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Die Gruppe Art & Language im Kontext der konzeptuellen Kunst
Nika Radić
Art der Arbeit
Diplomarbeit
Universität
Universität Wien
Fakultät
Historisch-Kulturwissenschaftliche Fakultät
Betreuer*in
Peter Haiko
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Alle Rechte vorbehalten / All rights reserved
DOI
10.25365/thesis.1636
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-29423.79610.704453-3
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(Print-Exemplar eventuell in Bibliothek verfügbar)

Abstracts

Abstract
(Deutsch)
Art & Language wurde 1968 in England als eine Künstlergruppe und gleichnamiger Verlag gegründet. Die ersten von ihnen geschaffenen Arbeiten prägten das Bild der konzeptuellen Kunst mit, das bis heute in der Kunstgeschichte vorherrscht. Sie waren unter anderem die ersten, die Text als Bild ausstellten und wurden damit auch zu den ersten, die die Unterschiede und Ähnlichkeiten zwischen Kunst und Sprache nicht nur theoretisch in Frage stellten, sondern auch die Theorie in Praxis umsetzten. Die Gruppe wurde 1972 mit ihrem Auftritt bei der documenta 5 in Kassel international bekannt, wo sie mit einer komplexen textuellen Arbeit die Gespräche zwischen den Mitgliedern dokumentierten. Der Index wurde zum Kennzeichen aller späteren Arbeiten, weil der eigentliche Inhalt dieser Arbeit nicht die Inhalte der Gespräche waren, sondern das Netzwerk zwischen den Textfragmenten und den Gesprächsteilnehmern. Bei den späteren Arbeiten ging es nicht mehr darum, Texte in ihren Zusammenhängen zu sehen, sondern darum Netzwerke aus Kunstwerken, eigenen wie solchen aus der Kunstgeschichte, zu bilden. Nach der ersten Phase lassen sich mehrere Perioden in ihrer Arbeit unterschieden, die mit den Bewegungen in der abendländischen Kunst korrespondieren: zu Beginn ihrer Karriere, um 1968, gehörten Art & Language zu den zahlreichen jungen KünstlerInnen, die gegen die etablierte Kunst waren und die „ärmlich“ wirkende Werke schufen, deren Schwerpunkt auf der Idee und nicht auf der Ausführung lag. Die Arbeiten aus den späten 60er Jahren sind typisch für die konzeptuelle Kunst dieser Zeit und werden heute nicht als außergewöhnliche Beispiele der Kunst, die sich gegen den abstrakten Expressionismus richtete, gesehen, sondern eher als mit anderen Kunstwerken der frühen konzeptuellen Kunst austauschbare Arbeiten. Auch die Tatsache, dass es sich bei Art & Language um einer Gruppe zusammenarbeitender Künstler handelt, lässt sich heute als beispielhaft für die linke Generation der 68er sehen. Art & Language schuf die erste Arbeit aus der Index Serie in der Zeit, in der sich konzeptuelle Kunst etablierte und in die Institutionen eindrang. Dieser Zeitpunkt kann auch als Höhepunkt der ersten Phase im Werk von Art & Language gesehen werden und es ist nicht überraschend, dass die Streitigkeiten unter den Mitgliedern bald danach begannen. Der Auseinanderfall der Gruppe um 1976 ereignete sich in einer Zeit, in der die konzeptuelle Kunst in Museen und Galerien verbreitet war. Diese Situation trug wahrscheinlich auch dazu bei, dass die einzelnen Künstler eine Chance sahen, ihre Karrieren allein erfolgreich weiterzuverfolgen. Nach Olivas Ausstellung Aperto in Venedig und den postmodernen Theorien, die in den 80er Jahren vorherrschten, übernahm die Malerei die Vorherrschaft in den