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Eine anerkennungstheoretische Wende in der Gerechtigkeitsdebatte - Kultur als Argument ersten Ranges?
Robert Waldhauser
Art der Arbeit
Dissertation
Universität
Universität Wien
Fakultät
Fakultät für Sozialwissenschaften
Betreuer*in
Sieglinde Rosenberger
DOI
10.25365/thesis.15315
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-30097.06660.355665-0
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Abstracts
Abstract
(Deutsch)
Zusammenfassung
Mein Forschungsschwerpunkt bezieht sich auf Gerechtigkeitsdiskurse im Kontext der Anerkennung von kultureller Differenz. Menschliche Gesellschaften im Zeitalter der internationalen Vernetzung nehmen in einem zunehmenden Maße wahr, dass sie selbst kulturell heterogen sind und in ihrem alltäglichen Leben in Kontakt mit unterschiedlichen kulturellen Einflüssen kommen. Somit sind Auseinandersetzungen über Kultur und kulturelle Identitäten auch auf politischer Ebene in unterschiedlicher Weise zu einem bedeutenden Thema geworden. In diesem Zusammenhang messe ich dem politisch-ideologischen Anteil sozialer Entstehungs- und Herstellungsprozesse von Ethnizität eine besondere Bedeutung zu und unterziehe diesen Bereich einer kritischen Analyse. Hier knüpfe ich inhaltlich an, indem ich unterschiedliche Ansätze zur Anerkennung von kultureller Differenz, bezüglich ihrer normativen Grundaussagen aus einer „egalitär-emanzipativen Perspektive“ untersuche. Untersuchungsgegenstand sind sowohl Positionen, Begrifflichkeiten und Bedeutungszusammenhänge in den Argumentationssträngen von VertreterInnen des Kommunitarismus und Multikulturalismus (Kymlicka, Taylor, Walzer, Phillips u. a.).
Das dahinter stehende Erkenntnisinteresse ist, ob Anerkennungstheorien einen Beitrag zur Beseitigung oder Reduzierung von Ungerechtigkeiten leisten. Der Fokus liegt dabei auf jenen Individuen und Gruppen, die von sozialen Schließungen betroffen sind.
Die Ergebnisse meiner Arbeit zeigen, dass eine anerkennungstheoretische Wende in den Gerechtigkeitsdebatten feststellbar ist. Es zeigt sich eine ausführliche Rechtfertigungsargumentation, welche sich als Alternative oder Ergänzung zum politischen Liberalismus präsentiert. Anerkennungstheorien generieren aber nur in dem Maße ein Mehr an Gerechtigkeit, insofern ihnen auch die Anerkennung der individuellen Differenz inhärent ist, oder sie einen Bezug zur ausgleichenden Gerechtigkeit aufgrund von außerordentlichen historischen Unrechtserfahrungen herstellen. Denn nur so ist es möglich am Egalitätsprinzip festzuhalten. Problematisch sind jene Argumentationsführungen zu sehen, die auf Kulturrelativismus und/oder essentialistischen Vorstellungen von kulturellen Identitäten gründen. Sie werden nicht selten zur Herrschaftssicherung politischer Eliten oder zur Begründung von Ungerechtigkeiten benutzt.
Abstract
(Englisch)
Abstract
My main point of research refers on justice discourses in the context of the recognition of cultural difference. Human societies in the age of the international networking perceive in an increasing measure that they are culturally heterogeneous and come in their everyday life in contact with different cultural influences. Thus arguments became over culture and cultural identities also on political level in different way an important topic. In this context I attach a special meaning to the political-ideological portion of social developing and production processes of ethnicity and submit this field of a critical analysis. Here I tie with regard to contents, by analyse different approaches for the recognition of cultural difference, concerning its normative basic statements from an „egalitarian-emancipatory perspective“. Object of investigation are both positions, concepts and context of meanings in the argumentation strands of representatives of the communitarism and multiculturalism (Kymlicka, Taylor, Walzer, Phillips and others). The underlying epistemological interest is whether recognition theories make a contribution to the removal or reduction of unfairness. The focus is thereby on those individuals and groups, who are concerned of social closure.
The results of my work reveal that a recognition-theoretical turn is ascertainable in the justice debates. It appears a detailed justification argumentation, which presents itself as alternative or addition to the political liberalism. Recognition theories generate however only in that extent a more of justice, if them also the recognition of the individual difference is inherent, or they establish reference to the compensatory justice due to extraordinary historical injustice experiences. In this way only it is possible to adhere to the principle of equality. Those lines of argumentation are to be seen problematic, which base upon cultural relativism and/or essentialistic conceptions of cultural identities. They are used pretty often for the preservation of power of political elite or for the reason of unfairness.
Schlagwörter
Schlagwörter
(Englisch)
theories of justice recognition cultural difference justice injustice multiculturalism communitarism cultural identities ethnicity
Schlagwörter
(Deutsch)
Gerechtigkeitstheorien Anerkennung kulturelle Differenz Gerechtigkeit Ungerechtigkeit Multikulturalismus Kommunitarismus kulturelle Identitäten Ethnizität
Autor*innen
Robert Waldhauser
Haupttitel (Deutsch)
Eine anerkennungstheoretische Wende in der Gerechtigkeitsdebatte - Kultur als Argument ersten Ranges?
Publikationsjahr
2011
Umfangsangabe
365 S.
Sprache
Deutsch
Beurteiler*in
Sieglinde Rosenberger
Klassifikation
89 Politologie > 89.05 Politische Theorie
AC Nummer
AC09010520
Utheses ID
13741
Studienkennzahl
UA | 092 | 300 | |