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Städtische Märkte in Kroatien
ihre soziokulturelle Rolle in der heutigen Gesellschaft
Tena Mimica
Art der Arbeit
Diplomarbeit
Universität
Universität Wien
Fakultät
Fakultät für Sozialwissenschaften
Betreuer*in
Elke Mader
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Alle Rechte vorbehalten / All rights reserved
DOI
10.25365/thesis.1726
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-29199.38677.593369-3
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Abstracts

Abstract
(Deutsch)
In der vorliegenden Arbeit wird eine ethnographische Studie der städtischen Märkte Kroatiens und ihrer soziokulturellen Rolle und Bedeutung in der heutigen Gesellschaft vorgestellt. Als zentrale Methoden der Datenerhebung dienten die teilnehmende Beobachtung sowie formelle und informelle qualitative Interviews, welche im Rahmen einer mehrmonatigen ethnographischen Feldforschung (April-September 2007, April 2008) vor Ort durchgeführt wurden. Nach einer einführenden Darstellung des field-site-Kontexts (Kapitel 2) wird auf die Funktion und Stellung der Märkte, sowohl in der Gegenwart als auch im Laufe der Geschichte (Kapitel 3), eingegangen. Im anschließenden Hauptteil der Arbeit werden die zentralen Ergebnisse der empirischen Forschung präsentiert. Der Hauptteil der Arbeit ist in drei Themenbereiche untergliedert: 1. Die Sicht der VerkäuferInnen (Kapitel 4), 2. die Sicht der KundInnen (Kapitel 5) und 3. die Diskurse bezüglich der Waren auf dem Markt (Kapitel 6 und 7). Der Diskurs über ‚domaće Produkte’ fungiert als Leitthema im gesamten Hauptteil und stellt somit ein zentrales Thema der Arbeit dar. Die einzelnen Aspekte und Facetten des Konzepts ‚domaće’ werden in Kapitel 6 genauer analysiert. Das Wort domaće ist in seiner Bedeutung mehrdeutig, vielschichtig und kontextbezogen, die englische Übersetzung ‚domestic’ kommt dem Begriff domaće am nächsten. Im Kontext der städtischen Märkte bezieht sich die Bezeichnung domaće hauptsächlich auf einheimische Ware aus der lokalen oder regionalen KleinbäuerInnenproduktion. Ein Großteil der MarktverkäuferInnen sind KleinproduzentInnen, welche ihre Landflächen nach ‚traditionellen’ Methoden bewirtschaften und zum Teil schon seit Generationen ihre Überschüsse auf den städtischen Märkten verkaufen. Viele der MarktverkäuferInnen sind jedoch erst in jüngerer Zeit in die Landwirtschaft (wieder)eingestiegen, häufig auf Grund eines Arbeitsverlustes in Folge der mikro- und makroökonomischen Umstrukturierungen im Kontext des Transitionsprozesses. Diese ProduzentInnen bauen meistens nach ‚modernen’, ‚konventionellen’ landwirtschaftlichen Methoden an, ihre Produktion ist marktorientiert. Die Bezeichnung domaće steht bei den meisten VerkäuferInnen als Qualitätskriterium und ‚Werbeslogan’ im Mittelpunkt der Warenvermarktung. Der Begriff domaće impliziert bzw. suggeriert, dass die Ware aus ihrem ‚eigenen Anbau’ oder aus der ‚lokalen’ und ‚regionalen’ Produktion stammt und somit - im Gegensatz zur Großhandelware und der Ware aus dem - 132 - Städtische Märkte in Kroatien Import - ‚frisch’, ‚gesund’, ‚rein’ und ‚natürlich’ ist. Viele KleinproduzentInnen betonen auch die ökologischen Eigenschaften ihrer Ware, also einen Anbau ‚ohne Giftstoffe’. Ähnlich wie die ProduzentInnen/VerkäuferInnen legen auch KonsumentInnen großen Wert auf eine domaće (d.h. lokale/regionale/einheimische) Herkunft und auf domaće Produktionsmethoden (d.h. ‚traditionelle’ Kleinproduktion) der Ware. Die Qualität der Produkte wird seitens der KundInnen anhand verschiedener Kriterien und Methoden überprüft. Die eigene Sinneswahrnehmung, aber auch die langjährige Erfahrung, der Informations- und Erfahrungsaustausch mit anderen KonsumentInnen sowie mit VerkäuferInnen, ‚helfen’ bei der ‚Bestimmung der Produktqualität’. Die langjährigen Beziehungen zwischen KonsumentInnen und ‚ihren BäuerInnen’ tragen wesentlich zum Aufbau eines gegenseitigen Vertrauens bei, sie verleihen den KundInnen Sicherheit und fungieren als ‚Qualitätsgarantie’. Sowohl für VerkäuferInnen als auch für KonsumentInnen ist domaće ein zentrales Kriterium beim Verkauf bzw. Einkauf von Produkten. Domaće Produkten werden Eigenschaften wie ‚frisch’, ‚gesund’, ‚natürlich’, ‚ökologisch’, ‚rein’ und/oder ‚echt’ zugeschrieben. Domaće Herkunft und Produktion verleihen der Ware einen ‚Mehrwert’ (added value). Lokale und regionale Besonderheiten und Spezialitäten stellen eine weitere ‚Kategorie’ von added-value-Produkten auf den Märkten dar. Ein Beispiel für so ein traditionelles regionales Gericht ist soparnik, eine Mangoldspeise aus der Region Poljica (Mitteldalmatien), dessen Zubereitung und heutige soziokulturelle Bedeutung in Kapitel 8 der vorliegenden Arbeit beschrieben wird. Neben seiner ökonomischen Funktion hat der Markt sowohl für VerkäuferInnen als auch für KonsumentInnen einen hohen soziokulturellen Stellenwert. Er gilt als ein Ort des Zusammenkommens, der Kommunikation und des Austausches zwischen Stadt und Land. Im gegenwärtigen Trend der steigenden Nachfrage an Identitätsprodukten bzw. an Produkten mit einem added value nehmen Ernährung und Nahrungsmittel einen zentralen Platz ein. Gütesiegel wie die GI-Zeichen (Geographical Indications) und diverse Bio-Gütesiegel belegen diesen Trend. Die auf den städtischen Märkten Kroatiens angebotenen lokalen und regionalen domaće Produkte und Besonderheiten werden - genauso wie die Märkte selbst – zunehmend als ‚kulturelle Marker’ konzeptualisiert und spielen somit eine wichtige Rolle im Prozess der Bildung und Aufrechterhaltung des lokalen, regionalen und nationalen Identitätsbewusstseins.

Schlagwörter

Schlagwörter
(Englisch)
consumption city markets Croatia
Schlagwörter
(Deutsch)
Konsum Markt Kroatien
Autor*innen
Tena Mimica
Haupttitel (Deutsch)
Städtische Märkte in Kroatien
Hauptuntertitel (Deutsch)
ihre soziokulturelle Rolle in der heutigen Gesellschaft
Publikationsjahr
2008
Umfangsangabe
135 S.
Sprache
Deutsch
Beurteiler*in
Elke Mader
Klassifikation
73 Ethnologie > 73.06 Ethnographie
AC Nummer
AC07088987
Utheses ID
1401
Studienkennzahl
UA | 307 | | |
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