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Die Anwendung des Leitmotivs bei Richard Wagner
Thomas Klinglmüller
Art der Arbeit
Diplomarbeit
Universität
Universität Wien
Fakultät
Philologisch-Kulturwissenschaftliche Fakultät
Betreuer*in
Gernot Gruber
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Alle Rechte vorbehalten / All rights reserved
DOI
10.25365/thesis.15543
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-29549.33349.553265-8
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Abstracts

Abstract
(Deutsch)
Nun wurde das Leitmotiv von jeder Seite aus betrachtet. Ich kann dazu nur sagen: Das wahre Leitmotiv liegt im Auge des Betrachters. Sei es das Erinnerungsmotiv, das Leitmotiv im eigentlichen also engerem Sinn, das Leitmotiv im weiteren Sinn oder was immer. Was für mich bleibt, ist die Gleichung: Leitmotiv= Leitmotiv im engeren Sinn/im eigentlichen Sinn und Erinnerungsmotiv (=Leitmotiv im weiteren Sinn) Das Leitmotiv im engeren Sinn bezeichnet das Leitmotiv Richard Wagners, der damit ein Motiv bezeichnet, das in ein symphoniesatzartiges Gebilde eingewoben einen Inhalt bezeichnet, der auf der Bühne stattfindet, musikalisch ausgedrückt wird und damit das Drama konstituiert. Das Wesentliche dabei ist, dass es nicht einzeln auftritt, sondern eine ganze Oper, die sohin Musikdrama genannt wird, von ihm durchzogen ist. Es wird zum System. Nur dann ist es wirklich Leitmotiv im eigentlichen Sinn. Ein Gewebe hat mehrere Ebenen. Auf jeder Ebene können Motive vorkommen. So können mehrere Leitmotive auch parallel vorkommen und mehrere Bedeutungen parallel dargestellt werden. Jedes Leitmotiv wird einmal vergegenwärtigt. Es wird auf der Bühne also kundgetan, das heißt, der Zuschauer weiß hernach, was mit ihm gemeint ist. Vor oder nach diesem Vorgang stellt es einen Bezug zu dem bestimmten in der Vergegenwärtigung spezifischen diesem Leitmotiv anhaftenden Gedanken her. So geschieht es, dass ein Leitmotiv parallel zur Bühnenhandlung zum Rezipienten sprechen kann. Es kann parallel zur Haupthandlung eine zweite Handlung begründen, die auch real auf der Bühne stattfindet, oder es kann zum Rezipienten während einer Handlung über etwas sprechen, was gerade nicht in der Handlung stattfindet – eine Klammer zu einem anderen Teil des Musikdramas darstellt. Musikalisch beruhen Leitmotive auf der Kunst des Übergangs und der unendlichen Melodie. Damit die unendliche Melodie erreicht werden kann, bedarf es der Kunst des Übergangs. Die unendliche Melodie bedeutet, dass auf ein Ende eines Themas unmittelbar ein weiteres folgt, an einen Faden im Leitmotivgewebe sofort der nächste geknüpft wird. Dies ist die Ablöse der Nummernoper, da somit nicht mehr zu bestimmten fixen Höhepunkten einer Arie hingearbeitet wird, sondern aus dem Ursprung des Rezitativo accompagnato ein Fluss entstanden ist, der niemals aufhört. Dabei werden immer wieder Höhepunkte angesteuert jedoch eher zufällig. Die Kunst des Übergangs übernimmt das Übergehen von einem Thema zum andern. Oft geschieht dies über vagierende Akkorde. Es werden Tonstufen enharmonisch miteinander verwechselt, ohne dass dabei Tonika, Subdominante, Dominante, Tonika – Kadenzen ins Spiel kommen, sondern über weitläufige Akkordketten moduliert wird. Besonders ist, dass in der Mehrstimmigkeit unterschiedlicher zur selben Zeit erklingender Leitmotive insbesondere an den Übergängen die Harmonie – der vertikale Tonsatz – stets adäquat gearbeitet ist. Bei Wagner heißt ein Stück leitmotivisch komponierter Musik dichterisch musikalische Periode. Bei ihr wird anhand des Textes die Versmelodie gebildet, die sowohl auf den Inhalt als auch auf die Phonetik des Wortes Bedacht nimmt. Sie heißt musikalische Prosa und drückt zumeist lyrische Passagen von Stabreimen – Alliterationen – aus. Die Orchestermelodie unterstreicht vor, nach und zum Vers dessen Aussage, eine Bevorzugung von Vers gegenüber Musik oder umgekehrt gibt es jedoch nicht. Bei Wagner gilt leicht abgeändert zu Richard Strauss’ Arabella: Prima la musica è prima le parole.

Schlagwörter

Schlagwörter
(Deutsch)
Leitmotiv Erinnerungsmotiv Naturmotiv Episches Motiv Melodisches Moment Musikalisches Motiv symbolisches - ikonisches Motiv Kennfigur Periode Quadratische Form des Tonsatz Dramatische Ballade Versmelodie Dichterisch musikalische Periode Musikalische Prosa Orchestermelodie Kunst des Übergangs Unendliche Melodie Opera Seria Nummernoper Szenenoper Musikdrama
Autor*innen
Thomas Klinglmüller
Haupttitel (Deutsch)
Die Anwendung des Leitmotivs bei Richard Wagner
Publikationsjahr
2011
Umfangsangabe
92 S.
Sprache
Deutsch
Beurteiler*in
Gernot Gruber
Klassifikationen
10 Geisteswissenschaften allgemein > 10.99 Geisteswissenschaften allgemein: Sonstiges ,
24 Theater > 24.43 Musikphilosophie, Musikästhetik ,
24 Theater > 24.50 Historische Musikwissenschaft
AC Nummer
AC08748720
Utheses ID
13940
Studienkennzahl
UA | 316 | | |
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