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Ferdinand Kürnbergers "Der Amerikamüde"
eine Analyse der narrativen Struktur
Marlene Schwarz-Jandrisics
Art der Arbeit
Diplomarbeit
Universität
Universität Wien
Fakultät
Philologisch-Kulturwissenschaftliche Fakultät
Betreuer*in
Wynfried Kriegleder
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Alle Rechte vorbehalten / All rights reserved
DOI
10.25365/thesis.1684
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-29616.65350.397654-6
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(Print-Exemplar eventuell in Bibliothek verfügbar)

Abstracts

Abstract
(Deutsch)
Ferdinand Kürnberger, bekannt als Feuilletonist, Kritiker, Publizist, wurde mit seinem Roman ´Der Amerikamüde´ (1855) berühmt. Kürnberger war ein politischer Mensch, der an der Revolution 1848 in Wien teilnahm und dafür mit Verfolgung und Internierung zahlte. Er schwankte zeitlebens zwischen einem Selbstverständnis als politischer Schriftsteller und seiner Berufung als Dichter. Sein Erfolg mit dem ´Amerikamüden´, konnte ihn nicht dafür entschädigen, dass er als Dramatiker, als Burgtheater-Autor keine Anerkennung gefunden hatte. Dies war nämlich sein oberstes Lebensziel. Kürnberger, der ständig unter Geldmangel litt, nahm den Auftrag des Verlegers Meidinger an, einen Roman zu schreiben, wofür er eine Anzahlung bekam und vorerst seiner wirtschaftlichen Notlage enthoben war. Die Arbeit am Roman ging nur schleppend voran, da Kürnberger gleichzeitig an seinem Drama ´Firdusi´ arbeitete und die Arbeit am Roman nur als notwendiges Übel betrachtete. Der Titel seines Romans ´Der Amerikamüde´ spielte auf den von Heine geprägten Begriff ´europamüde´ an, der durch Ernst Willkomms Roman ´Die Europamüden´ (1838) bekannt geworden war. Protagonist seines Romans ist der aus Ungarn stammende deutschsprachige Poet Dr. Moorfeld, der mit großen Erwartungen an die Neue Welt in New York landet. Kürnberger schildert die Erlebnisse Moorfelds in Amerika indem er Episode an Episode reiht. Textliche Kohärenz erhält der Roman durch die durchgehende Geschichte einiger Figuren. Die Bewohner des New Yorker Stadtteils Kleindeutschland und der deutsche Intellektuelle Benthal spielen hier eine Rolle. Die Freundschaft zwischen Dr. Moorfeld und Benthal sowie ihre unterschiedlichen Liebesgeschichten bilden den roten Faden der Handlung. Ob sich Moorfeld in New York aufhält oder in den Urwäldern Ohios - überall zeigen seine Erfahrungen die Verdorbenheit der Vereinigten Staaten. Hinter einer prüde-puritanischen Fassade herrschen Geldgier, Betrug und Brutalität. Alles, was er gut findet, ist deutscher Herkunft - und gerade die deutschen Einwanderer leben in kläglichen Umständen, ausgenützt und verachtet. Letztendlich kehrt Moorfeld dem Wahnsinn nahe nach Deutschland zurück. Kürnberger zeichnet anhand der Erlebnisse seines Protagonisten ein Amerikabild, das eine Warnung für alle möglichen deutschen Auswanderer ist. Jeder einzelne Gesichtspunkt, der einem Amerikabetrachter jener Zeit interessant scheinen konnte, findet sich bei Kürnberger negativ charakterisiert. Er funktionalisiert sämtliche Elemente der erzählten Welt für einen Zweck, um die These ´Amerika ist schlecht´ zu verifizieren. Kürnberger setzt als Mittel die Kontrastierung ein und stellt das schlechte Amerika dem guten Deutschland gegenüber. Kürnberger vermittelt uns das Geschehen im ´Amerikamüden´ durch einen auktorialen Er-Erzähler, der nicht als Person in das Bewusstsein des Lesers tritt, keine Charaktereigenschaften besitzt und somit nicht als Figur vor dem inneren Auge des Lesers wahrgenommen wird. Er schildert die Erlebnisse des Poeten Dr.Moorfeld mit aggressiver Bitterkeit, vorwiegend in Form von aneinandergereihten Episoden und Szenen, die allesamt im Dienste des Beweises der Degeneration der Vereinigten Staaten stehen. Durch direkte Leseranreden, die typisch für einen auktorialen Erzähler sind, lässt er eine gewisse Dynamik im Text entstehen. Er schaltet oft lange Reflexionen und Kommentare zu den geistigen, politischen und sozialen Verhältnissen in Amerika ein, wobei man hinter diesen eine Art didaktische Absicht vermuten kann. Der Erzähler weicht seinem Protagonisten nicht von der Seite und hält sich auf der Höhe der jeweiligen Ereignisse auf. Somit wird ihm die größte Nähe zugewiesen. Der Blick des Narrators beschränkt sich bei der Beschreibung der Figurenwelt - bis auf Moorfeld - auf die Außensicht. Nur in Moorfelds Inneres können wir sehen. Betrachten wir die Zeit im ´Amerikamüden´, so stehen sich die Erzählzeit von fast 563 Buchseiten mit der erzählten Zeit von etwa einem halben Jahr gegenüber. Kürnberger bedient sich eines mehr oder minder schnellen Wechsels von summarischem und szenischem Erzählen und fast aller möglicher sprachlicher Ausdrucksformen, um uns die erzählte Geschichte zu vermitteln.
Abstract
(Englisch)
Ferdinand Kürnberger, a well-known feature writer, critic, journalist, was made famous by his novel `Der Amerikamüde´ (1855). Kürnberger was politically active participating in the revolution of 1848 and paying for it with persecution and internment. Throughout his life, he vacillated between his view of himself as a political writer and his vocation as a poet. His success with the ´Amerikamüden´ could not compensate his not having found acceptance as a dramatist and Burgtheater author, which was his main goal in life. Suffering constantly from lack of money, Kürnberger accepted the commission to write a novel from the publisher Meidlinger. In exchange, he received a down payment and was relieved from his economic plight for the present. The novel progressed slowly since Kürnberger was working on his drama ´Firdusi´ at the same time and viewed the novel merely as an inevitable complication. The novel’s title ´Der Amerikamüde´ alludes to the phrase ´europamüde´ (´being tired of Europe´) coined by Heine, which became famous through Ernst Willkomm’s novel ´Die Europamüden´ (1838). The novel’s protagonist is the German-speaking and from Hungary originating poet Dr Moorfeld, who lands in New York harbouring big expectations of the New World. Arranging episode next to episode, Kürnberger describes Moorfeld’s experiences in America. Textual coherence is achieved in the novel via some characters which appear throughout the whole novel. The residents of the New York district Little Germany and the German intellectual Benthal are crucial in creating this coherence. The friendship between Dr Moorfeld and Benthal as well as their various love stories constitute the action’s red thread. Whether Moorfield is in New York or in Ohio’s primeval forests – his experiences demonstrate that the United States’ depravity is everywhere. Avarice, deceit and brutality prevail behind a prude puritanical façade. Everything that he finds good comes from Germany – and German immigrants in particular live in miserable conditions, are exploited and despised. At last, Dr Moorfeld returns to Germany close to madness. Through his protagonist’s experiences, Kürnberger depicts a picture of America which serves as a warning for all sorts of German emigrants. Each and every aspect which could have appeared interesting to observers of America during that period is characterized negatively in Kürnberger. He functionalizes all the elements of the narrated world in order to verify the thesis that ´America is bad´. Kürnberger employs contrast as a means of comparing bad America with good Germany. Kürnberger conveys us the action in ´Der Amerikamüde´ via a third person limited point of view narrator, who does not appear as a character to the reader’s awareness, does not possess any character traits and therefore is not perceived as a character in the mind’s eye of readers. He describes the poet Dr Moorfeld’s experiences with aggressive bitterness, mainly in the form of episodes and scenes all arranged in order to prove the United States’ degeneration. Addressing readers directly, a typical device of a third person limited point of view narrator, he develops a certain dynamic in the text. He often inserts long reflections and comments on the intellectual, political and social conditions in America, behind which one can assume a didactic intention. The narrator never leaves the protagonist’s side and is up to date on all events. Consequently, he is assigned the closest proximity. The narrator’s view is confined to describing the characters from the outside with the exception of Moorfeld. We can only look inside Moorfeld. Concerning time in ´Der Amerikamüde´, the reading time of almost 563 pages is juxtaposed to the narrated time of about half a year. Kürnberger employs more or less fast changes from summarizing to scenic narration and almost all possible linguistic forms of expression in order to convey the story to us.

