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Der Ausgleichsanspruch des Franchisenehmers in Europa
ein Phänomen des deutschsprachigen Raums?
Hubertus Thum
Art der Arbeit
Dissertation
Universität
Universität Wien
Fakultät
Rechtswissenschaftliche Fakultät
Betreuer*in
Josef Aicher
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Alle Rechte vorbehalten / All rights reserved
DOI
10.25365/thesis.15898
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-29629.07274.275066-5
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Abstracts

Abstract
(Deutsch)
Die vorliegende Arbeit befasst sich primär mit der Frage, ob es sich bei der analogen Anwendung des in der Handelsvertreter-Richtlinie formulierten Ausgleichsanspruchs insbesondere auf Franchisenehmer um ein Phänomen des deutschsprachigen Raums handelt oder ob diese Analogie mittlerweile auch in anderen europäischen Staaten Einzug gefunden hat. Den Fokus auf diese Frage gerichtet, werden die Rechtsordnungen von Österreich, Deutschland, Spanien, Frankreich und der Schweiz untersucht. Zusätzlich zur genannten Problemstellung wird neben zahlreichen Detailaspekten des Ausgleichsanspruchs auch das Thema der rechtsdogmatischen Rechtfertigung der Analogie sowohl nach österreichischen als auch europarechtlichen Gesichtspunkten behandelt. Vorweg sei gesagt, dass es in den genannten Ländern bloß in Österreich höchstgerichtliche Judikatur zum analogen Ausgleichsanspruch von Franchisenehmern gibt. In Deutschland existieren jedoch einige für einen Ausgleichsanspruch sprechende zweitinstanzliche Urteile. In Frankreich verneinen sowohl die Gerichte als auch große Teile der Literatur – anders als in den anderen behandelten Staaten – jegliche rechtsdogmatisch vertretbare Möglichkeit, einen Franchisenehmer oder Vertragshändler für den Aufbau einer Stammkundschaft zu entschädigen, welche sich nur der Franchisegeber oder Lieferant auch nach Vertragsauflösung weiter nutzbar machen kann. Spanien hatte bis zur Handelsvertreter-Richtlinie überhaupt kein Handelsvertreter- oder Vertriebsrecht. Trotzdem entwickelte sich rasch eine Rechtsprechung, welche auch Vertragshändlern einen (analogen) Ausgleichsanspruch zubilligte. Obwohl die Schweiz kein Mitglied der EU ist und damit nicht der Handelsvertreter-Richtlinie unterliegt, ist die prinzipielle Ausgestaltung und Formulierung des schweizerischen Kundschaftsentschädigungsanspruchs ähnlich der deutschen und österreichischen. Seit Mai 2008 gibt es ein Urteil des Schweizerischen Bundesgerichts, wonach auch Vertragshändler in analoger Anwendung von Art 418u OR ausgleichsberechtigt sein können. Weder in Spanien noch in der Schweiz mussten sich die Höchstgerichte mit der Frage der Analogie auf Franchisenehmer befassen. In beiden Rechtsordnungen gibt es jedoch gewichtige Stimmen, welche sich – berechtigterweise – für die Analogie zugunsten von Franchisenehmern aussprechen. Aufbauend auf den Entwicklungen der jeweiligen Rechtsprechung und Literatur, lässt sich festhalten, dass die analoge Anwendung des handelsvertreterrechtlichen Ausgleichsanspruchs auf Franchisenehmer nicht nur ein kontroverses Thema ist, sondern in Zukunft wohl insbesondere von jenen Rechtsordnungen aufgegriffen werden könnte, welche den Ausgleichsanspruch nach deutschem Vorbild übernommen haben.
Abstract
(Englisch)
The present dissertation primarily deals with the question, whether the analogous application of the commercial agent´s good will indemnity, as defined in the Commercial Agent Directive, to the benefit of franchisees can be seen as a phenomenon of the German speaking area or whether the analogy has already found its way into other European countries. Against this background, the legal systems of Germany, Austria, Spain, France and Switzerland are analyzed. In addition, the dissertation elaborates not only numerous details of the indemnity but also the dogmatic justification of the mentioned analogy under Austrian and European law. The analysis of the legal systems under investigation has produced the following results: So far Austria is the only country whose highest national court has already dealt with a franchisee´s good will indemnity. In Germany, however, there are several decisions from lower courts in which franchisees were entitled to good will indemnification. France is the only country within the scope of my analysis in which both the courts and the dominating doctrine negate any arguable possibility to indemnify a franchisee or an authorized distributor for bringing regular clientele from which only the franchisor or supplier can benefit after the termination of the contract. Until the implementation of the Commercial Agent Directive, Spain has had no specific regulations for commercial agents or other distributors. Nevertheless, case law has emerged which regards authorized dealers to be entitled by way of analogy to good will indemnity. Switzerland, although not being a member state of the EU and thus not being subject to the directive, recognizes the commercial agent’s indemnity in a way similar to Austria or Germany. In May 2008, the Swiss Supreme Court also admitted an authorized dealer’s claim for good will indemnification by way of analogy to Article 418u of the Swiss Code of Obligations. Neither in Spain nor in Switzerland – as apparent – the highest national court had to deal with the question whether a franchisee shall be entitled to indemnity by way of analogy. Yet, in both countries there is a prevailing tendency in favor of the franchisee´s good will indemnity by way of analogy. In summary of this development both in case law and the younger doctrine, it can be concluded that the application by way of analogy of the commercial agent´s indemnity to franchisees is not only a controversial topic, but could be actually picked up by those legal systems that have already implemented the indemnity in accordance with the German model.

Schlagwörter

Schlagwörter
(Englisch)
indemnity franchisee franchising agent analogy commercial Spain France Switzerland dealer
Schlagwörter
(Deutsch)
Ausgleichsanspruch Franchisenehmer Franchising analog Vertragshändler Vertragshandel Handelsvertreter Spanien Frankreich Schweiz
Autor*innen
Hubertus Thum
Haupttitel (Deutsch)
Der Ausgleichsanspruch des Franchisenehmers in Europa
Hauptuntertitel (Deutsch)
ein Phänomen des deutschsprachigen Raums?
Paralleltitel (Englisch)
The franchisee’s indemnity in Europe ; a phenomenon of the German speaking area?
Publikationsjahr
2011
Umfangsangabe
230 S.
Sprache
Deutsch
Beurteiler*innen
Josef Aicher ,
Alina-Maria Lengauer
Klassifikationen
86 Recht > 86.06 Rechtsvergleichung, Rechtsvereinheitlichung ,
86 Recht > 86.24 Handelsrecht ,
86 Recht > 86.29 Wettbewerbsrecht, Kartellrecht ,
86 Recht > 86.65 Wirtschaftsrecht ,
86 Recht > 86.74 Arbeitsrecht: Allgemeines ,
86 Recht > 86.86 Europarecht: Allgemeines ,
86 Recht > 86.88 Gemeinschaftsaufgaben, Rechtsvereinheitlichung
AC Nummer
AC08806263
Utheses ID
14266
Studienkennzahl
UA | 083 | 101 | |
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