Kunstinstitutionen und die konzeptuelle Kunst wurde eine Weile nur noch sporadisch ausgestellt. Auch Art & Language – die Gruppe bestand damals nur noch aus Baldwin und Ramsden, unterstützt von Harrison – begann zu dieser Zeit, Bilder zu malen. Portrait of V. I. Lenin in the Style of Jackson Pollock entstand 1980; obwohl es sich eindeutig um ein konzeptuelles Werk handelt, da es die Wichtigkeit des Kontexts für Bedeutungen hervorhebt, kann es auch als ein postmodernes Bild interpretiert werden, weil es ein gemaltes Bild größeren Formats im Stil der 80er Jahre auch ist; dazu kann das Kopieren des Stils eines kunsthistorisch bedeutenden Malers als postmodernes Verfahren interpretiert werden. So gesehen sind auch die Bilder der Serie Hostages typisch für die 80er Jahre, wie es sich um in expressionistischer Manier gemaltes Landschaftsbilder handelt, bei denen – wie bei vielen Malern dieser Zeit – die Materialität der Farbe wesentlich ist. Die 90er Jahre brachten wiederum Neuerungen, die auch im Werk von Art & Language erkennbar wurden. In der Zeit, in der immer mehr Kunstwerke den ganzen Ausstellungsraum einnahmen und eine haptische Wahrnehmung von den BetrachterInnen verlangten, widmeten sich auch Art & Language raumgreifenden Arbeiten. Sighs Trapped by Liars ist, ähnlich vielen Arbeiten jüngerer zeitgenössischer KünstlerInnen, eine Installation, die von den Gegebenheiten des Ausstellungsraums abhängig ist und ein Durchschreiten verlangt, um interpretiert werden zu können. Nach der Vorherrschaft der Malerei wurden Performances in großen Ausstellungen immer üblicher, und auch diese Tendenz spiegelt sich wieder in der Arbeit von Art & Language, die damals mit Schauspielern ihre alten Texte wieder verwendeten, um die Performance bei der documenta und in Barcelona zu gestalten. Aldas zeigt, dass Arbeiten von Art & Language mit künstlerischen Bewegungen in ihrem Kontext übereinstimmen, aber sie waren in mehrerer Hinsicht allem voran Künstler, die die erwähnten Strömungen mitgestalteten. Erstens zählten sie zu den wichtigsten Künstlern, die Texte als Bilder ausstellten, was auch dazu führte, dass Kunst als Text betrachtet wurde. Die Sprachähnlichkeit von Kunst ist heute in der Kunsttheorie anerkannt, und Art & Language waren die ersten die Theorie und Praxis diesbezüglich vereinten. Nach der ersten Phase der konzeptuellen Kunst machten sie Arbeiten, die nicht mehr den formalen Merkmalen der frühen konzeptuellen Kunst entsprachen, aber bewiesen, dass konzeptuelle Kunst nicht, wie erwartet wurde, noch ein Ismus des 20. Jahrhunderts war, sondern etwas Grundsätzlicheres veränderte.

Schlagwörter

Schlagwörter
(Deutsch)
Kunst des 20. Jh. konzeptuelle Kunst Malerei konzeptuelle Malerei Kunsttheorie
Autor*innen
Nika Radić
Haupttitel (Deutsch)
Die Gruppe Art & Language im Kontext der konzeptuellen Kunst
Publikationsjahr
2008
Umfangsangabe
120 S., [ca. 40] Bl. : zahlr. Ill.
Sprache
Deutsch
Beurteiler*in
Peter Haiko
Klassifikationen
20 Kunstwissenschaften > 20.06 Kunstphilosophie, Kunsttheorie ,
20 Kunstwissenschaften > 20.07 Kunstkritik, Kunstinterpretation ,
20 Kunstwissenschaften > 20.10 Kunst und Gesellschaft ,
20 Kunstwissenschaften > 20.30 Kunstgeschichte: Allgemeines ,
20 Kunstwissenschaften > 20.31 Bildende Künstler
AC Nummer
AC07089573
Utheses ID
1315
Studienkennzahl
UA | 315 | | |
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