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Consequences of "development" & globalization in Cape Verde
on aspects of exclusion and "identity construction"
Hanna Stepanik
Art der Arbeit
Diplomarbeit
Universität
Universität Wien
Fakultät
Philologisch-Kulturwissenschaftliche Fakultät
Betreuer*in
Walter Schicho
DOI
10.25365/thesis.16198
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-29380.21608.902260-9
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(Print-Exemplar eventuell in Bibliothek verfügbar)
Abstracts
Abstract
(Deutsch)
Die kapverdischen Inseln erleben seit den frühen 1990er Jahren einen enormen Wandel. Nach der Unabhängigkeit im Jahre 1975 gewann 1991 die konservative, mitte-rechts Partei MpD die ersten Mehrparteienwahlen und initiierte in der Folge einen Prozess marktorientierter Wirtschaftsreformen – vor allem in Form von massiven Privatisierungen – um Globalisierung als Lösung für die wirtschaftlichen Schwierigkeiten des Landes voranzutreiben. Diese neoliberalen Reformen wurden von der ehemaligen Unabhängikeitspartei PAICV, die im Jahr 2001 die Macht wiedererlangte, mehr oder weniger fortgesetzt.
Die kapverdianische Wirtschaft ist stark abhängig von den Remittances, die von der großen Anzahl der in der Diaspora lebenden Emigranten geschickt werden, und von ausländischer Entwicklungszusammenarbeit. In den letzten Jahren erlebte das Land jedoch ein noch nie dagewesenes Wirtschaftswachstum. Dieser Aufschwung basiert vor allem auf der boomenden Tourismusindustrie und auf privaten Auslandsinvestitionen, insbesondere aus Portugal und Italien. Gleichzeitig haben die Remittances und die Entwicklungszusammenarbeit allerdings angefangen zu sinken. Im Jahr 2008 wurden die Kapverden zum Status eines MDC (Middle Development Country) “hochgestuft” und wird seither als “Afrikanische Erfolgsgeschichte” gepriesen.
Diese rezente “Entwicklung” hat jedoch eine simplifizierte Definition von “Entwicklung” zur Grundlage, die im politischen und ökonomischen Diskurs weit verbreitet ist und “Entwicklung” nur im Sinne von Wirtschaftswachstum misst. Trotz des Wirtschaftsaufschwungs ist die Arbeitslosigkeit weiterhin relativ hoch, die Einkommensschere wächst, und es bilden sich zusehends neue urbane Armenviertel. Kapverdianische Marktfrauen (Rabidantes) – eine wichtige ökonomische, soziale, und generationsübergreifende Gruppe – verlieren aufgrund der jüngsten ausländischen Privatinvestitionen ihre Existenzgrundlage. Diese Vorgänge werden im Großen und Ganzen von der kapverdianischen Regierung ignoriert oder verschwiegen, da sie nicht in das Bild eines “modernen”, “entwickelten” Landes passen.
“Kulturelle” oder “nationale” Identitätskonstruktion ist auf den Kapverden stark verankert in Diskussionen bezüglich der Nähe zu Afrika oder Europa. Die rassialisierten Wahrnehmungen von “Afrikanisch” bzw. “Europäisch” und die rassialisierte, gesellschaftliche Hierarchisierung bestehen teilweise bis heute fort und sind untrennbar voem historischen Kontext des Portugiesischen Kolonialismus und dessen rassistischen Klassifikationssystems. Im gegenwärtigen Kontext von “Entwicklung” und Globalisierung werden diese Vorstellungen von “Afrikanisch” und “Europäisch” weiters mit “unterentwickelt” und “entwickelt” assoziiert. In diesem Zusammenhang erleben viele kapverdianische Jugendliche eine Veränderung ihrer Möglichkeiten (beipielsweise die Verbreitung des Internets) ihre Identität entsprechend den allgemeinen Erwartungen bezüglich der für die Teilnahme an dieser “Entwicklung” notwendigen Eigenschaften “anzupassen”. Es wird somit argumentiert, dass die Klassifikationen von “Afrikanisch” und “Europäisch” – und folglich von Identitäten – heutzutage mit mehr oder weniger Chancen bzw. Möglichkeiten assoziiert werden. Dementsprechend sind diese Vorstellungen weiterhin rassialisiert und werden als relevant bzw. irrelevant für den persönlichen Aufstieg eines Menschen angesehen.
Abstract
(Englisch)
The Cape Verde islands have been undergoing enormous transformation since the early 1990s. After independence in 1975, the conservative center-right MpD won the first multi-party elections in 1991 and subsequently initiated a process of market-oriented economic reforms, primarily in the form of massive privatizations, to promote globalization as a solution to the country’s economic difficulties. These neoliberal reforms were more or less continued by the former independence-party PAICV, which regained power in 2001.
The Cape Verdean economy heavily depends on the remittances sent by the great number of emigrants living in the diaspora and on foreign development assistance. In recent years, however, the country experienced an unprecedented economic growth. This upswing is first and foremost based on the booming tourism industry and on private foreign investments, primarily from Portugal and Italy. At the same time, however, remittances and development assistance have started to decline. In 2008, Cape Verde was “upgraded” to the status of an MDC (Middle Development Country) and is since praised as the “African success story”.
Yet, this recent “development” is based on a simplified definition of “development” used in the common political and economic discourse, which measures “development” only in terms of economic growth. In spite of the economic upturn, the unemployment rate remains relatively high, the income gap is increasing, and new urban slums are forming rapidly. Cape Verdean market women (Rabidantes), an important economic, social, and generational group, are losing their basis of existence due to recent private foreign investments. These instances are generally ignored or concealed by the Cape Verdean government as they do not fit into the picture of a “modern”, “developed” country.
In Cape Verde, “cultural” or “national” identity construction has been firmly established in discussions regarding the closeness to Africa or Europe. The racialized perceptions of “African” and “European”, respectively, and the racialized, societal hierarchization have partly continued up until the present and are not separable from the historical context of Portuguese colonialism and its racist system of classification. In the contemporary context of “development” and globalization, these notions of “African” and “European” are further associated with “undeveloped” and “developed”. In this regard, many Cape Verdean adolescents are experiencing a modification of their opportunities (i.e. the dissemination of the Internet) to “adapt” their identity in accordance with the general expectations concerning the necessary attributes to partake in this “development”. It is therefore argued that the classifications of “African” and “European” – and thus of identities – today are associated with more or less chances and opportunities, respectively. Consequently, these notions are still racialized and considered relevant and irrelevant, respectively, to a person’s personal advancement.
Schlagwörter
Schlagwörter
(Englisch)
creole Cape Verde identity development globalization internet racism
Schlagwörter
(Deutsch)
Kreol Kapverde Identität Entwicklung Globalisierung Internet Rassismus
Autor*innen
Hanna Stepanik
Haupttitel (Englisch)
Consequences of "development" & globalization in Cape Verde
Hauptuntertitel (Englisch)
on aspects of exclusion and "identity construction"
Paralleltitel (Deutsch)
Folgen von "Entwicklung" & Globalisierung auf Kapverde: Zu Aspekten der Exklusion und "Identitätskonstruktion"
Publikationsjahr
2011
Umfangsangabe
127 S. : Ill., Kt.
Sprache
Englisch
Beurteiler*in
Walter Schicho
Klassifikationen
10 Geisteswissenschaften allgemein > 10.99 Geisteswissenschaften allgemein: Sonstiges ,
73 Ethnologie > 73.73 Ethnische Identität
AC Nummer
AC08799347
Utheses ID
14533
Studienkennzahl
UA | 057 | 390 | |