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Europäische Öffentlichkeit im Wahlkampf?
die Berichterstattung zur EU-Parlamentswahl 2009 der Tageszeitungen "Der Standard", "Österreich" und "Kronen Zeitung" im Vergleich
Melanie Jungwirth
Art der Arbeit
Magisterarbeit
Universität
Universität Wien
Fakultät
Fakultät für Sozialwissenschaften
Betreuer*in
Cornelia Brantner
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Alle Rechte vorbehalten / All rights reserved
DOI
10.25365/thesis.15715
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-29057.48767.494554-6
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(Print-Exemplar eventuell in Bibliothek verfügbar)

Abstracts

Abstract
(Deutsch)
Vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit der Entstehung bzw. dem Bestehen einer Europäischen Öffentlichkeit in Österreich. Anhand einer Untersuchung der Berichterstattung der letzten zwei Wochen vor der EU-Parlamentswahl 2009 in den Tageszeitungen Der Standard, Österreich und Kronen Zeitung, sollen Anzeichen einer Europäisiertheit der Medienberichterstattung in Österreich festgestellt werden. Die drei Hauptkritikpunkte, die bezüglich der EU immer wieder genannt werden, beziehen sich auf einen Bürokratieüberschuss, ein Demokratiedefizit und eine fehlende europäische Öffentlichkeit (vgl. Kleinsteuber 2006, S. 231). Für die BürgerInnen der EU ist es schwer beim Politikprozess in der EU mitzuwirken und gleichzeitig schwierig diese Politik zu kontrollieren (vgl. Eder/Hellmann/Trenz 1998, S. 321). Die EU-Parlamentswahlen gelten als besonders wichtig, da sie das Europäische Parlament als einziges Organ der EU demokratisch legitimieren (vgl. Holtz-Bacha 2005a, S. 30f). Damit die BürgerInnen der EU sich ein Bild über die Politikprozesse in der EU bilden können, sind Massenmedien unerlässlich. Ohne Berichterstattung in den Massenmedien gibt es keine öffentliche Sichtbarkeit der Politikprozesse und somit keine Meinungs- und Willensbildung der BürgerInnen (vgl. Tobler 2006, S. 161). Die vorliegende Arbeit soll untersuchen, ob die Berichterstattung in den drei unterschiedlichen Tageszeitungen diese Öffentlichkeit für die EU-Parlamentswahlen 2009 herstellt bzw. wie EU-bezogen und wie europäisiert diese Berichterstattung ist. Für die Entstehung einer europäischen Öffentlichkeit gibt es zwei theoretische Zugänge. Einerseits die Entwicklung einer pan-europäischen Öffentlichkeit, welche durch ein gemeinsames bzw. einheitliches Mediensystem innerhalb der EU von statten gehen soll, oder die Europäisierung nationaler Öffentlichkeiten (vgl. Latzer/Saurwein 2006, S. 16). Bei der Europäisierung nationaler Öffentlichkeiten kann man zwischen horizontaler Europäisierung – in der nationalen Berichterstattung werden Themen und/oder AkteurInnen aus anderen EU-Mitgliedsländern angesprochen bzw. kommen darin vor – und vertikaler Europäisierung – in der nationalen Berichterstattung sprechen nationale AkteurInnen europäische Themen und/oder AkteurInnen an, oder supranationale AkteurInnen sprechen nationale Themen an – unterscheiden. Idealtypisch wäre eine supranationale europäische Öffentlichkeit – europäische AkteurInnen sprechen in der nationalen Berichterstattung europäische AkteurInnen oder Institutionen an (vgl. Koopmans/Erbe 2003). Forschungen in Richtung einer Europäisierung nationaler Öffentlichkeiten konzentrieren