jedoch auf anderer Ebene für eine Reduktion des Komischen der Nestroy’schen Originalfassung, indem auf sämtliche Couplets verzichtet und eine generell melancholische Atmosphäre geschaffen wird.
Im Trauerspiel König Ottokars Glück und Ende spielt Komik eine untergeordnete Rolle. Dennoch versteht es Kušej, in seiner Inszenierung komische Elemente unterzubringen.
Das Lustspiel Grillparzers, Weh dem, der lügt!, inszeniert er dagegen als Lustspiel. Es zeigt sich dabei die Tendenz einer stetigen Abnahme der Komik im Verlauf der Aufführung, die letztlich in keinem Happy-End mündet.
Zusammenfassend lässt sich anmerken, dass Walter Benjamins Zitat von der Komik als „Innenseite der Trauer“ auf alle drei Inszenierungen zutrifft. Obwohl der Schwerpunkt der Inszenierungen auf Trauer, Verzweiflung und Krieg liegt, ist die Komik in allen drei Werken vorhanden.
Schlagwörter
Schlagwörter
(Englisch)
theory of humour theatre production
Schlagwörter
(Deutsch)
Komiktheorie Inszenierung Martin Kusej
Autor*innen
Sigrid Blauensteiner
Haupttitel (Deutsch)
"Innenseite der Trauer"
Hauptuntertitel (Deutsch)
zum Umgang mit Komik in ausgewählten Inszenierungen von Martin Kusej
Paralleltitel (Englisch)
The inside of grief
Publikationsjahr
2008
Umfangsangabe
108 S.
Sprache
Deutsch
Beurteiler*in
Hilde Haider-Pregler
Klassifikation
24 Theater > 24.12 Regie, Dramaturgie
AC Nummer
AC07094275
Utheses ID
1290
Studienkennzahl
UA | 317 | 295 | |