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Männlichkeit und Terrorismus in der Bundesrepublik Deutschland 1970–1977
die mediale Selbst- und Fremddarstelllung der Männlichkeiten in der Roten Armee Fraktion
Stefanie Johanna Katarina Pilzweger
Art der Arbeit
Masterarbeit
Universität
Universität Wien
Fakultät
Historisch-Kulturwissenschaftliche Fakultät
Betreuer*in
Irene Bandhauer-Schöffmann
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Alle Rechte vorbehalten / All rights reserved
DOI
10.25365/thesis.15972
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-30429.71380.786865-1
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Abstracts

Abstract
(Deutsch)
Akteure politischer Gewalt sind zwingend darauf angewiesen mit dem Druckmittel physischer Gewaltausübung größtmögliche Öffentlichkeitswirksamkeit zu erzeugen, um ihrer politischen Weltsicht, ihren Forderungen und Zielen Nachdruck zu verleihen. In meiner Master-Arbeit betrachte ich Terrorismus als kommunikative Strategie und analysiere die Wechselwirkung von Terrorismus und den Massenmedien im speziellen Fall der so ge-nannten ,ersten Generation’ der linksterroristischen Vereinigung Rote Armee Fraktion (RAF), welche zwischen 1970 und 1977 in der Bundesrepublik Deutschland aktiv war. Ich gehe davon aus, dass Geschlechterverhältnisse und -bilder eine maßgebliche Rolle dafür spielen, wie politische Gewalt als deviante Form gesellschaftlichen Handelns gestaltet und legitimiert wird. Im Zentrum meines Forschungsinteresses steht von daher die Frage, wie zeitgenössische Männlichkeitsbilder und -normen sowohl die öffentliche terroristische Selbstinszenierung der RAF, als auch die massenmediale Konstruktion eines terroristischen Bedrohungsszenarios beeinflussten. Meine Arbeit basiert auf folgenden beiden Hauptthesen: Zum einen behaupte ich, dass sich die RAF gemäß ihrer medialen Selbstdarstellung nach dem Strukturprinzip hegemonialer Männlichkeit formierte. Sowohl für männliche, als auch für weibliche RAF-Mitglieder hatte das Ideal eines Guerillakämpfers in maskulin-militaristischer Fasson Gültigkeit. Zum anderen stellte ich die These auf, dass die mediale Konstruktion einer Krise der Männlichkeit innerhalb der RAF durch die bürgerlichen Mainstream-Printmedien als regulierende Medienpraxis zu begreifen ist. Das mediale Portrait gesellschaftsfeindlicher RAF-Terroristen als hypermaskulin und/oder effeminiert zielt darauf ab, neben der rechtsstaatlichen auch die geschlechtliche Ordnung der Bundesrepublik Deutschland aufrecht zu erhalten und zu stabilisieren. Die RAF galt in der Bundesrepublik Deutschland als erste terroristische Gruppierung, in der sich entgegen althergebrachter Geschlechterstereotypien Männer wie Frauen der Männerdomäne des politischen Kampfes verschrieben haben. Aus der medialen Darstellung einer Geschlechterunordnung innerhalb der RAF ist die enorme Verwirrung und Verunsicherung abzulesen, welche eine gemischtgeschlechtliche terroristische Organisation hervorrief. Aus meiner Master-Arbeit geht hervor, dass im Terrorismusdiskurs der Jahre 1970 bis 1977 die beträchtlichen Veränderungen der patriarchal-hierarchischen Geschlechterverhältnisse seit den 1960er Jahren mitverhandelt wurden.
Abstract
(Englisch)
Terrorist activists are manifestly dependent on the broad public impact of their violent terrorist attacks in order to draw greatest possible attention to their political claims and world views. In my master’s thesis I refer to the phenomenon of terrorism as a strategy of communication. The reciprocity of terrorism and the mass media should and can be analyzed in the specific case of the so called ‘first generation’ of the radical leftwing terrorist group The Red Army Faction (RAF), which was active in the Federal Republic of Germany from 1970 to 1977. Gender relations and images play a central role in the way that political violence as a deviant form of social interaction is shaped, judged and legitimised. Therefore the question of how contemporary norms and images of masculinity influenced the public self-stylization of the RAF as well the mainstream mass media’s construction of a terrorist threat scenario has guided my research. I followed two major lines of argument in my thesis: Firstly, I claim that the RAF was structured and organized according to the structural principle of hegemonic masculinity. The image of a masculine guerilla fighter served as desirable role model for male and female RAF-members. Secondly, I suggest that the propagation of a crisis of masculinity within the RAF by the mass media can be seen as regulative media practice with the aim of underpinning the traditional gender and value order in the Federal Republic of Germany. The print media’s portrait of effeminate and/or hypermasculine male RAF-terrorists reflects the enormous upset caused by a terrorist organization in which both men and women dedicated themselves to the male domain of political violence. Considerable changes to the traditional, patriarchal structured gender relations initiated in the 1960s were re-negotiated in the gendered discourse about the RAF-terrorism between 1970 and 1977.

Schlagwörter

Schlagwörter
(Englisch)
hegemonic masculinity masculinity terrorism left wing terrorism Red Army Fraction RAF Federal Republic of Germany
Schlagwörter
(Deutsch)
hegemoniale Männlichkeit Männlichkeit Terrorismus Linksterrorismus Rote Armee Fraktion RAF Bundesrepublik Deutschland
Autor*innen
Stefanie Johanna Katarina Pilzweger
Haupttitel (Deutsch)
Männlichkeit und Terrorismus in der Bundesrepublik Deutschland 1970–1977
Hauptuntertitel (Deutsch)
die mediale Selbst- und Fremddarstelllung der Männlichkeiten in der Roten Armee Fraktion
Publikationsjahr
2011
Umfangsangabe
141 S.
Sprache
Deutsch
Beurteiler*in
Irene Dr. Bandhauer-Schöffmann
Klassifikationen
15 Geschichte > 15.06 Politische Geschichte ,
15 Geschichte > 15.07 Kulturgeschichte ,
15 Geschichte > 15.43 Deutsche Geschichte des 19. und 20. Jahrhunderts
AC Nummer
AC08761744
Utheses ID
14330
Studienkennzahl
UA | 066 | 608 | |
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