Schlagwörter

Schlagwörter
(Englisch)
Ferdinand Kürnbergers novel "Der Amerikamüde" summary of the political and historical situation at 1848 biography of Ferdinand Kürnberger the public image of the USA in german literature the difficulties in the novel "Der Amerikamüde" the narrative world and the storyline the construction of narrative world in "Der Amerikamüde"
Schlagwörter
(Deutsch)
Ferdinand Kürnbergers Roman "Der Amerikamüde" Abriss der politischen und historischen Situation um 1848 Biografie Ferdinand Kürnbergers das Bild Amerikas in der deutschen Literatur zur Problematik des Romans "Der Amerikamüde" die erzählte Welt und ihre Handlung die Darstellung der Romanwelt in "Der Amerikamüde"
Autor*innen
Marlene Schwarz-Jandrisics
Haupttitel (Deutsch)
Ferdinand Kürnbergers "Der Amerikamüde"
Hauptuntertitel (Deutsch)
eine Analyse der narrativen Struktur
Publikationsjahr
2008
Umfangsangabe
75 S.
Sprache
Deutsch
Beurteiler*in
Wynfried Kriegleder
Klassifikation
18 Einzelne Sprachen und Literaturen > 18.10 Deutsche Literatur
AC Nummer
AC07058224
Utheses ID
1363
Studienkennzahl
UA | 333 | 362 | |
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