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Arbeit, Subjekt, Kritik
eine vergleichende Analyse sozialwissenschaftlicher Theorien zu Subjektivierungstendenzen in der Arbeitswelt
Doris Graß
Art der Arbeit
Diplomarbeit
Universität
Universität Wien
Fakultät
Fakultät für Sozialwissenschaften
Betreuer*in
Hildegard Weiss
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Alle Rechte vorbehalten / All rights reserved
DOI
10.25365/thesis.15417
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-29318.85583.778269-5
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Abstracts

Abstract
(Deutsch)
Innerhalb der deutschsprachigen Industrie- und Arbeitssoziologie hat sich seit rund zehn Jahren das Bild gefestigt, dass eine Vielzahl von Transformationsprozessen auf den Nenner einer zunehmenden Subjektivierung von Arbeit gebracht werden können. Dazu zählen einerseits Forderungen nach dem vermehrten Einbringen subjektiver Ge- staltungsleistungen in den Arbeitsprozess wie Selbst-Steuerung und Selbst-Rationalisie- rung. Andererseits handelt es sich um die Zunahme arbeitsinhaltlicher Erwartungen wie Mitbestimmung und Autonomie. In der soziologischen Auseinandersetzung mit diesen Veränderungstendenzen und vor allem bei ihrer Erklärung sind theoretische Bezüge oft nur marginal. Die Diplomar- beit greift diese Leerstelle auf und untersucht drei sozialwissenschaftliche Ansätze auf ihr Potential zur Erklärung von Prozessen der Subjektivierung und versucht dabei die Diagnose selbst stärker theoretisch zu verorten. Gegenstand der vergleichenden Anayl- se sind: (1) die Arbeiten Michel Foucaults und der so genannten governmentality stu- dies (GS), (2) die Regulationstheorie (RT) und (3) Luc Boltanski und Ève Chiapellos (B/C) Studie Der neue Geist des Kapitalismus. Die Arbeit zeichnet die wesentlichen Argumentationslinien der Theorien nach und vergleicht sie hinsichtlich inhaltlicher und formeller Fragestellungen. Es kann gezeigt werden, dass alle drei Konzepte der Entwicklung des Kapitalismus von einer immanenten Logik ausgehen. Dieser zufolge ist der Kapitalismus in der La- ge, Kritik und Widerstand in sich aufzunehmen und in erhöhte Produktivität zu überset- zen (RT) oder seine Legitimität zu steigern (B/C). Dagegen unterscheiden sich die The- orien bspw. in ihrem Verständnis von einer kritischen Sozialwissenschaft. Keine eignet sich ohne Einschränkung als Kapitalismus- oder Gesellschaftskritik. Dahinter stehen drei verschiedene Perspektiven auf Kritik: als Strategie der De-Naturalisierung (GS), als kritische Theorie der Gesellschaft (RT) und als Soziologie der Kritik (B/C). Prozesse der Subjektivierung werden sehr verschieden thematisiert. Für die GS han- delt es sich dabei um (überwiegend neo-liberale) Praktiken, mit deren Hilfe das Indivi- duum überhaupt eine konkrete Form annimmt, gegenwärtig: das unternehmerische Selbst. Für die RT sind subjektivierte Arbeitsverhältnisse die Folge eines makroökono- mischen Wandels und veränderter institutioneller Regulation. B/C beschreiben die Zu- nahme subjektivierter Beziehungen als Folge der Verinnerlichung der anti-kapitalisti- schen Kritik der 1960 und 70er Jahre durch den Kapitalismus. Während die Durchdrin- gung mit Technologien der Subjektivierung für Foucault ein grundlegendes Kennzei- chen der Gesellschaftsentwicklung darstellt, erscheint Subjektivierung aus der Sicht von RT und B/C kontingent. Die RT liefert jedoch keine Antwort auf die Frage, warum nicht andere Rationalisierungsformen mit dem Ziel der Produktivitätssteigerungen auf- gegriffen wurden. Für B/C sind es dagegen die sozio-historisch verwurzelten Motive der „gewöhnlichen” AkteurInnen für Kritik.
Abstract
(Englisch)
Within the last ten years the idea of subjectification has become a main concept in German-speaking industrial sociology. It is used to describe a multitude of transforma- tions in labour society. On the one hand this applies to demands to workers on a subjec- tive level, e.g. a raised level of self-control and self-rationalisation. On the other it is used to explain the changes in the field of work-related expectations such as possibili- ties for employee participation or more autonomy. Looking at given explanations for these phenomena, one can often find but little theoretical references. This thesis aims to close this blank position by analysing three different socio-scientific approaches and their respective concepts of subjectification. To look at their potential for a more profound substantiation of the theoretical basis and to help positioning the diagnosis itself within sociological theory, the following ap- proaches were chosen: the works of Michel Foucault and the governmentality studies (GS), the works of the Regulation School (RS), as well as Luc Boltanski and Ève Chia- pello’s New Spirit of Capitalism (B/C). This thesis elaborates on these theories’ basic arguments and compares them regarding questions of form and substance. It will be shown that all three theories assume that there is an immanent logic in the development of modern capitalism. Namely they speak of its capacity to absorb resis- tance and criticism, thus increasing its productivity (RS) or its legitimacy (B/C). Differ- ences can e.g. be found in the theories’ ideas of practice and responsibilities of sociol- ogy as a critical science. None of them is fully applicable to criticise capitalism or soci- ety itself and each of them is based on a different view on criticism. Sociological cri- tique is thus either seen as a strategy for de-naturalisation (GS), as a critical theory of society (RS), or as sociology of criticism (B/C). Also the view on subjectification differs from theory to theory: The GS considers it to be a collection of (mostly neo-liberal) practices, enabling the individual person to assume a specific form – currently the “entrepreneurial self”. The RS takes the view that subjectification of labour organisation is the product of macro-economical changes as well as the institutionalisation of different forms of regulation. Finally, B/C explains the increase of subjecificated relations as an effect of how anti-capitalist criticism of the 1960ies and 70ies was internalised by modern capitalism. Foucault sees the technolo- gies of subjectification as intrinsic element of modern society and its development, while RS and B/C view them as contingent. To the question of why subjectification were chosen over other technologies to increase productivity, RS offers no answer, while B/C explain this with the existence of the common agents’ socio-historically based motives for criticism.

Schlagwörter

Schlagwörter
(Englisch)
subjectification labour society social change critique Sennett governmentality studies Foucault School of Regulation Boltanski Chiapello
Schlagwörter
(Deutsch)
Subjektivierung Arbeitsgesellschaft sozialer Wandel Kritik Sennett Gouvernementalitätsstudien Foucault Regulationstheorie Boltanski Chiapello
Autor*innen
Doris Graß
Haupttitel (Deutsch)
Arbeit, Subjekt, Kritik
Hauptuntertitel (Deutsch)
eine vergleichende Analyse sozialwissenschaftlicher Theorien zu Subjektivierungstendenzen in der Arbeitswelt
Publikationsjahr
2011
Umfangsangabe
166 S. : graph. Darst.
Sprache
Deutsch
Beurteiler*in
Hildegard Weiss
Klassifikationen
70 Sozialwissenschaften allgemein > 70.00 Sozialwissenschaften allgemein: Allgemeines ,
71 Soziologie > 71.02 Theorie der Soziologie ,
71 Soziologie > 71.11 Gesellschaft ,
71 Soziologie > 71.41 Sozialer Wandel
AC Nummer
AC08741827
Utheses ID
13836
Studienkennzahl
UA | 121 | | |
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