sich vor allem darauf, wie häufig in der nationalen Berichterstattung über europäische Themen berichtet wird, aber auch ob Themen von europäischen AkteurInnen kommentiert werden (vgl. Gerhards 2006, S. 293ff). Den EU-Parlamentswahlen wird sehr häufig unterstellt nur eine Art nationale Zusatzwahl, eine Nebenwahl, eine second-order election zu sein (vgl. Holtz-Bacha 2005a; Tenscher 2005a; Reif/Schmitt 1980). Bei EU-Parlamentswahlen treten nationale Parteien an, jedes Mitgliedsland hat sein eigenes Wahlsystem, es gibt nationale KandidatInnen und sehr oft werden auch nationale Themen im Wahlkampf verwendet (vgl. Holtz-Bacha/Leidenberger 2010, S. 22). Parteien betreiben zudem weniger Aufwand als bei nationalen Wahlen, nachdem auch die mediale Aufmerksamkeit geringer ist. Hier kommt die Agenda-Setting Forschung zum Tragen (vgl. Tenscher 2005a). Diese besagt, dass die Massenmedien die RezipientInnen dahingehend beeinflussen worüber sie nachdenken, also welche Themen sie als wichtig empfinden (vgl. McCombs/Shaw 1972). Das Untersuchungsziel der vorliegenden Arbeit richtet sich auf eine eventuell vorhandene Europäisiertheit der österreichischen Öffentlichkeit in der Wahlberichterstattung zur EU-Parlamentswahl 2009 und die Herausfilterung von Unterschieden innerhalb dieser Berichterstattung zwischen Qualitäts- und Boulevardmedien. Folgende Fragestellungen sollen beantwortet werden: Welche Zeitung berichtet am umfangreichsten über die EU-Parlamentswahl 2009? Welche Themen und AkteurInnen werden in der Berichterstattung zur EU-Parlamentswahl 2009 behandelt? Wie werden die EU-Parlamentswahl 2009 und die jeweiligen darin vorkommenden AkteurInnen bewertet? Welche Rolle spielt Hans-Peter Martin in der Berichterstattung der Kronen Zeitung? Aus welcher Perspektive erfolgt die Berichterstattung zur EU-Parlamentswahl 2009? Um empirische Erkenntnisse zu erlangen erfolgte eine Untersuchung der Berichterstattung der letzten zwei Wochen vor der EU-Parlamentswahl 2009 in Der Standard, Österreich und Kronen Zeitung mithilfe einer quantitativen Inhaltsanalyse. Insgesamt konnten 451 Artikel, die die Keywords „Europäische Union“ oder „EU“ enthielten untersucht werden. 230 Artikel davon, beschäftigten sich mit der EU-Parlamentswahl 2009 als Haupt- oder Nebenthema. Zunächst einmal konnte durch die Untersuchung festgestellt werden, dass die Qualitätszeitung Der Standard die meisten und auch die umfangreichsten Artikel zur EU-Parlamentswahl 2009 enthielt. In allen drei untersuchten Zeitungen herrschte eine Berichterstattung aus nationaler Perspektive vor. Der Standard berichtete allerdings häufiger aus einer europäischen Perspektive als die beiden Boulevardzeitung. In der Kronen Zeitung kamen die meisten supranationalen AkteurInnen vor, Der Standard berichtete weitaus häufiger über AkteurInnen aus den EU-Mitgliedsländern, als die beiden Boulevardzeitungen. Bei der Kronen Zeitung herrscht also eine vertikale Europäisiertheit der Berichterstattung vor, während im Standard eher eine horizontale Europäisiertheit vorhanden ist. Obwohl die Kronen Zeitung häufiger über supranationale AkteurInnen, als die anderen beiden Zeitungen berichtete, wurden diese in der Berichterstattung im Vergleich weitaus negativer bewertet. Hans-Peter Martin kam in der Berichterstattung häufiger in der Tageszeitung Österreich, als in der Kronen Zeitung