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Das Wappenbuch der Stadt Wien
Monika Sollmann
Art der Arbeit
Dissertation
Universität
Universität Wien
Fakultät
Philologisch-Kulturwissenschaftliche Fakultät
Betreuer*in
Christian Lackner
DOI
10.25365/thesis.16201
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-29961.79324.799269-1
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(Print-Exemplar eventuell in Bibliothek verfügbar)
Abstracts
Abstract
(Deutsch)
Das „Wappenbuch der Stadt Wien“ besteht aus 92 aufwendig gestalteten Pergament-blättern mit den gemalten Wappenbildern, einem Widmungsgedicht und einem Vorwort, in dem das Ziel des Prachtkodex` vorgegeben ist, nämlich Bürger, die sich in jüngster Vergangenheit bewährt hatten, künftigen Generationen als Vorbild zu dienen und auch verdiente Amtsträger aufgrund ihrer hervorragenden Taten auf ewig zu würdigen. Bei der Untersuchung hinsichtlich Motivation, Ausfertigungsart und Bedeutung einer eventuellen Wappenbesserung für den jeweiligen Bürger erwies sich eine Dreiteilung der Arbeit als sinnvoll.
Der erste Abschnitt befasst sich kursorisch mit der Institutionalisierung des Bürger-standes, insbesondere ab der Epoche unter Kaiser Maximilian I. und der sich aus dieser Verwaltung ergebenden Entwicklungsstadien an den Fürsten- und Kaiserhöfen.
Die Entwicklung der heraldischen Ausformungen von der klassischen Blütezeit der Heraldik im 2. Mittelalter bis zu den vorliegenden gemäldeartigen, narrativen Pergament-folien des „Wappenbuches“ ist im zweiten Abschnitt behandelt. An Beispielen von Wappen mit allen Haupt- und Nebenbestandteilen, dem Hinweis auf die Antikenrezeption des relevanten Zeitraumes, vor allem in der Architektur der Sakralbauten und den sich darin befindenden üppigen Altargestaltungen, wird der Versuch einer erklärbaren Entwicklung zum vorliegenden „Wappentheater“ nachgezeichnet. Ebenso wird auf das Thema „Wappenrecht“ eingegangen, gab es doch ab dem 14. Jahrhundert in gehäufter Form Nobilitierungen mittels Wappenbriefen. Ein grosser Teil der Arbeit ist der Untersuchung von Ansuchen um Nobilitierungen bzw. Wappenbesserungen und den entsprechenden Konzepten zu den Wappenbriefen gewidmet, die im „Allgemeinen Verwaltungsarchiv“ des „Österreichischen Staatsarchivs“ aufbewahrt sind. Ein faksimiliertes Ansuchen aus 1606 vom damaligen Bürgermeister und Initiator des „Wappenbuches“, Daniel Moser, und das Konzept zu einem entsprechenden Wappenbrief sind exemplarisch eingearbeitet.
Die Suche in Zeremonialprotokollen nach einem Beweis für Festlichkeiten im Kontext mit Nobilitierungen von Bürgern in der genannten Epoche blieb ergebnislos. Demnach dürfte der Erhalt eines Diploms – nach Bezahlung der entsprechend hohen Taxen und einer Ausfertigungsgebühr – im Vollzug lediglich ein Magistratsakt gewesen sein, der im diamentralen Gegensatz zu der inhaltlichen Bedeutung des Ausgezeichneten stand.
Der dritte Abschnitt ist der umfangreichste Teil der Arbeit. In diesem Bildteil ist jede Abbildung hinsichtlich: Name und Stand des Wappeninhabers, seine Amtszeit(en), der ausführenden Künstler des Bildes, die Anführung einer Stadtrechnung für diesen (wenn vorhanden), eine nachgewiesene Standeserhöhung des Bürgers (wenn vorhanden), Wappenentwürfe aus dem Adelsarchiv (wenn vorhanden), die Blasonierung des Wappens im vorliegenden Bild, die Zuordnung der Wappen in den Kartuschen (wenn vorhanden), und eine ausführliche Ikonographie, bedarfsweise mit Bibelzitaten, untersucht und dargestellt.
Die 85 Wappenbilder wurden von acht verschiedenen Malern gearbeitet, wobei Hieronymus Kholl, Hans Georg Payer und Johann Schlagwein den grössten Anteil fertigten. Der Kodex ist, getrennt mit Abteilungsblättern, nach sechs Ämtergruppen geordnet: Stadtanwälte, Bürgermeister, Stadtrichter, Oberstadtkämmerer, Stadtschrei-ber und Ratsherren. Je nach Name und Funktion der Protagonisten bemühten sich die Künstler um eine kontextuelle Komposition. Sehr oft wird der Vorname mit dem entsprechenden Heiligen zitiert, die Bürgermeister begleitet oft die Allegorie der Stadt Wien, die Stadtrichter werden meist mit der Allegorie Justitia versehen, die Oberstadt-kämmerer und Stadtschreiber eher mit Allegorien verschiedener Tugenden, währende bei den Ratsherren häufig Vanitassymbole zu finden sind, was auf eine posthume Verewig-ung im „Wappenbuch“ schliessen lässt.
