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Die Deutschdemokratische Partei in der Steiermark
Christian Neubacher
Art der Arbeit
Diplomarbeit
Universität
Universität Wien
Fakultät
Historisch-Kulturwissenschaftliche Fakultät
Betreuer*in
Lothar Höbelt
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Alle Rechte vorbehalten / All rights reserved
DOI
10.25365/thesis.15166
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-29077.80588.805761-1
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(Print-Exemplar eventuell in Bibliothek verfügbar)

Abstracts

Abstract
(Deutsch)
Die bisher durch das Kurienwahlrecht bevorzugten steirischen Deutschnationalen aller Schattierungen sahen ihre Vorherschaft durch die Einführung des Proportionalwahlrechtes in Bedrängnis geraten. Als Sammelpartei aller bürgerlichen steirischen Deutschnationalen wurde deshalb Ende November 1918 die "Deutschdemokratische Partei für Steiermark" gegründet. Die wirtschaftlichen Folgewirkungen des Ersten Weltkrieges hatten die oftmals divergierenden Interessenlagen der deutschdemokratischen Kernklientel jedoch weiter verschärft. Die Deutschdemokraten verkörperten in dieser wirtschaftlichen Notzeit den gewagten Versuch die Interessen von inflationsgeschädigten Beamten, Hausbesitzern, Gewerbetreibenden, Kaufleuten, freiberuflich tätigen Akademikern und der Industrie unter einem politischen Dach zu vereinen. Dieser programmatische Spagat konnte bis zur Wahl in die Konstituierende Nationalversammlung nur bewältigt werden, indem man die parteiintern schlummernden Konflikte zwischen Beamten und Hausbesitzern in der Frage des Mieterschutzes oder zwischen Beamten und Gewerbetreibenden in der Frage der Beibehaltung der Zentralenwirtschaft weitgehend unterdrückte. Die Wahl in die Konstituierende Nationalversammlung am 16. Februar 1919 endete für die Deutschdemokraten ernüchternd, da es nur gelang Dr. Viktor Wutte ein Mandat im Grazer Wahlkreis zu verschaffen. Wutte war als Industrieller Gegenstand heftiger Polemiken von sozialdemokratischer Seite, die Aufschluss geben über den politischen Diskurs zwischen Deutschdemokraten und der organisierten Arbeiterbewegung. Als Folge dieser Wahlschlappe implodierte die Deutschdemokratische Partei. Die Hausbesitzer spalteten sich ab, ebenso die Beamtengruppe um Gargitter. Die Implosion der Deutschdemokraten in Graz zeigte auch Auswirkungen auf die Deutschdemokraten in der steirischen Provinz. Um sich von den Parteispaltungen in Graz zu distanzieren, wurde in der Oststeiermark die "Oststeirische Volkspartei" gegründet. Der bekannte Grazer Gewerbepolitiker Einspinner musste für die Landtagswahl notgedrungen in den oststeirischen Wahlkreis ausweichen und führte die "Oststeirische Volkspartei" als Spitzenkandidat an. Auch die Deutschdemokraten in der Obersteiermark verselbständigten sich. Die Zersplitterung der Deutschdemokraten in mehrere Parteien, verschaffte der Steirischen Bauernpartei (Bauernbund) Leopold Stockers starken Auftrieb, der im mittelsteirischen Wahlkreis den deutschdemokratischen Landtagsabgeordneten Wastian zum Austritt aus seiner Partei bewog und ihn zum dortigen Spitzenkandidaten kürte. Der steirische Industriellenverband gab seine vorbehaltlose finanzielle Wahlkampfunterstützung der Deutschdemokraten auf und begann seine Gelder im bürgerlichen Parteienspektrum breiter zu streuen. Was folgte, war eine verstärkte Anlehnung zuerst der "Nationalen Mittelstandspartei" als politischem Arm der Hausbesitzer und dann des Handels- und Gewerbetreibenden- Flügels der Deutschdemokraten an die Christlichsozialen. Diese Strategie glich einer politischen Selbstaufgabe und hatte zur Folge, dass ein Großteil der deutschdemokratischen Wähler zwar bei der Gemeinderatswahl für die christlichsozial- freiheitliche Einheitsliste votierte, bei der Landtagswahl aber vollends zu den Christlichsozialen überlief. In der Steiermark herrschte ein breites deutschnational- christlichsoziales Übergangsmilieu. Der spätere Finanzminister Weidenhoffer und die späteren Landeshauptleute Hans Paul und Alfred Gürtler kamen als prominente Beispiele aus der Deutschdemokratischen Partei und wechselten ins christlichsoziale Lager über. Rintelen verfolgte jedoch keine Inhalationsstrategie gegenüber den Deutschdemokraten, sondern betrachtete sie als potentiellen Koalitionspartner, um die strukturelle bürgerliche Mehrheit im steirischen Landtag je nach Bedarf zum Tragen zu bringen. Im Grazer Gemeinderat gab es zwar nach der Wahl 1919 eine klare bürgerliche Mehrheit, allerdings waren die Christlichsozialen nicht bereit mit den Freiheitlichen einen gemeinsamen Klub zu bilden. Aus diesem Grund wurde Muchitsch später zum ersten sozialdemokratischen Bürgermeister gewählt. Fizia musste sich mit dem Amt des Vizebürgermeisters begnügen. Für mehr als ein Jahr erlahmte zum großen Teil die Tätigkeit der deutschdemokratischen Landespartei, dafür trat die Grazer Gemeindepolitik mit der latenten Schuldenkrise und dem weitverbreiteten Wohnungsmangel in den Mittelpunkt. Zu Jahresende wurde schließlich die "Großdeutsche Volkspartei für Steiermark" gegründet, die einen Zusammenschluss des Bürgervereines mit den Alldeutschen und Deutschradikalen darstellte. Der Name dieser Landespartei ging schließlich auf jene Partei über, die von 1922- 1932 als kleiner Koalitionspartner der Christlichsozialen auf Bundesebene mitregierte.

Schlagwörter

Schlagwörter
(Deutsch)
Deutschdemokraten Wutte Steiermark Politikgeschichte Erste Republik Kaan Rintelen Gargitter Kammerlander, Paul, Weidenhoffer, Gürtler, Fizia, Wahlen 1919, Grazer Gemeinderat, Provisorische Landesversammlung, Großdeutsche Volkspartei, Hübler, Landeshauptmann, Bürgermeister, Beamte, Industrie, Gewerbe, Mieterschutz, Hausbesitzer
Autor*innen
Christian Neubacher
Haupttitel (Deutsch)
Die Deutschdemokratische Partei in der Steiermark
Publikationsjahr
2011
Umfangsangabe
130 S. : graph. Darst.
Sprache
Deutsch
Beurteiler*in
Lothar Höbelt
Klassifikationen
15 Geschichte > 15.06 Politische Geschichte ,
15 Geschichte > 15.60 Schweiz, Österreich-Ungarn, Österreich
AC Nummer
AC08566108
Utheses ID
13607
Studienkennzahl
UA | 312 | | |
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