vor. Allerdings wurde Hans-Peter Martin in der Kronen Zeitung besser bewertet, als in den beiden anderen Zeitungen. Grundsätzlich sind sowohl in der Qualitätszeitung, als auch in den beiden Boulevardmedien gewisse Europäisierungstendenzen vorhanden. Besonderer Aufholbedarf in Bezug auf eine Europäisierung nationaler Öffentlichkeit besteht bei der Berichterstattungsperspektive. Literatur: Eder, Klaus/Hellmann, Kai-Uwe/Trenz, Hans-Jörg (1998): Regieren in Europa jenseits öffentlicher Legitimation? Eine Untersuchung zur Rolle von politischer Öffentlichkeit in Europa. In: Kohler-Koch, Beate (Hrsg.): Regieren in entgrenzten Räumen. Wiesbaden: Westdeutscher Verlag. S. 321-344 Holtz-Bacha, Christina (2005a): Massenmedien und Europawahlen: low key campaigns – low key response. In: Holtz-Bacha, Christina (Hrsg.): Europawahl 2004. Die Massenmedien im Europawahlkampf. Wiesbaden: VS. S. 7-34 Kleinsteuber, Hans J. (2006): Europäisches Projekt und europäische Öffentlichkeit. Warum finden beide nicht zusammen? In: Filzmaier, Peter/Karmasin, Matthias/Klepp, Cornelia (Hrsg.): Politik und Medien – Medien und Politik. Wien: WUV. S. 226-243 Koopmans, Ruud/Erbe, Jessica (2003): Towards a European public sphere? Vertical and horizontal dimensions of Europeanised political communication. Berlin: WZB. http://bibliothek.wzb.eu/pdf/2003/iv03-403.pdf (letzer Aufruf: 17. Mai 2011, 18:49) Latzer, Michael/Saurwein Florian (2006): Europäisierung durch Medien: Ansätze und Erkenntnisse der Öffentlichkeitsforschung. In: Langenbucher, Wolfgang R./Latzer Michael (Hrsg.): Europäische Öffentlichkeit und medialer Wandel. Eine transdisziplinäre Perspektive. Wiesbaden: VS. S. 10-44 McCombs, Maxwell E./Shaw, Donald L. (1972): The Agenda Setting Function of Mass Media. In: The Public Opinion Quarterly. Nr. 36/2. S. 176-187 Reif, Karlheinz/Schmitt, Hermann (1980): Nine second-order national elections: A conceptual framework for the analysis of European election results. In: European Journal of Political Resarch. Vol. 8/1. S. 3-44 Tenscher, Jens (2005a): Wahl-Kampf um Europa. Eine Einführung. In: Tenscher, Jens (Hrsg.): Wahl-Kampf um Europa. Analysen aus Anlass der Wahlen zum Europäischen Parlament 2004. Wiesbaden: VS. S. 7-29 Tobler, Stefan (2006): Deliberation und transnationale Öffentlichkeit. Eine Prozessperspektive demokratischer Öffentlichkeit. In: Imhof, Kurt/Blum, Roger/Bonfadelli, Heinz/Jarren, Otfried (Hrsg.): Demokratie in der Mediengesellschaft. Wiesbaden: VS. S. 161-181

Schlagwörter

Schlagwörter
(Deutsch)
Europäische Öffentlichkeit EU Agenda-Setting Europäisierung Qualitätsmedien Boulevardmedien EU-Parlamentswahlen Inhaltsanalyse Berichterstattung
Autor*innen
Melanie Jungwirth
Haupttitel (Deutsch)
Europäische Öffentlichkeit im Wahlkampf?
Hauptuntertitel (Deutsch)
die Berichterstattung zur EU-Parlamentswahl 2009 der Tageszeitungen "Der Standard", "Österreich" und "Kronen Zeitung" im Vergleich
Publikationsjahr
2011
Umfangsangabe
140 S.
Sprache
Deutsch
Beurteiler*in
Cornelia Brantner
Klassifikationen
05 Kommunikationswissenschaft > 05.30 Massenkommunikation, Massenmedien: Allgemeines ,
05 Kommunikationswissenschaft > 05.31 Öffentlichkeit ,
05 Kommunikationswissenschaft > 05.33 Pressewesen
AC Nummer
AC09435128
Utheses ID
14103
Studienkennzahl
UA | 066 | 841 | |
Universität Wien, Universitätsbibliothek, 1010 Wien, Universitätsring 1