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Die Nationalratswahl 1986
unter besonderer Berücksichtigung des Inseratewahlkampfes der Bundes-ÖVP
Markus Hammer
Art der Arbeit
Masterarbeit
Universität
Universität Wien
Fakultät
Historisch-Kulturwissenschaftliche Fakultät
Betreuer*in
Karl Vocelka
DOI
10.25365/thesis.16379
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-29864.91465.456853-4
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(Print-Exemplar eventuell in Bibliothek verfügbar)
Abstracts
Abstract
(Deutsch)
Die Nationalratswahl vom 23. November 1986 ist eine ganz besondere Wahl, weil sich seit dieser Wahl vor 25 Jahren das Parteienspektrum nur geringfügig verändert hat. Noch heute sind die Sozialdemokratische Partei Österreichs (SPÖ), die Österreichische Volkspartei (ÖVP), die Freiheitliche Partei Österreichs (FPÖ) und die Grünen im Österreichischen Parlament vertreten. Bei der Nationalratswahl 1986 hatten die Grünen erstmals den Einzug in den Nationalrat geschafft und der im September 1986 erstmals zum Bundesparteiobmann der Freiheitlichen gewählte Jörg Haider erreichte einen ersten bundesweiten Wahlerfolg für die FPÖ.
Der Wahlkampf 1986 war geprägt vom Duell der beiden Großparteien SPÖ und ÖVP um die Spitzenposition. Die Entwicklung seit der vorangegangen Wahl 1983 ließ es zu, dass die Volkspartei den Sozialisten „immer näher kam“ und den ersten Platz strittig machte. Die ÖVP wollten, nach 16 Jahren Opposition, Platz eins erreichen, und: sie wollte den Bundeskanzler stellen.
Meine Masterarbeit beleuchtet die politischen Entwicklungen ab der Nationalratswahl 1983 bis hin zur Wahl im Herbst 1986. Es werden die bedeutendsten politischen Ereignisse, wie z.B. die Verstaatlichten-Krise, der Anti-Hainburg-Protest, der „Fall Reder“ oder die umstrittene Wahl Kurt Waldheims zum Bundespräsidenten im Frühjahr 1996 beleuchtet. Denn diese Ereignisse bildeten schließlich den „politischen Boden“ für die Wahlauseinandersetzung im Oktober und November 1986. Aus den verschiedensten Analysen und aus zeitgenössischen Berichten von Spitzenpolitikern und Experten der Bereiche Politikwissenschaft, Sozialwissenschaft und der Meinungsforschung, stelle ich den Nationalratswahlkampf 1986 „global“ dar. Weiters filtere ich insbesondere die Wahlkampfstrategien der beiden Großparteien heraus. Spezielles Augenmerk lege ich auf den Inseratewahlkampf, welcher sich zwischen SPÖ und ÖVP ereignet hat.
Die SPÖ lieferte einen gleichmäßigen und einheitlichen Wahlkampf und setzte dabei vor allem auf ihren Spitzenkandidaten Franz Vranitzky. Dieser beendete im September 1986 die seit 1983 regierende Koalition aus SPÖ und FPÖ und rief Neuwahlen aus. Mit der Negativ-Kampagne betreffend eines angeblichen „ÖVP-Geheimpapiers“ gelang der SPÖ ein richtiggehender Volltreffer in diesem Wahlkampf. Schoss sie doch damit das Steuerthema, eines der Hauptthemen der ÖVP, regelrecht ab. Die ÖVP hingegen ließ eine einheitliche Linie vermissen und „stolperte“ mehr durch diesen Wahlkampf, als das sie eine einheitliche Wahlkampflinie präsentierte. Auch an den Inseraten lässt sich erkennen, dass sich die ÖVP-Strategen nicht entscheiden konnten, ob sie auf den ursprünglich geplanten Themenwahlkampf setzen, oder sich auf den Persönlichkeitswahlkampf der SPÖ einlassen sollten. Die Grundbotschaften des Wahlkampfs der ÖVP, wie zum Beispiel die Forderung nach einer „Wende“, dass ein „neuer Anfang“ gemacht werde müsse, dass es eine „andere Politik“ brauche, war zwar auch vom Wähler – bei Arbeitsmarktpolitik, Verstaatlichtenpolitik, Wirtschaftspolitik, Demokratiepolitik usw. – anerkannt, allerdings setzte die ÖVP diese Stimmung nicht für sich um. Die WählerInnen, die Protest artikulieren wollten, wählten andere, beispielsweise die FPÖ. Die Gründe dafür sind vielfältig, es lag sicher auch an der unterschiedlichen Darstellung des VP-Spitzenkandidaten Alois Mock. Die ganzseitigen Inserate zu Beginn des Wahlkampfes vermittelten das Bild eines dynamischen, sympathischen Mannes. Seine Auftritte im Wahlkampf, speziell bei der TV-Konfrontation mit Vranitzky, zeigten dann ein anderes Bild: verkrampft, unlocker, müde, abgekämpft. Die ÖVP konnte nicht vermitteln, dass diejenigen, die eine Wende wollten, auch ÖVP wählen mussten. Der ÖVP gelang es nicht dem Spitzenkandidaten der SPÖ den „Schwarzen Peter“ für steigende Arbeitslosigkeit, VOEST-Debakel usw. anzuhängen. Die ÖVP griff zwar in den Inseraten die SPÖ und deren Politik heftig an, doch gerade diese war ja eigentlich unterrepräsentiert – man sah überall nur Vranitzky – nicht die Partei. Und die Angriffe der ÖVP auf die SPÖ waren bei weitem nicht so erfolgreich, wie die SPÖ-Kampagne zum „ÖVP-Geheimpapier“.
Die ÖVP hatte es nicht geschafft diese Nationalratswahl zu einer Abstimmung über Themen und Konzepte zu machen. Der Wahlkampf entwickelte sich zu einer Diskussion über mögliche Koalitionsvarianten und Ministerlisten und somit lief die Wahlkampfstrategie der ÖVP völlig am tatsächlichen Geschehen vorbei. Zuletzt wurde die Wahl zu einer Abrechnung der WählerInnen mit den Großparteien und nicht mit den Regierungsparteien, wobei die FPÖ – eigentlich als eine solche – und die „Grünen“ besser punkten konnten. Die ÖVP musste als Oppositionspartei durch die Finger schauen.
Schlagwörter
Schlagwörter
(Deutsch)
Nationalratswahl 1986 1986 Mock Vranitzky Haider Inserate Wahlkampf
Autor*innen
Markus Hammer
Haupttitel (Deutsch)
Die Nationalratswahl 1986
Hauptuntertitel (Deutsch)
unter besonderer Berücksichtigung des Inseratewahlkampfes der Bundes-ÖVP
Publikationsjahr
2011
Umfangsangabe
150 S. : Ill., graph. Darst.
Sprache
Deutsch
Beurteiler*in
Karl Vocelka
Klassifikation
15 Geschichte > 15.06 Politische Geschichte
AC Nummer
AC08790482
Utheses ID
14687
Studienkennzahl
UA | 066 | 803 | |