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"K-Häftlinge" im KZ Mauthausen und die "Mühlviertler Hasenjagd"
Matthias Kaltenbrunner
Art der Arbeit
Diplomarbeit
Universität
Universität Wien
Fakultät
Historisch-Kulturwissenschaftliche Fakultät
Betreuer*in
Florian Freund
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Alle Rechte vorbehalten / All rights reserved
DOI
10.25365/thesis.15077
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-30221.26579.723069-9
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(Print-Exemplar eventuell in Bibliothek verfügbar)

Abstracts

Abstract
(Deutsch)
Thema dieser Magisterarbeit ist eine nationalsozialistische Mordaktion: Die „Aktion K“ oder „Aktion Kugel“, im Zuge derer von Februar 1944 bis Februar 1945 im KZ Mauthausen etwa 5.040 Menschen ermordet wurden - am Anfang zivile Zwangsarbeiter, dann fast ausschließlich kriegsgefangene sowjetische Offiziere. Um die Genese dieser Vernichtungsaktion zu verstehen, wird zu Beginn die nationalsozialistische Politik gegenüber diesen beiden Opfergruppen untersucht. Diese befand sich stets in einem Spannungsfeld zwischen den ideologischen Prämissen des „Vernichtungskrieges“ und kriegswirtschaftlichen Überlegungen, welche eine Ausbeutung der Arbeitskraft dieser Personen vorsah. Besonderes Augenmerk wird auf die Frage gelegt, wie die nationalsozialistischen Behörden auf die Flucht von Zivilarbeitern und sowjetischen Kriegsgefangenen aus deren Arbeitskommandos reagierten und unter welchen Bedingungen Anfang 1944 die Aktion K kreiert wurde. Dabei ist festzustellen, dass diese Mordaktion ein doppeltes Ziel verfolgte. Es sollten zunächst Personen, welche Widerstand leisteten oder Sabotageakte setzten, aus den Stalag-Arbeitskommandos entfernt werden, um die kriegswirtschaftliche Produktion nicht zu gefährden. Gleichzeitig sollte durch die verschleiernde Registrierung der Opfer als „geflüchtet und nicht wiederergriffen“ in Anbetracht der drohenden deutschen Niederlage ein möglichst hoher Grad an Geheimhaltung gewährleistet werden. Dies wird vor allem im Vergleich zur Praxis in den Jahren 1941/42 deutlich, als wesentlich weniger Anstrengungen unternommen wurden, den Massenmord an sowjetischen Kriegsgefangenen zu vertuschen. Anschließend werden die Gesamtzahl, die Registrierung und das Eintreffen der K-Häftlinge in Mauthausen im Überblick dargestellt, wobei auf die Altersstruktur und nationale Zugehörigkeit der Opfer, die sich im Zeitverlauf veränderten, besonders eingegangen wird. Im Folgenden werden zwei Phasen der Aktion K getrennt betrachtet: Während in der ersten Phase von Februar bis Ende Mai 1944 die Opfer unmittelbar nach der Ankunft in Mauthausen exekutiert wurden, ging die SS in der zweiten Phase ab Ende Mai 1944 dazu über, die zum Tode Verurteilten in einer hermetisch abgeriegelten Baracke, dem Block 20, zusammenzupferchen und langsam zu Tode zu quälen. Die Einteilung in zwei Phasen ergibt sich auch durch die unterschiedlichen Opfergruppen: Waren in der ersten Phase sowjetische und polnische zivile Zwangsarbeiter in der Mehrzahl, so gelangten in der zweiten Phase fast ausschließlich sowjetische Offiziere als K-Häftlinge nach Mauthausen. Diese wurden aus unterschiedlichen Gründen als K-Häftlinge kategorisiert. Die große Mehrheit gelangte wegen eines gescheiterten Fluchtversuchs aus einem Stalag-Arbeitskommando nach Mauthausen. Ab Sommer und Herbst 1944 wurden jedoch zunehmend Personen wegen bloßem Sabotageverdacht sowie einige wenige höherrangige Offiziere, welche die Zusammenarbeite mit den nationalsozialistischen Behörden verweigerten, in die Mordaktion einbezogen. Im sechsten Kapitel werden die inneren Verhältnisse im Block 20 und die Flucht vom 2. Februar 1945 ausführlich an Hand der Erinnerungen der acht bekannten Überlebenden dargestellt. Neben den Lebensbedingungen werden insbesondere die Beziehungsnetzwerke und Hierarchien im Block 20 und die damit verbundenen konkurrierenden Erinnerungen beleuchtet, ebenso wie der genaue Ablauf der Flucht und die von den Überlebenden kontrovers diskutierte Rolle einzelner Personen während des Ausbruchs. Die Ereignisse der „Mühlviertler Hasenjagd“ – einer präzedenzlosen Menschjagd auf die geflohenen K-Häftlinge – wird durch das analytische Konzept Raul Hilbergs an Hand der Perspektiven von Tätern, Opfern und bystanders betrachtet. An den Reaktionen von Volkssturmangehörigen oder einheimischen Bauern, welche die K-Häftlinge teilweise durch Nahrung und Kleidung unterstützten, diese dann aber aus Angst an die SS auslieferten, wird klar, dass die Unterschiede zwischen diesen Gruppen oft verschwimmen und eine eindeutige Zuordnung nicht möglich ist. Besonderes Augenmerk wird auf die Rettungsaktionen der Familien Langthaler und Mascherbauer sowie auf die Reaktion der landwirtschaftlichen Zwangsarbeiter gelegt. Wahrscheinlich überlebten mindestens elf Personen die Mühlviertler Hasenjagd, wobei acht davon namentlich bekannt sind. Im letzten Kapitel wird die Suche nach den Überlebenden in der Sowjetunion um 1960 dargestellt. Den Überlebenden wurde zu dieser Zeit eine gewisse mediale Aufmerksamkeit zu Teil, welche in krassem Gegensatz zur gesellschaftlichen Diskriminierung der Mehrheit der übrigen KZ-Überlebenden stand. Aus diesem Grund meldeten sich auch Personen als Überlebende der Mühlviertler Hasenjagd, welche tatsächlich keine waren, wie nach genauer Prüfung aller Angaben festgestellt werden konnte. Im Anhang I werden die Biographien der acht bekannten Überlebenden – exemplarisch für die Lebenswege von K-Häftlingen - detailliert dargestellt. Zudem befindet sich im Anhang II eine Liste von 559 K-Häftlingen, welche beim gegenwärtigen Forschungsstand namentlich bekannt sind.

Schlagwörter

Schlagwörter
(Englisch)
Mauthausen concentration camp "K-prisoners" Soviet POWs "Mühlviertler Hasenjagd" barack 20
Schlagwörter
(Deutsch)
KZ Mauthausen "K-Häftlinge" "Aktion K" sowjetische Kriegsgefangene "Mühlviertler Hasenjagd" Block 20
Autor*innen
Matthias Kaltenbrunner
Haupttitel (Deutsch)
"K-Häftlinge" im KZ Mauthausen und die "Mühlviertler Hasenjagd"
Publikationsjahr
2011
Umfangsangabe
305 S. : Ill.
Sprache
Deutsch
Beurteiler*in
Florian Freund
Klassifikationen
15 Geschichte > 15.24 Zweiter Weltkrieg ,
15 Geschichte > 15.37 Europäische Geschichte 1914-1945 ,
15 Geschichte > 15.49 Ostmitteleuropa ,
15 Geschichte > 15.74 Russland
AC Nummer
AC08562775
Utheses ID
13528
Studienkennzahl
UA | 312 | | |
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