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Welt aus Sprache
Sprachreflexion in Friedrich Achleitners Kurzprosa
Iris Kraßnitzer
Art der Arbeit
Diplomarbeit
Universität
Universität Wien
Fakultät
Philologisch-Kulturwissenschaftliche Fakultät
Betreuer*in
Pia Janke
DOI
10.25365/thesis.14425
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-30316.00228.591762-4
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(Print-Exemplar eventuell in Bibliothek verfügbar)
Abstracts
Abstract
(Deutsch)
Sprache ist das zentrale Motiv in Friedrich Achleitners vielfältigem literarischen Schaffen; sie
spannt den Bogen von seinen Arbeiten als Mitglied der Wiener Gruppe über den formorientierten
"quadratroman" bis zur Kurzprosa der vergangenen Jahre, die im Mittelpunkt dieser Arbeit
steht. Doch sind die Möglichkeiten der Thematisierung von Sprache auch wesentlich von
der zugrundeliegenden Gattung geprägt: Während Achleitners frühe Arbeiten, wie etwa seine
Konstellationen oder Montagen, den Materialwert von Sprache hervorheben, erlaubt es die
Form der kurzen Prosa, sowohl Überlegungen zur Sprache zu formulieren als auch Geschichten
über Sprache zu erzählen.
Ziel der vorliegenden Arbeit ist es, die sprachreflexiven Techniken und ihre Wirkung unter besonderer
Berücksichtigung des Genres der Kurzprosa zu untersuchen. Hierfür werden einleitend
die theoretischen Grundlagen sprachbewusster Literatur und ihre Entwicklung umrissen.
Im Mittelpunkt stehen hier entscheidende Einflüsse auf Achleitners Schaffen, um seine persönliche
künstlerische Genese als Teil der sprachkritischen Strömung nachzuvollziehen. Auffallend
an Achleitners frühen Arbeiten ist eine Betonung des Formalen: Sprache wird montiert,
arrangiert und phonetisch seziert, sie wird als Werkzeug offen zur Schau gestellt. Dies
führt zwangsläufig zu einer näheren Betrachtung des Funktionierens von Sprache und als
Konsequenz daraus der Prozesse des Verstehens. Die experimentelle Literatur versucht so
über die Freilegung dieser Mechanismen die Sprache von ihrer Funktion als Dienerin des Inhalts
zu befreien. Den Blick auf die Sprache freizulegen, ist ebenfalls in Achleitners Kurzprosabänden
"einschlafgeschichten", "wiener linien", "und oder oder" und sowie "der springende punkt"
ein zentrales Motiv, jedoch nicht mehr über die Hervorhebung als Material.
Mit der Prosa als Rahmen ergeben sich vollkommen neue Möglichkeiten des Sprachspiels, indem
Gedanken zur Sprache sowohl explizit geäußert als auch implizit thematisiert werden
können. In Achleitners Kürzestgeschichten schließen sich die Reflexion des Materials und die
Vermittlung von Inhalten nicht mehr aus, sondern gehen eine Symbiose ein. Es werden nicht
nur Geschichten mittels der Sprache erzählt, sondern auch über die Sprache, indem etwa Abstrakta
zu literarischen Figuren werden oder das Wörtlich-Nehmen von Redewendungen den Leser zu einer semantischen Umdeutung von Begriffen zwingt. Per Konvention ausgeblendete
Möglichkeiten der Sprache, vor allem in Bezug auf ihre semantische Doppelbödigkeit, stehen
hierbei im Zentrum, wobei die Annäherung bei Achleitner weder eine klagende noch eine anklagende
ist. Bei seinen Sprachgeschichten handelt es sich um ein humorvolles Spiel mit
Mehrdeutigkeiten, die beim Rezipienten eine reflexive Auseinandersetzung bewirken. Vom
Ernst der Avantgarde ist nicht mehr viel übrig, aber auch in Achleitners jüngsten Publikationen
ist das Offenlegen von Fixierungen einer zum Werkzeug degradierten Sprache weiterhin
von enormer Bedeutung, jedoch sind Kritik und Irritation zugunsten des Staunens und der
Pointe in den Hintergrund gerückt.
Schlagwörter
Schlagwörter
(Deutsch)
Sprachreflexion Sprachspiel Kurzprosa Wiener Gruppe
Autor*innen
Iris Kraßnitzer
Haupttitel (Deutsch)
Welt aus Sprache
Hauptuntertitel (Deutsch)
Sprachreflexion in Friedrich Achleitners Kurzprosa
Publikationsjahr
2011
Umfangsangabe
107 S.
Sprache
Deutsch
Beurteiler*in
Pia Janke
Klassifikationen
AC Nummer
AC08534168
Utheses ID
12936
Studienkennzahl
UA | 332 | | |