Ein Korrelat der Wappen im Wappenbuch mit den Recherchen von Karl Uhlirz, den Aufzeichnungen von Karl Frank zu den Nobilitierungen, und die Einsichtnahme in die Adelsakten im „Allgemeinen Verwaltungsarchiv“ des „Österreichischen Staatsarchivs“ brachte eine wertvolle Erweiterung der Erkenntnisse. Im Kontext mit den schon erarbeiteten Fakten ergaben sich meist eindeutige Zuordnungen. Die vorgefundenen Blasonierungen und originalen Wappenentwürfe sind den ausgeführten Wappen im „Wappenbuch“ gegenübergestellt. Daraus sind idente Wiedergaben wie auch Abweich-ungen erkennbar. Insgesamt wurden von den 80 verschiedenen Wappen in den Wappenbildern 53 Adelsakten ausgehoben, die Blasonierungen überprüft und 79 verschiedene Wappenentwürfe zum Vergleich herangezogen. Für 21 Bürger konnten 40 originale Entwürfe aus den Adelsakten den Texten hinzugefügt werden. Von identen Wiedergaben im „Wappenbuch“ über Variationen unter Verwendung der vorgegebenen Grundelemente reicht das Spektrum der Entwürfe. Die Untersuchung untermauert die These, dass die Maler bereits existierende Wappen in ihre Kompositionen eingearbeitet haben.
Die Frage nach einem gleichartigen Werk, wie dem vorliegenden, bleibt derzeit unbeant-wortet. Ebenso die Entscheidung, für eine kollektive, repräsentative Selbstdarstellung des Bürgertums das Vollwappen zu wählen. Das Bestreben, nicht nur ein Wappen verliehen oder bestätigt zu bekommen, sondern auch nobilitiert zu werden, scheint Ziel eines bür-gerlichen Stolzes gewesen zu sein und als Resultat seinen Niederschlag im Prachtkodex des „Wappenbuches der Stadt Wien“ gefunden zu haben.
Abstract
(Englisch)
Following the upheaval of the 30-years-war (1618-1648) citizens of Vienna decided to reorganize the weapons in the arsenal under the leadership of the lord major Daniel Moser and other town councillors.
The municipal aldermen recognized this as a historical act and ordered a splendid book in the prevailing taste of the time with their coats of arms as a memorial to future generations. The result was the Vienna`s Book of Heraldry = “Wappenbuch der Stadt Wien”. - It is still possible to see ornamented heraldry in offices and state rooms.
The thesis is split into three parts:
I. Citizens
The goal was to find out how the middle class developed into a socially established persisting structure. The evolution of cities led to the creation of new structures in the community. On the one hand initiatives came from below, on the other hand roles were ordered by the upper class. In this chapter the changes and differences in the population, their rights, obligations and responsibilities are described. The first attempts to legislate resulted in an administrative authority that first appeared in some noble courts and also lead to pronounced social differences. All this had consequences for town citizens as of the year 1500 through to the 18th century and even later. Using Vienna as a paradigm it is possible to study the middle class, their duties and their responsibilities.
II. Heraldry
There does not exist a certain date from which time on coats of arms were used. The question arises as to where, how or why coats of arms were made, used and applied, and did there exist codifications? A short account of the history of heraldry explains the development from a mere blazon during a fight to a splendid embodiment show parade of a knightly tournament. The similarities and differences between the nobles and citizens` coats of arms are explained. Also the development of heraldry into the special and unique form which is shown in the “Wappenbuch” is explained out of a historical cultural heritage and history of heraldry perspective.
Through examining the old documents in the archive for nobility in “Österreichisches Staatsarchiv” it was possible to find out how similar or different the coats of arms in the documents are compared to the corresponding paintings in the “Wappenbuch”.
III. Vienna`s Book of Heraldry – „Das Wappenbuch der Stadt Wien”
This part demanded the most extensive work. In the time from 1626 until 1736 ninetyeight pages with paintings on parchment paper were produced and eachone was studied. After a general introduction into how the “Wappenbuch” came into being, each illustration and coat of arms is ascribed to a certain citizen and described in detail. All allegories and attributes assigned to angels, saints and other presented figures are defined.
The intention of this thesis has not been to make a critical examination of the artistic quality, but rather to describe the content.
The report by Karl Uhlirz in “Mittheilungen des Instituts für Österreichische Geschichts-forschung“ from 1893, describes the beginning of the “Wappenbuch” and lists the names of those people who have been honoured, and those of the illustrators. Significant publications have sometimes mentioned the “Wappenbuch”, but until now there does not exist any academic paper. Therefore, the present thesis is unique. According to the detailed inquiries and incorporation of the many available illustrations the thesis became long. It should be made accessible for all interested people in real and digital form, as the precious original is deposited for safe keeping in a vault in ”Wiener Stadt- und Landesarchiv”. The “Wappenbuch” can only be viewed when special precautions have been made.
Schlagwörter
Schlagwörter
(Englisch)
coats of arms heraldry citizens Vienna 17th century
Schlagwörter
(Deutsch)
Wappen Wappenbuch Heraldik Bürgertum Wien 17. Jahrhundert
Autor*innen
Monika Sollmann
Haupttitel (Deutsch)
Das Wappenbuch der Stadt Wien
Paralleltitel (Englisch)
Vienna's Book of Heraldry
Publikationsjahr
2011
Umfangsangabe
521 S. : Ill., graph. Darst.
Sprache
Deutsch
Beurteiler*innen
Georg Scheibelreiter ,
Gregor Lechner
Klassifikation
15 Geschichte > 15.12 Genealogie, Heraldik
AC Nummer
AC08773147
Utheses ID
14536
Studienkennzahl
UA | 792 | 312 | |